Schon seit mehreren Generationen ist Guillem, mein Guide im Palau de la Música, mit diesem ganz besonderen Konzertsaal verbunden. Schon sein Opa war einer der Sponsoren, die den Bau und Erhalt des „Musikpalasts“ mit Spendengeldern finanziell unterstützten. Heute führt Guillem die Besucher aus aller Welt durch das ehrwürdige Gebäude. Sein Engagement und seine Freude spürt man richtig. Während er mit  uns kreuz und quer durch den Palau läuft, sprüht er geradezu vor echter Begeisterung.

Palau de la Musica Barcelona

Total fasziniert wandere also auch ich durch die Eingangshalle, über die Treppen in den großen Konzertsaal und staune. Der Palau ist lebendig. Domènch i Montaner hat etwas Einzigartiges geschaffen. Guillem meint, wir sollen uns vorstellen, wie es in Barcelona hier um die letzte Jahrhundertwende ausgesehen hat, also so um 1900 rum. Die enge Altstadt platzte aus allen Nähten, es herrschte mal wieder Krise und die Leute hatten kein Geld. Die mittelalterliche Stadtmauer wurde gerade erst eingerissen und nördlich der heutigen Plaça Catalunya entstand ein komplett neuer, auf dem Reißbrett geplanter Stadtteil, die Eixample. Auf den großen, neugewonnenen Freiflächen tobten sich die bekanntesten und berühmtesten Architekten der Zeit aus.

Ein Volkschor, der Orfeó Català, wurde ungefähr zur selben Zeit gegründet und hatte schnell riesigen Erfolg. Bald brauchte man einen Konzertsaal. Mit Hilfe von Spenden gelang es dem Chor ein kleines Grundstück in den dunklen Gassen des Barrio de Ribera zu erwerben. Der große Lluis Domènech i Montaner übernahm die komplizierte Organisation und Koordination des Projekts. Er entwarf mit den einfachsten und günstigsten Materialien und einem unglaublichen Einfallsreichtum einen lichtdurchfluteten Palast. Er holte das brodelnde Leben von der Straße in den prächtigen und doch irgendwie heimeligen Konzertsaal hinein.

Palau de la Musica Barcelona

Die Flure im Gebäude sehen aus wie mit Teppich ausgelegte, elegante Flaniermeilen. Lampen werfen wie Straßenlaternen ihr Licht auf die Treppen und auf dem kleinen Balkon des Palau de la Música steht ein ganzer Wald bunter Säulen.

Der Konzertsaal ist alles andere als nüchtern und funktionell. In der Mitte, unter der Decke, leuchtet ein riesiges, kurviges Fenster aus buntem Glas, das wie eine Sonne warmes Licht auf die märchenhafte Welt aus Fabelwesen, Musen und exotischen Pflanzen wirft.

Palau de la Musica Barcelona

Die Bühne selbst ist ein echtes Spektakel. An der Rückwand ragen Musen mit dem Oberkörper halb aus der Wand heraus. Sie sind alle in unterschiedliche Kleider und Trachten gehüllt, jede spielt ein anderes Instrument. Guillem erklärt, dass diese Musen so verschieden sind, weil sie verschiedene Bevölkerungsschichten und verschiedene Kulturen darstellen. Multikulti zur Jahrhundertwende. Leider kann ich nicht näher an die Bühne heran, um mir die Musen genauer anzusehen, denn während wir den Saal ganz leise besichtigen, übt gerade eine Pianisten für den Auftritt am Abend. Da dürfen wir natürlich nicht stören.

Palau de la Musica

Der Palau de la Música Catalana ist zwar weltoffen und multikultrurell, gleichzeitig aber auch ein Ort, an dem sich viele Katalanen „zuhause“ fühlen. Sie identifizieren sich mit diesem Gebäude und seiner Geschichte. Und natürlich gibt es auch hier wieder Drachen und Rosen, die an St. Jordi, den Stadtheiligen erinnern. Die Rosen hängen übrigens nicht nur zur Dekoration unter der Decke. Voll geschickt, sind sie auch ein wichtiger Bestandteil der Akustik des Saals!

Konzertsaal Palau de la Musica Barcelona

Die Magie des Palau de la Música erfasst nicht nur das Publikum. Auch die Künstler, die hier auftreten, sind von dieser kleinen, aber einmaligen Bühne begeistert. Ursprünglich war das Gebäude zwar für Chormusik ausgelegt, mittlerweile hat man aber (wieder mit Hilfen von Spendengeldern – der Chor ist immer noch Eigentümer des Palau de la Música Catalana) die Akustik so verbessert und verfeinert, dass hier nicht nur Chöre, sondern große klassische Konzerte, aber auch Jazz, Pop oder Reggae gespielt wird!

Stanislav Stepanek, ein Violinist und Freund von mir, der schon im Palau musiziert hat, meinte vor meinem Besuch dort zu mir:  Du wirst einfach umgehauen. Es ist fast zuviel Schönheit auf einmal.

Konzertsaal Palau de la Musica Barcelona

Konzertsaal Palau de la Musica Barcelona

Konzertsaal Palau de la Musica Barcelona

Musikpalast der Palau de la Musica

Und wieder eine paar nützliche Infos zum Nachreisen, wenn Ihr mal wieder in Barcelona seid:

Adresse: Palau de la Música

Palau de la Música, 4-6
Metro: Urquinaona
Website: www.palaumusica.cat

Palau de la Musica Licht Fenster Barcelona

Palau de la musica Catalana Barcelona Treppe

Palau de la Musica Dach Barcelona

Halle Palau de la Musica Catalana

Eingang Eintritt Palau de la Musica

Palau de la Música – Eintritt

Eintritt Erwachsene: 18 €
Kinder unter 10 Jahre kostenlos, wenn sie von einem Erwachsenen begleitet werden
Vergünstigungen für Familien, Renter, Studenten ….
Am ersten und letzten Mittwoch im  Monat kosten die Führungen in der Mittagszeit nur 9 €
12’30 h (auf Katalanisch) und 13’30 h (auf Spanisch)

Die Eintrittspreise zu den Konzerten am Abend  sind total unterschiedlich. Besser rechtzeitig Karten besorgen!

Palau de la Musica Catalana Barcelona