Wenn du das Glück hattest, als junger Mensch in Paris zu leben, dann trägst du die Stadt für den Rest deines Lebens in dir, wohin du auch gehen magst, denn Paris ist ein Fest fürs Leben.
(Zitat von Ernest Hemingway, zu einem Freund , 1950, aus: Paris, ein Fest fürs Leben)
Nach meinem Bummel durch Montmartre will ich unbedingt noch einen Abstecher ins Marais machen, bevor heute Nachmittag mein Flugzeug wieder Richtung Barcelona abhebt. Wenn ich schon mal wieder in Paris bin, muss ich wenigstens einmal in dieses kleine Viertel, das gleich hinter Beaubourg, dem bunten Centre Pompidou, anfängt.
Ursprünglich hatte der Templerorden hier sein Hauptquartier. Die Reichen und Schönen der Pariser High Society zogen im 17. Jahrhundert gern in die schicken, neuen Villen der damals noblen Gegend. Nach der Französischen Revolution sah das dann schon ganz anders aus. Immer mehr Künstler und Arbeiter zogen ins Marais, und schon bald sammelten sich auch Angehörige der unterschiedlichsten Religionen im Viertel. Vor allem jüdische Bewohner, aber auch immer mehr Chinesen kamen hierher und blieben.
Ich bummle an diversen Kosher-Burger Läden vorbei, die Straßen sind voller kleiner Cafés und bunter Boutiquen. Heute scheint ein jüdischer Feiertag zu sein, denn ich begegne auffällig vielen, feierlich gekleideten Juden, die mit palmenartigen Zweigen in der Hand umhereilen. An den Schawarma- und Falaffel-Läden herrscht Hochbetrieb. Richtige Schlangen haben sich teilweise gebildet. Ich suche mir lieber ein ruhiges Café und finde das „Pick Clops“ in der rue Vieille du Temple. Gemütlich schlürfe ich meinen Milchcafé, bevor ich in Richtung Rive Gauche, auf die „andere“ Seite der Stadt weiter spaziere.
Vor dem Hôtel de Ville halten mich ein paar junge Mädchen an. Sie wollen mir einen Pfadfinderkalender verkaufen. Leider kann ich den überhaupt nicht gebrauchen, aber sie sind so lieb und engagiert bei der Sache, dass ich zwei Euro in ihre Kasse spende und den Kalender da lasse.
Auf der Brücke über die Île de la Cité sitzt ein Gitarrenmann und musiziert andächtig. Dabei hält er die Gitarre wie eine Zitter auf dem Schoss. Aus einem kleinen Verstärker klingt seine Musik über die Seine – wunderschön!
Und dann bin ich schon im Quartier Latin. Vor vielen Jahren habe ich mir im Théatre de la Huchette mal ein Plakat zu einem Stück von Eugène Ionesco gekauft. Das war damals einer meiner Lieblingsschriftsteller. Nachdem ich aus Paris zurück war, hing das Poster noch jahrelang in meinem Hamburger WG-Zimmer. Als ich in die rue de la huchette einbiege, sehe ich es schon auf ein paar Meter Entfernung! Exakt das gleiche Plakat kündigt heute noch La Cantatrice chauve und La Leçon von Ionesco an! Hier hat sich absolut nichts geändert.
Ich bleibe noch ein bisschen am linken Seineufer und gehe zu Fuß bis ins 7. Arrondissement, da befindet sich nämlich das Rodin Museum. Das wollte ich mir schon immer mal ansehen. Mit dem Paris Museum Pass habe ich freien Eintritt und kann an der Schlange der Wartenden einfach vorbeigehen. Angeblich hat Rodin in dem prächtigen Palast, der heute das Museum beherbergt früher sogar einmal gewohnt. Ich bin sofort mächtig beeindruckt: Im Garten thront „Der Denker“ auf einem Sockel, inmitten grüner Büsche und umgeben von staunenden Besuchern, die alle ihre Handys, Tablets und Kameras zücken. Neben Rodins Skulpturen gibt es sogar einige Stücke von Rodins Geliebter, Camille Claudel. (Kennst Du den Film Camille Claudel? Ich fand den damals total toll! )
Leider muss ich schon in einer Stunde am Flughafen sein. Ich schaffe es nicht, mir alles in Ruhe anzusehen. Aber ins Rodin Museum werde ich wieder gehen! Und dann aber mit richtig viel Zeit!
Hinweis: Vielen Dank an die Französische Zentrale für Tourismus, die mich zu diesem kleinen Paris Abenteuer eingeladen und mir den Paris Museum Pass zur Verfügung gestellt hat.
Ich glaub‘, ich muss da mal shoppen. 😉
ich komm‘ mit! 😉