In keinem Ort Italiens ist die Eisdielendichte so hoch wie in Polignano a Mare. So scheint es zumindest. Gefühlt verkauft jeder zweite Laden in meiner Straße Eis. Mindestens. Allein auf dem kleinen Platz vor dem Centro Storico zähle ich fünf Gelaterias. Und es schmeckt so lecker. In einer Eisdiele besser als in der anderen. Mittag und Abendessen fallen aus. Heute ernähre ich mich von Kaltspeisen. Um herauszufinden, welche Eisdiele hier die beste ist, brauche ich allerdings viel mehr Zeit!

Der Schatz und ich haben uns wirklich bemüht, aber ehrlich, es ist unmöglich, alle zu testen. Dafür haben wir herausgefunden, dass Michi auf frische Eissorten mit Obst wie Maracuja oder Brombeere steht, während ich mich eher in die nussig-cremigen Sorten, gern auch mit Kekskrümeln, stürze. Also beim Eis gibt es jedenfalls keinen Ehestreit.

polignano a mare gelateria eis

In einem kleinen Supermarkt wollen wir dann doch auch mal was anderes kaufen. Im Fernseher läuft der Papst beziehungsweise ein Gottesdienst mit Priestern aus dem Vatikan. Die feierliche Messe wird im italienischen Fernsehen übertragen und die Inhaberin des kleinen Ladens, eine ältere Dame, betet leise mit. Als ich eine Packung echter apulischer Nudeln, fast so gut wie selbst gemacht, einen Liter Wasser und zwei Flaschen Bier an die Kasse stelle, muss sie mit jedem einzelnen Artikel zum Regal zurücklaufen, um nach dem Preis zu sehen. Weil ich dann auch noch nach einem leckeren regionalen Käse frage, muss sie schließlich aber doch ihren Mann holen.

polignano a mare altstadt centro storico

Der Signore berät mich sofort kompetent und freundlich und lässt mich den traditionellen Caciocavallo probieren. Ein lustig geformter Kugelkäse, der längst nicht so deftig schmeckt, wie er aussieht. Fast schon sanft, aber sehr lecker. Cavallo heißt Pferd und Cacio könnte von dem altitalienischen Wort für Käse kommen. Aber so ganz genau weiß man das heute nicht mehr, so alt ist diese für Apulien ganz typische Käsesorte schon. Jedenfalls nehme ich davon eine dicke Scheibe. Dann noch einen alten und einen jungen Pecorino, fertig. Freundlich werden wir verabschiedet. Man wünscht uns noch einen schönen Tag und schon wird weitergebetet.

Polignano a mare apulien klippen meer

Polignano a Mare ist ein relativ kleiner Ort an der Küste Apuliens, südlich von Bari. Die Altstadt zieht sich an hohen Klippen entlang, an die im Herbst die Wellen des Meeres stürmisch peitschen. Doch jetzt im Sommer ist es ruhig und die Leute baden in zwei kleinen Buchten. Als Michi und ich von einem Aussichtspunkt zwischen den Häusern hinaus aufs Meer blicken, entdecken wir auf dem Felsplateau gegenüber ein paar jugendliche Klippenspringer.

polignano a mare klippenspringer
polignano a mare strand

Die jungen Leute baden hier nicht einfach nur, sondern springen tatsächlich von den Klippen mehrere Meter tief ins Wasser. Ein Mädchen scheint noch etwas ängstlich zu sein, und lässt die beiden Jungs zuerst springen. Der Erste hüpft einfach schnurgerade mit den Füßen zuerst ins Meer. Der andere ist sogar noch mutiger. Scheinbar macht er das öfter, denn er springt hoch, dreht in der Luft sogar noch Schrauben und Rollen, bis er mit einem dumpfen Pluff im Wasser verschwindet. Spektakulär!

polignano a mare altstadt centro storico
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Wir bummeln weiter durch die kleinen engen Gassen mit den hübschen Häusern. Nach den ruhigen Tagen im Salento kommt uns Polignano a Mare fast wie eine Großstadt vor. So viele Menschen. Eigentlich sind es natürlich gar nicht so viele. Das kleine Fischerdörfchen ist im Laufe der Zeit sicher gewachsen aber es hat sich die schöne Altstadt immerhin erhalten können. Dort brandet das Meer in wütenden Wellen an die Klippen. Die weißen Häuser stehen dicht an dicht, eng beieinander, wie um sich vor dem Wüten des Meeres zu schützen.

polignano a mare klippen

In einer kleinen Pizzeria neben der Brücke, unter der hindurch es zum Strand geht, bestellen wir weiße Pizza und Wein und Tiramisu und Caffè. Wir essen super lecker und echt günstig. Der Kellner bringt uns sogar Mückenspray und erkundigt sich alle fünf Minuten, ob es denn auch wirklich schmeckt. Ein sehr netter Laden. Wir beschließen gleich morgen Abend wiederzukommen.

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Meine Tipps für Polignano a Mare

Strände in Polignano a Mare: 

In der Stadt selbst gibt es zwei kleine Strände, die natürlich entsprechend voll sind. Wir fanden es zum Baden angenehmer, nach San Vito oder Richtung Monopoli zu fahren und uns dort eine stille kleine Bucht zu suchen.

polignano a mare strand bucht

Die Abbazia San Vito war mal ein bedeutendes Kloster, heute scheint nur noch die Kirche genutzt zu werden. In der „Cala Paura“, der kleinen Bucht vor der Kirche, schwimmen malerisch die bunten Fischerboote im Wasser.

polignano a mare san vito abtei boote Abbazia San Vito

polignano a mare san vito

Eisdiele:
… es gibt wie gesagt unendlich viele Eisdielen. Zu unseren Favoriten gehörte diese hier:
White New Cafe Gelateria
Piazza Aldo Moro, 27
70044 Polignano a Mare

polignano a mare restaurant pizzeriaPizzeria Al Buco Preferito 

Restaurant Pizzeria:
Al Buco Preferito TranquillageOK
Piazza Giuseppe Garibaldi, 4
70044 Polignano a Mare BA
Website: www.albucopreferitotranquillage.it

Überall in Polignano a Mare stoßen wir auf große Plakatwände mit überdimensionalen Fotos eines prachtvollen Restaurants in der Grotte. Grotten gibt es nämlich unterhalb Polignanos auch. Auf den Fotos sieht das Restaurant sehr schön, aber auch sehr edel aus. Hier unten siehst Du es links in der Ecke. Jedenfalls vermute ich, dass es das sein muss. Gegessen haben wir dort nicht.

polignano a mare restaurante grotte

Unterkunft:
Casa Modugno
Piazza Giuseppe Verdi, 11
70044 Polignano a Mare
Das Haus mit den kleinen Ferienappartments liegt sehr zentral kurz vor der Altstadt, direkt hinter dem Touristenbüro und der örtlichen Polizeistelle. Einen Parkplatz zu finden ist hier allerdings keine leichte Aufgabe. Die Casa Modugno bietet einen Park- und Shuttleservice zu einem Parkplatz außerhalb der Stadt. Da der Service nur einmal am Tag gratis angeboten wird, ist das alles etwas umständlich. Anstelle eines Frühstücks gibt es einen Gutschein, für den man in der Eisdiele um die Ecke einen Caffè und ein Cornetto frühstücken kann. Immerhin war unser Zimmer groß und sauber. Der Fernseher überdimensional riesig, das eine Handtuch dafür winzig klein. Preis für 4 Nächte 370 Euro zu zweit.

Polignano a mare domenico modugno volare

Eigentlich wollte ich es gar nicht erwähnen. Aber es geht nicht. Während ich dies hier schreibe, tönt die ganze Zeit ein Lied in meinem Kopf: „Volare – oho, cantare – ohohoho“. Der Sänger dieses Superhits aus den fünfziger Jahren, der offiziell Nel blu dipinto di blu heißt, war Domenico Modugno und stammte aus Polignano a Mare. Auf einem kleinen Platz am Meer hat man dem berühmtesten Sohn der Stadt ein Denkmal gebaut. So, nun ist es raus und der Kopf hoffentlich wieder frei.