Der kleine Ort Portbou ist einem Dornröschenschlaf verfallen. Viel ist hier nicht los, kurz vor der französischen Grenze. Bis auf die Touristen aus Frankreich, die im Juli und August hierher kommen, ist es still geworden, seit der Bahnhof seine Funktion als Haupteingangstor von und nach Europa eingebüßt hat.

DAS PORTBOU CAFÉ IST MITTLERWEILE LEIDER GESCHLOSSEN 

Viel zu sehen gibt es in Portbou nicht. Da ist die Kirche Santa Maria de Portbou, in der sich eine Skulptur der Jungfrau Maria des Bildhauers Frederic Marès befindet, der übrigens aus diesem kleinen Grenzort stammte. Dann sind da einige wenige, modernistische Gebäude und das Walter Benjamin Memorial. Natürlich hat Portbou auch einen Strand. Genau genommen gibt es sogar mehrere kleine Strände in der Bucht. Da aber kein feiner Sand aufgeschüttet wurde, sondern die Sonnenbader ihre Körper auf die groben Kieselsteine packen müssen, hat Portbou nie denselben Ansturm sonnenhungriger Touristen erlebt, wie andere Orte an der Costa Brava.

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Außer der immensen Ruhe und der sympathischen Verschlafenheit des Ortes gibt es aber noch etwas ganz anderes, das mich hierher zieht, nämlich ein auf den ersten Blick recht unscheinbar wirkendes Restaurant, das Café Portbou.

Portbou Café:

Die Einrichtung ist hell und freundlich. Schlichte, weiße Möbel erinnern fast ein wenig an skandinavisches Flair. Samuel, Herz und Seele des kleinen Café Restaurants, begrüßt mich herzlich. Das Portbou Café legt viel Wert auf regionale Küche und Produkte aus der Nachbarschaft. Qualität wird hier ganz groß geschrieben.

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Als Erstes gibt es ein kleines Gläschen Gazpacho. An einem heißen Tag wie heute genau das Richtige. Göttlich! Ich habe schon viele Gazpachos probiert und mache zu Hause manchmal selbst diese traditionelle, kalte Sommersuppe, aber diese hier hat das gewisse Etwas. Das ganze Geheimnis verrät mir Samuel natürlich nicht, aber auf jeden Fall schwimmt eine Gamba aus Roses in meinem kleinen Glas – Mmmmm!

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Kaum haben wir die Suppe verzehrt, kommt Samuel mit einem weiteren Gang. Ein Salat mit Schafskäse, alles aus Nurias Biogarten. Nuria beliefert das Restaurant nämlich mit frischestem Gemüse der Saison. Dazu reicht er eine Coca de Vidre, ein feiner typisch katalanischer Teig, mit Sardellen – köstlich!

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Samuel bringt wieder ein Glas, dieses Mal mit einer orange-roten Flüssigkeit. Es ist keine zweite Suppe, sondern Sangria. Eigentlich ist Sangria nicht so mein Ding. Aber ich probiere natürlich trotzdem. Es schmeckt nach Weihnachten, nach Zimt und gleichzeitig ganz frisch. Das hier ist keine Sangria mit billigem Wein aus der Tüte. Ein kleines Kunstwerk, wohltemperiert, aus einem Ansatz verschiedener Zutaten, den Samuel kurz vor dem Servieren noch mit einem richtig guten Rotwein aufgießt! Ein Stück Orange und ein Stück Limette sorgen für die Frische. Lecker!

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Zu den ebenfalls köstlichen Miesmuscheln öffnet Samuel einen Weißwein. Es ist ein Perelada Cigonyes. Ein wunderbarer Wein, ganz ohne beißende Säure, die Weißweine ja manchmal haben, aber unglaublich frisch. Den werde ich mir unbedingt bei meinem Weinhändler zu Hause besorgen! Die Störche, nach denen der Wein benannt ist, wohnen wirklich auf dem kleinen Weingut. Ich erinnere mich gut an die klappernden Vögel, die bei einem klassischen Konzert dort im Sommer ihre Schnäbel einfach nicht halten konnten.

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Bisher waren das alles nur Vorspeisen. Als Hauptspeise serviert Samuel einen Suquet de Peix. Eines meiner Lieblingsgerichte! Ein Fischeintopf aus Kabeljau, Gambas, Seeteufel und Kartoffeln – ich könnte den Teller glatt auslecken.

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Der Rosé den Samuel uns nun einschenkt, hat ein besonders auffallendes Etikett. Es sieht aus wie eine Landkarte. Der Wein stammt natürlich aus dem Empordà und heißt Cami d’en poca Sang. Das Weingut Hugas de Batlle kannte ich bisher noch gar nicht. Angeblich ist die Herstellung dieses Rosés völlig anders, als die der meisten Roseeweine heute. So genau kenne ich mich mit der Produktion leider nicht aus, aber das Ergebnis kann sich auf jeden Fall sehen, beziehungsweise schmecken lassen.

Fast etwas schüchtern fragt Samuel, ob wir denn noch Hunger auf einen Nachtisch haben, und stellt ein Gläschen in Likör eingelegte Melonenstückchen vor uns hin. Eigentlich bin ich wirklich pappsatt, aber für so einen leichten Happen habe ich noch Platz. Doch das ist nur der „Prä-Nachtisch“ erklärt Samuel lachend. Eigentlich wollte er uns noch zu Schokoladenkuchen, Sorbet oder einer der anderen süßen Köstlichkeiten verführen, die der Koch im Portbou Café so gern zaubert. Denn Desserts sind angeblich sein Spezialgebiet! Aber jetzt platze ich wirklich gleich. Ich werde definitiv wiederkommen, und dann fange ich direkt mit dem Nachtisch an! Aber heute kriege ich nicht mal mehr einen Keks runter.

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Nur einen Café solo, schwarz und kräftig, trinken wir noch, bevor Pilar und ich uns auf den Weg durch Portbou machen.

Infos zum Portbou Café:

INFO – DAS CAFE IST MITTLERWEILE LEIDER GESCHLOSSEN 

Carrer Escultor Frederic Marès, 9
17497 PortBou / Girona

Website: www.portboucafe.com

Das Mittagsmenu kostet 13 Euro. Abends gibt es Tapas.

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Hinweis: Ich habe das Restaurant im Rahmen eines Blogtrips in Portbou besucht und wurde vom Patronat de Turisme in Girona eingeladen. An meiner Empfehlung ändert das selbstverstänlich überhaupt nichts und ich werde sobald wie möglich wieder dort essen!