Während wir von Sant Martí d’Empúries aus ein Stückchen auf dem Camí de Ronda entlang bummeln, kommen Michi und ich an den Überresten der alten griechischen Siedlung vorbei. Obwohl wir ja eigentlich von Bucht zu Bucht laufen wollten, beschließe ich doch eben schnell zum Museum hochzugehen und nachzusehen, wie teuer der Eintritt für den Besuch der archäologischen Ausgrabungsstätte ist. Vor fünfzehn Jahren war ich schon einmal hier. So richtig gut erinnere ich mich leider nicht mehr an die Besichtigung. Ich weiß nur noch, dass die Aussicht total schön war.
Ich ändere spontan meine Pläne und kaufe ein Ticket. Der Audioguide ist im Preis sogar mit drin. Während Michi lieber unten am Strand sitzen bleibt, mache ich mich also alleine auf den Weg in die Vergangenheit.
Zuerst laufe ich durch den griechischen Teil der Ausgrabungen, komme am Wohnhaus einer ganz normalen Familie vorbei, sehe mir einen Betrieb zur Fischsoßenherstellung an, bestaune einen Tempel und schöne Mosaike. Weiter oben befinden sich die Relikte der römischen Stadt. Da gibt es noch mehr Mosaike, Tempel und sogar ein Amphitheater zu sehen. Oder jedenfalls, das, was davon noch übrig ist.
Neunhundert Jahre bevor Christus geboren wurde, jedenfalls laut unserer heutigen Zeitrechnung, lebte ein kleines Völkchen hier oben an der Küste, auf einem Hügel mit Blick auf das Meer. Diese in kleinen, verstreuten Siedlungen lebenden Iberer gehörten zum Stamm der Indiketen.
Den östlichen Mittelmeerraum beherrschten zu dieser Zeit bereits die Griechen und Phönizier, die mit ihren Booten überall unterwegs waren, um mit allem und jedem Handel zu treiben. Irgendwann landeten dann auch die ersten griechischen Schiffe an der Costa Brava. Die Iberer verstanden sich ziemlich gut mit den Neuankömmlingen. Der Handel florierte und die Iberer übernahmen sogar einige der Sitten und Gebräuche aus dem östlichen Mittelmeerraum. Auch den Griechen gefiel es gut auf der Iberischen Halbinsel und so gründeten sie hier im sechsten Jahrhundert vor Christus eine kleine Stadt, die sie Emporion nannten. Es gab eine große Säulenhalle und einen großen öffentlichen Platz, die Agorá, auf dem sich die Einwohner trafen. Hier betrieben sie Handel oder diskutierten das politische Geschehen. Sie legten Wasserleitungen an und baute schicke Häuser, deren Fußböden sie mit wunderschönen Mosaiken verzierten.
Es dauerte gar nicht lange, nur ein paar Hundert Jahre, da entdeckten auch die alten Römer Emporion. Sie gründeten auch eine Stadt, gar nicht weit von der Siedlung der Griechen entfernt, nur etwas höher gelegen. Während des Zweiten Punischen Krieges kam es ihnen sehr gelegen hier an der Küste einen militärischen Stützpunkt zu unterhalten. Mit der Zeit verschmolzen die griechische und die römische Stadt immer mehr miteinander und wurden zu einer einzigen Metropole.
(abfotografierte Ausschnitte aus dem Film im Museum)
Sant Martí d’Empúries
Weiter im Süden entwickelte sich Tarraco (heute: Tarragona) zu einer der größten und bedeutendsten Siedlungen der Römer auf iberischen Boden. Noch etwas später wurde auch das kleine unbedeutende Fleckchen Barcino (heute: Barcelona) langsam aber sicher zu einer Stadt. Wer brauchte da noch die alte griechisch-römische Siedlung, weit oben im Norden? So kam es, dass das einst prächtige Empurion im dritten Jahrhundert nach Christus bereits verlassen und vergessen war.
Dafür sammelten sich die Einwohner der Umgebung jetzt aber nur wenige Hundert Meter entfernt, auf einem nahe gelegenen Hügel, der zu Zeiten der Griechen noch eine kleine Insel vor der Küste gewesen war. Das Dörfchen Sant Martí d’Empúries entstand. Im Mittelalter entwickelte sich der Ort unter den Karolingern sogar zu einer Art Hauptstadt der gesamten Gegend. Könige und Kreuzritter zogen hier durch, viele Kämpfe und blutige Schlachten fanden auf der kleinen Anhöhe am Meer statt. Mit dem Ende des Mittelalters verlor aber auch Sant Martí wieder an Bedeutung. Die Fischer zogen weiter und gründeten in einer benachbarten Bucht die Stadt l’Escala.
in Sant Martí d’Empúries
Sant Martí d’Empúries
Nützliche Infos zu Empúries:
MAC Empúries
C/ Puig i Cadafalch s/n
17130 Empúries-l’Escala
Website: www.mac.cat
Der Eintritt kostet nur fünf Euro. Allein meine kurze Stippvisite hat schon eine Stunde gedauert. Um sich alles wirklich ganz genau anzusehen, auch das Museum und den erklärenden Film am Anfang, braucht man locker zwei Stunden – also genügend Zeit einplanen! Ich werde bestimmt bald wieder hingehen und mir die restlichen Geschichten des Audioguides anhören, die ich dieses Mal leider überspringen musste.
Mein Tipp für Wandervögel:
Der superschöne Camí de Ronda (GR 92) führt fast an der gesamten Küste der Costa Brava entlang. Unter anderem gibt es auch ein Stückchen, das direkt an den Ruinen von Empúries vorbeigeht. Die gesamte Strecke und viele detaillierte Infos findest Du hier: http://entremontanas.com/grandes-rutas/gr-92-camino-de-ronda
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