Jeder, der schon mal ein katalanisches Fest miterlebt hat, kennt sie sicher: die Sardana, den Volkstanz der Katalanen. Sobald die Musik ertönt geht’s los. Die Menschen stellen sich spontan im Kreis auf, alt und jung, kleine Kinder und Senioren, alle machen mit. Wichtig ist, dass die beiden Geschlechter immer abwechselnd stehen, also möglichst Mann-Frau-Mann-Frau. Da die Tänzer oft vorbeikommende Passanten sind und spontan zum Mitmachen entscheiden, werden störende Taschen und Rucksäcke in der Mitte des Kreises auf den Boden gestellt.

Barcelona Sardana

Die Schrittfolge sieht recht einfach aus, ist aber ganz genau festgelegt: Eine Folge von längeren und kürzeren „passos“, mit kleinen eingebauten Hüpfern. Im Museum von Girona gibt es sogar eine Ausstellung zur Geschichte der Sardanas. Dort wird die Choreographie anhand einer Schautafel ganz genau erklärt. Jede Sardana hat auch einen Höhepunkt: Der Rhythmus wird plötzlich schneller, die Hüpfschritte größer und alle Tänzer reissen gleichzeitig, sich immer noch an den Händen haltend, die Arme nach oben.

Sardanas

Für die Katalanen ist die Sardana mehr als nur ein Tanz. Es ist ein Ausdruck ihrer Kultur und ihrer Traditionen. Unter Franco war das Tanzen der Sardanas sogar eine Zeit lang verboten! Vielleicht ist sie auch gerade deshalb so beliebt, weil sie eine jahrhunderte alte Geschichte hat und sich trotz Anfeindungen und Verbote zu Zeiten der Diktatur, zu einem Symbol der katalanischen Identität entwickelt hat.

Über den genauen Ursprung der Sardana ist man sich bis heute nicht vollkommen einig. Es gibt Theorien die besagen, der Tanz stamme aus dem östlichen Mittelmeerraum (Griechenland, Balkan), andere behaupten er stamme von der Insel Sardinen (die ja im 14. Jahrhundert unter Jaume II kurze Zeit zu Katalonien gehörte) und wieder andere gehen davon aus, er habe seinen Ursprung in der katalanischen Cerdanya ( Pyrenäen).

Seit dem 19. Jahrhundert sind jedenfalls Musiker und Komponisten der Sardanas aus Katalonien nicht mehr wegzudenken. Die Coblas bestehen in der Regel aus Trompete, Kontrabass, Posaune, Horn und flabiol i tambori. Die letzen beiden Instrumente, eine kleine Flöte und eine winzige Trommel, werden gleichzeitig von einem Musiker gespielt. Sieht kompliziert aus! Manchmal sind auch noch weitere Holzblasinstrumente und die beliebte gaita, ein katalanischer Dudelsack, dabei.

Sardana flabiol i tambori

Gaita Sardana

Sardana Instrumente

Dass das Tanzen der Sardana eine sehr ernste Angelegenheit ist, sieht man auch daran, dass auf vielen Volksfesten oft Wettbewerbe stattfinden, die so genannten Aplecs. Da tragen die Tänzer und Tänzerinnen dann schon mal besondere Kleidung (keine Trachten!) und natürlich die traditionellen Espadrillas, diese leichten, handgeflochtenen Schuhe aus Espartogras. Normalerweise kann aber jeder, der möchte, in jeder x-beliebigen Kleidung mittanzen und sich einreihen. Man muss sich nur eine passende Stelle suchen und wird herzlich in den Kreis aufgenommen.

Sardana Barcelona Festas de Gracia

Sardana Tänzer

Sardana Tänzer

Sardana Museum Girona

Sardana Hände

Sardana cobla

Sardana Museum Girona Tradition

Die Wahrscheinlichkeit in Barcelona auf Sardana Tänzer zu treffen ist an den Wochenenden im Sommer relativ hoch. Besonders oft kann man sie vor der Kathedrale sehen, garantiert aber, wenn Ihr während eines der vielen Volksfeste in Katalonien unterwegs seid.

Infos, für alle, die mehr wissen wollen:

Museo de Historia de la Ciudad
Calle de la Força, 27
17004 Girona

Die temporäre Ausstellung über Sardanas befindet sich in der
Sala de exposiciones
Placeta de l’Institut Vell, 1
17004 Girona
Für aktuelle Termine bitte auf der Website nachsehen!
Website:  www.girona.cat/museuhistoria

Vereinigung der Sardana Tänzer in Barcelona, mit Veranstaltungskalender: portalsardanista.cat