Und plötzlich war ich ein Schaf. Naja nicht wirklich natürlich. Aber ich fühlte mich auf jeden Fall wie eines der unendlich vielen Schafe, die hier überall entspannt und glücklich auf den Wiesen herumstehen. Und das kam so …

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Woolness

Auf Texel gibt es Schafe, viele Schafe. Aus der Milch machen die Leute Käse, manchmal auch Eis, das Fleisch gilt als Delikatesse und aus der Wolle stricken sie warme Pullover für den Winter. Aber die Wolle kann mehr, als nur warmhalten. 2012 hatten die beiden Texelerinnen Marianne Langeveld und Ans Kikkert eine gute Idee. Das Wollwachs, das das Fell der Schafe vor Wind, Kälte und Hitze schützt, nennt sich Lanolin. Dieses Lanolin hat super gute Eigenschaften, die auch für die Haut des Menschen gut sind, und das wollten sie nutzen.

Schon im Altertum wussten die Mediziner diese heilenden Eigenschaften des Wollwachs zu nutzen. Aber wie so oft ging dieses Wissen im Laufe der Jahrhunderte leider verloren. Ob als Nasensalbe für die Schleimhäute, für den Babypopo oder für die stillende Mama – Lanolin beruhigt die Haut und heilt wunde Stellen.

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Doch normalerweise waschen wir dieses Wollwachs leider aus der Wolle heraus. Die Wolle wird vom Wollfett „gereinigt“ bevor sie weiterverarbeitet werden kann. Ans und Marianne entwickelten also eine Methode, bei der ihre Gäste in den Genuss der wohl tuenden Eigenschaften der unbehandelten Wolle kommen. Seither heißt es auf Texel Woolness statt Wellness.

Zunächst weiß ich gar nicht, was mich eigentlich genau erwartet. Im Bademantel sitze ich in der Lobby des Hotel Texel und warte darauf, zu diesem Erlebnis abgeholt zu werden. Irgendetwas mit Wolle, das steht fest. Vielleicht ist Woolness so eine Art Massage mit Wolle? Oder vielleicht ein Bad, wie in einem Bällebad? Ich rätsele herum und stelle die wildesten Vermutungen an. Doch es kommt ganz anders.
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Nelda Hillen ist die gute Seele, die sich um die Woolness-Gäste kümmert. Sie führt mich zunächst zu einer kleinen Holzhütte auf der Wiese hinter dem Hotel. Wohlige Wärme umfängt mich. Drinnen sieht es total heimelig und gemütlich aus. In der Mitte des Raumes stehen zwei Futterkrippen aus Holz. Sie dienen als Betten und sehen ziemlich bequem aus. Aber ich muss erst einmal stehen bleiben.

Nelda nimmt eine der Rollen aus dem Regal und beginnt damit mich einzuwickeln! Diese Wollrolle ist noch ganz frisch vom Schaf. Natürlich wurde sie schon irgendwie gereinigt, nachdem man sie dem Schaf ausgezogen hat, aber sie enthält noch das natürliche Lanolin. Total angenehm schmiegt sich dieser Wollpelz an meine nackte Haut. Es kratzt nicht das kleinste bisschen, sondern ganz im Gegenteil, es fühlt sich total kuschelig an.

Nachdem mein Oberkörper und meine Arme eingewickelt sind, kommen die Beine dran. Nach wenigen Minuten trage ich einen kompletten Anzug aus Schafspelz. Vorsichtig und nur mit Trippelschritten bewege ich mich in Richtung Krippe. Nun darf ich mich hinlegen. Ich sehe aus wie eine Mumie! Zum Glück sieht mich hier niemand! Meine Hände und Füße kriegen noch eine Extraportion Creme ab, dann deckt mich Nelda, wie ein Baby, mit einer warmen Decke zu. Wie ein kleines Kind in der Wiege fühle ich mich auch. So kuschelig wohlig warm eingewickelt dauert es nicht lange, da versinke ich schon in süße Träume. Jedenfalls fast. Ich schlafe zwar nicht richtig, aber ich bin so dermaßen tief entspannt, dass ich mich kaum noch bewegen kann.

hotel-texel-wolle-schafe-freibeuter-reisen-mumieFast vollendet: eingewickelt in die Wolle der Schafe, Woolness eben

Nelda lässt mich an die zwanzig Minuten in diesem süßen Zustand verweilen. Doch als meine Zeit um ist, reißt sie mich unbarmherzig aus meinem wohligen Dämmerzustand heraus. Ich muss mein Wollparadies verlassen und mir die Wolle – nur unter Protest!- wieder abnehmen lassen. Wie kalt das auf einmal ist! Die schützende Kuschelschicht war schon wie eine zweite Haut geworden. Plötzlich fühle ich mich ganz nackig und bloß (ich habe natürlich noch einen Bikini an, aber trotzdem). Nelda lacht. Sie kennt das schon. Ich bin wohl nicht die Erste, der es so ergeht.

„Was passiert jetzt mit der ganzen Wolle?“, will ich noch wissen. „Die Reste werden gewaschen und zu kreativen Zwecken weiterverarbeitet“, erklärt Nelda. Also zum Stricken, Filzen oder Basteln. Hier auf Texel kommt eben nichts um! Zum Abschluss, und vielleicht auch ein bisschen zum Trost, kriege ich noch ein Glas Tee, das ich vor dem offenen Kamin trinke. Ganz langsam, bis ich vorsichtig wieder in die normale Welt zurückgekehrt bin.

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Schafe, die Lieferanten der Wolle

Es gibt rund 16.000 Muttertiere und nur 14. 000 Einwohner auf Texel, also eindeutig mehr Schafe als Menschen. Im Frühjahr kommen dann auch noch die Lämmer dazu. Die Huftiere sind in jeder Hinsicht wichtige Nutztiere auf der Insel. Die Texeler schätzen sie nicht nur wegen der Wolle, der Milch und des Fleischs. Sogar die Füße der Schafe sind angeblich besser als die irgendeines anderen Tieres dazu geeignet, die Erde der Deiche und Dämme schön festzutreten. Schafe haben also auch eine bedeutende Funktion für die Umwelt!

Texelschafe sind eine ganz eigene Rasse, die man ziemlich gut von anderen Schafen unterscheiden kann. Die Inselschafe haben einen breiten Rücken, einen kräftigen Nacken und kurze Beine. Sie sehen nicht so wollig rund aus, wie die meisten ihrer Artgenossen, sondern erinnern (mich zumindest) an so etwas wie eine Bulldogge im Schafspelz.

Jeder Gast auf der Insel lernt ziemlich schnell die Erste-Hilfe Maßnahmen für Schafe. Wenn so ein Texelschaf nämlich einmal umfallen sollte oder aus irgendeinem anderen Grund aus Versehen auf dem Rücken landet, dann kann es für das Tier gefährlich werden. Allein kann sich so ein Schaf nicht wieder aufrichten. Bleibt es auf dem Rücken liegen, droht es am eigenen Gewicht, das auf die inneren Organe drückt, zu sterben. Wenn Du also ein verunglücktes Schaf findest, musst Du ganz schnell versuchen, es wieder auf die Beine zu stellen! Während meiner vier Tage auf der Insel hatte ich zwar – zum Glück – keine Gelegenheit einem bedrohten Schaf das Leben zu retten, aber immerhin war ich mental darauf vorbereitet!

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Infos zur Woolness und über die Schafe auf Texel:

Ganz viele Infos über die Schafe auf Texel findest Du auf der Seite des VVV, unter dem Stichwort „Natur erleben“ : www.texel.net

Im Hotel Texel kann man nicht sich nicht nur in Wolle einpacken lassen, sondern auch lecker essen. Das Hotel ist echt eines der schönsten auf der ganzen Insel! Arnold, der Besitzer des Hotels, hat am ersten Tag den Guide für uns gemacht und uns die ganze Insel gezeigt. Eigentlich ist er Bauer, aber seine Schafe hat er vor einiger Zeit aufgegeben und widmet sich nun dem Kartoffel-, Zuckerrüben- und Maisanbau. Das Hotel betreiben seine Tochter und seine Frau.

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Adresse Boutique Hotel Texel:
Postweg 134
1795 JS De Cocksdorp
Texel, Niederlande

Website Hotel Texel: www.hoteltexel.com

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Das Restaurant des Hotels arbeitet nach der Slow food oder Zero KM Philosphie, das heißt, in der Küche wird also so weit irgend möglich, nur mit regionalen Produkten gearbeitet. Da zum Hotel auch ein Bauernhof gehört, werden zahlreiche Gerichte direkt mit den eigenen, auf dem Hof angebauten Produkten zubereitet. Die Kartoffeln sind berühmt auf der ganzen Insel! Zum Frühstück gibt es neben den verschiedensten Brotsorten auch frisches, aufgeschnittenes Obst und verschiedene Joghurts. Das finde ich immer besonders lecker! 

restaurant-hotel-texel-freibeuter-reisenAbendessen: Frühlingsrolle mit Birne und Ravioli aus Rote Beete

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BITTE NICHT STÖREN! 

Hinweis: Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Pressereise zu der ich von VVV Texel  eingeladen wurde.