Vor mir tut sich ein dunkles Loch in der Erde auf. Ich kann nicht weiter als einen Meter in den Eingang der Höhle hineinsehen. Dann ist alles nur noch schwarz.
Mit ein paar anderen Besuchern warte ich auf unseren Guide. Dann kommt sie auch schon. Schnellen Schrittes geht sie an uns vorbei. Und schnell geht es auch weiter. Unsere Führerin durch die Höhle ist zwar total nett, spricht aber so schnell, dass wir sie kaum verstehen. Ihren Namen habe ich daher auch nicht so richtig mitgekriegt. Ich nenne sie jetzt einfach mal Pilar. Pilar teilt uns als Erstes in zwei Gruppen auf, spanischsprachige und sonstige Touristen. Wir beschließen sofort, dass wir lieber die Originalversion der Führung hören möchten, denn ihr Englisch ist leider ziemlich unverständlich.
Die Höhle ist eigentlich keine richtige Höhle sondern ein Lavatunnel, entstanden beim Ausbruch einer der vielen Vulkane Lanzarotes. Vor ca. drei- bis viertausend Jahren explodierte der Montaña Corona. Seine heiße Lava ergoß sich ins Meer. Während der Lavastrom an der Oberfläche schnell abkühlte und erstarrte flossen die heißen Massen unterirdisch noch weiter und hinterließen dabei diese etwa sieben Kilometer lange Röhre.
Der Name Cueva de los Verdes lässt vermuten, dass es hier irgend etwas Grünes gäbe. Falsch gedacht. Hier leuchtet nichts und man sieht außer den angestrahlten Felswänden nur grau und schwarz. Pilar klärt uns also auf: Verde war angeblich der Name des Entdeckers, der die Höhle gefunden hat. Oder vielleicht auch der Name, einer Familie, die hier wohnte. Man weiß es nicht so genau.
Wir laufen durch labyrinthartige Gänge, passieren skurrile Lavaformationen und laufen teilweise fast schon in der Hocke durch die Röhren der Höhle. Hinter mir schnauft ein schon fast achtzigjähriger Herr. Vorsichtshalber bleibe ich in seiner Nähe, damit wir ihn nicht verlieren. Wir sind die Letzten der ganzen Gruppe. Seine Frau läuft irgendwo ganz vorn und schwatzt mit Pilar. Nach einer kurzen Pause, in der der ältere Spanier und ich ausführlich ein Stück Fels betrachten, geht es wieder besser und wir schließen zu den anderen auf. Die beiden Gruppen haben sich längst gemischt und Pilar rattert jetzt in schnellem Spenglish, mit ein paar deutschen Sätzen zwischendurch, ihre Erklärungen runter.
Auch wenn ich nicht alles an Informationen mitkriege, finde ich die Höhle total spannend. Ich stelle mir vor, wie hier vor Tausenden von Jahren die heiße Lava entlanggebrodelt ist. Wir gelangen in einen großen Saal, in dem im Sommer Konzerte stattfinden. Auf einer Bühne steht sogar ein Klavier. Beeindruckend! Wir dürfen einen Moment auf den Stühlen Platz nehmen, während Pilar uns auf kleine Nuppsis an den Felswänden hinweist. Stalaktiten und Stalagmiten gibt es in der Höhle nicht. Es ist ja eine Lavaröhre, also gibt es hier kein Wasser. Und wo es kein Wasser gibt, können auch keine Tropfsteine entstehen. Pilar nennt die Nuppsis estafilitos. Es sind direkt durch die Lava entstandene Felsformationen, praktisch verhärtete Lava.
Kurz vor Ende unserer Runde durch die Gänge der Höhle hält Pilar eine Überraschung für uns bereit. Vor uns tut sich ein tiefer Abgrund auf. Pilar bittet uns ganz leise zu sein, während eine Besucherin, die ganz vorn steht, einen Stein in die Tiefe werfen soll, …
Weil es ja eine Überraschung bleiben soll, verrate ich hier nichts weiter.
Wir krabbeln jedenfalls nach fast einer Stunde unter der Erde wieder blinzelnd ins Sonnenlicht. Schön war’s!
Direkt gegenüber, nur ein paar Hundert Meter von den Cueva de los Verdes entfernt, liegt Jameos del Agua. Das ist das andere Ende desselben Lavatunnels, in dem wir eben schon waren, nur eben direkt am Meer gelegen. Im Gegensatz zu der wilden natürlichen Höhle sind die Jameos de Agua von César Manrique „gestaltet“ worden. Vom wem auch sonst 😉
Zunächst geht es wieder ein paar Meter nach unten. Im Gegensatz zur Cueva de los Verdes ist hier alles offen. Es ist genau genommen eine einzige große Höhle mit einem kleinen Teich in der Mitte. Vor den Treppen, die zum Teich hinunter führen, stehen unzählige Tische, Bänke und Stühle. Hier könnten wir uns theoretisch hinsetzen und schick essen oder etwas trinken. Michi und ich wollen aber in ein Fischrestaurant in Arrieta, also setzen wir uns nicht, sondern gehen um den kleinen unterirdischen Teich herum. Auf der anderen Seite gibt es noch mehr Tische und Stühle. Eine weitere Treppe führt uns nach oben. Grell leuchtet in der Sonne die weiß gestrichene Terrasse mit einem knallblauen Pool in der Mitte. Wie schon in der Fundación César Manrique wechseln sich auch hier dunkles Höhlenflair und weiß getünchte Flächen ab.
Und das war es dann auch schon. Ich muss sagen, ich bin ein wenig enttäuscht. Klar, die Anlage ist schön, irgendwie hatte ich aber mehr erwartet. Da war die natürlich belassene Cueva de los Verdes, trotz der sehr schnell sprechenden, aber total netten Führung, viel schöner. Ist jedenfalls meine Meinung.
neugierige Katze vor der Cueva de los Verdes
Nützliche Infos:
Website: www.centrosturisticos.com
Eintritt: beide Höhlen kosten je 9 Euro Eintritt.
Tipp: Wer sowieso mehrere Sehenswürdigkeiten Lanzarotes besuchen will, kann eine Bonuskarte für drei oder vier Zentren gleichzeitig kaufen und erhält einen kleinen Rabatt.
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