Gärten haben im Islam eine ganz besondere Bedeutung. Vielleicht gerade weil Marrakesch so nah an der trockenen Wüste liegt, kommen mir die Gärten in dieser Stadt so besonders vor. Sie sind Orte der Stille und gleichzeitig sind sie wunderbar lebendig. Sobald ich so einen Garten nur betrete, werde ich bereits von dem Geräusch des plätschernden Wassers und dem Duft nach Jasmin und Orangenblüten, irgendwie ruhiger und entspannter. Hektik, Termindruck und die übliche Gedankenautobahn in meinem Kopf haben hier keinen Platz.

Die islamischen Gärten sind Orte der Erholung und der Muße. Oft sind die Riads, die kleinen Gärten, hinter hohen Mauern, inmitten prächtiger Paläste versteckt. Man merkt diesen kleinen Oasen sofort an, dass die Erbauer viel Zeit mit ihrer Planung verbracht haben. In der Mitte eines solchen Gartens befindet sich fast immer eine Quelle oder ein Brunnen, von dem aus das Wasser manchmal noch weiter in kleine Kanäle fließt, die dann durch die gesamte Anlage führen. Die traditionellen Gärten sind dabei stets symmetrisch aufgeteilt. Im Islam stellt man sich das Paradies als einen Ort vor, in dem Wasser, Wein, Milch und Honig fließen. Und so haben die Muslime ihre Gärten eben schon als kleine Paradiese hier auf der Erde angelegt.

Orangen- oder Mandelbäume sorgen für Schatten, der schwere Duft der Rosen und anderer Blüten hängt angenehm in der Luft. Ich genieße diese friedliche Atmosphäre zwischen den grünen Pflanzen, denke einfach mal an gar nichts und lasse die Seele baumeln.

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Jardin Majorelle

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ließ sich der französische Maler Majorelle in der Nähe Marrakeschs nieder. Vor den Toren der Stadt liess er einen kleinen Palast errichten und legte einen wunderschönen Garten an. Mittlerweile ist die Stadt natürlich gewachsen und sein Haus mit Garten liegt mittendrin in Marrakesch, nordwestlich der Medina.

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Im Gegensatz zu den islamischen Riads ist der Jardin Majorelle allerdings nicht symmetrisch, sondern eher verwinkelt und wild-natürlich angelegt. Viele Kakteen und unzählige Arten grüner und blühender Pflanzen von allen fünf Kontinenten sorgen für Schatten. Dazwischen blinken hin und wieder grelle Farbtupfer im Sonnenlicht: leuchtendes Pink der Bougainvillea, Gelb und Kobaltblau. Dieses intensive, sehr kräftige Blau spielte eine ganz besondere Rolle im Werk des Malers. Angeblich ist dieser Blauton sogar nach ihm benannt worden: Majorelle Blau.

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Anfang der achtziger Jahre kaufte der Modeschöpfer Yves Saint Laurent das Grundstück mit dem prächtigen Garten. Der ursprünglich aus Algerien stammende Designer ließ sich hier mit seinem Lebensgefährten nieder. Hinten im Garten ist angeblich sogar ein Teil seiner Asche bestattet.

Als ich in einem kleinen Teich in der Mitte des Gartens mehrere Schildkröten entdecke, muss ich Mustapha einfach fragen, ob diese Tiere eine besondere Bedeutung haben. Im Palais Bahia und bei den Tombes Saadiens hatte ich auch schon ein paar Schildkröten herumlaufen sehen. Und Mustapha grinst prompt „Ja, die Marokkaner lieben Schildkröten geradezu“, meint er. „Im Winter essen diese Tiere wochenlang nichts und ziehen sich in ihre Panzer zurück. Das erinnert die Muslime an den Ramadan und die Zeit, in der sie selbst tagsüber nichts essen dürfen.“

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Der Jardin Majorelle ist hübsch, aber recht klein. Nach einer Dreiviertelstunde habe ich alles gesehen und gönne mir in dem kleinen Café, das zum Garten gehört, eine Verschnaufpause. Der Tee ist hier zwar relativ teuer, aber auch lecker. Und ich sitze in einem wunderschönen Innenhof und genieße das Grün um mich herum, bevor es gleich wieder in die Souks, die schmalen Gassen der Medina, geht.

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Anima Garden

Vor fast genau einem Jahr eröffnete André Heller circa zwanzig Kilometer vor Marrakesch den Anima Garden. Durch ein orientalisches Tor betreten wir die mehrere Hektar große Anlage, dann verlieren wir uns im endlos scheinenden Grün. In dieser wild wirkenden und doch geplanten Oase mischen sich Orient und Okzident. Westliche und orientalische Gartenkunst, durchsetzt mit bunten Skulpturen und abstrakten Kunstwerken. Ein Treffpunkt der Kulturen, eine friedliche Fantasiewelt, in der man die Sorgen des Alltags schnell vergisst.

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Total hingerissen wandele ich geradezu durch Anlage. Hinter jeder Wegbiegung wartet eine kleine Überraschung, schaut ein buntes Kunstwerk irgendwo aus dem Pflanzengrün. Aus dem Mund einer großen Maske strömt Wasserdampf, als rauche eine afrikanische Gottheit hier im Park ein Pfeifchen. Direkt dahinter erhebt sich ein durchsichtig scheinendes Häuschen aus Glas. Das Licht und die Pflanzen spiegeln sich in den unterschiedlichen Winkeln, sodass es wie unsichtbar wirkt. Völlig fasziniert betrachte ich das kleine Spiegelhaus von allen Seiten und sehe immer nur Pflanzen aber nie mich selbst.

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Als wir zu einem kleinen Pavillion kommen, ist dann aber echt Märchenalarm angesagt. Ein Springbrunnen plätschert leise vor sich hin, und ist auch noch mit roten Rosen und anderen bunten Blütenblättern geschmückt. Wieder kommt dieses Gefühl von Prinzessin in mir auf, das ich in Marrakesch jetzt schon öfter erlebt habe.

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Auf einem kleinen Hügel nehme ich in einem Berberzelt Platz. Auf einem der traditionellen Sitzkissen mache ich es mir kurz gemütlich. Solche Ledersitzkissen hatten meine Eltern in den siebziger Jahren auch. An klaren Tagen soll der Blick von hier aus bis zum Atlasgebirge reichen. Leider ist es heute etwas diesig, so dass ich die Berge nicht sehen kann – aber ich gerade schon wieder ins Träumen und Schwärmen. Dieser Garten verzaubert mich wirklich.

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Infos Gärten Marrakesch

Jardin Majorelle
Rue Yves Saint Laurent
40090 Marrakesch
Website: www.jardinmajorelle.com
Eintritt: 70 Dirham

Schnell bilden sich lange Schlangen am Eingang, so dass es im Garten ziemlich voll werden kann.

Andre Hellers Anima Garden
Website: www.anima-garden.com
Eintritt: 12 Euro (auf der Website)

Im Zentrum fahren Shuttle Busse mehrmals täglich zum Anima Garden. Die Fahrt ist gratis, wenn man die online gekaufte Eintrittskarte vorzeigen kann. Ohne Ticket kann man den Bus natürlich auch nehmen, dann kostet die Fahrt 2 Euro.

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Zu der Reise nach Marrakesch wurde ich vom Marokkanischen Fremdenverkehrsamt eingeladen. Die hier dargestellten Ansichten geben ausschließlich meine persönliche Meinung wieder.