Leben am Meer
Der Blick aufs Meer löst wunderbare Gefühle in mir aus. Schon allein am Ufer zu stehen und auf die Wellen zu blicken, macht mich glücklich. Das Meer bewegt mich tief in meinem Inneren. Immer schon. Seit ich denken kann, habe ich mich auf dem Meer wohl und sicher gefühlt. Natürlich weiß ich um die Gefahren und betrachte die mächtigen Gewässer dieser Welt mit dem gebotenen Respekt. Diese unbändige Kraft der Wassermassen, die ungezähmte Natur, die sich ihren Weg bahnt, fasziniert mich auf eine fast hypnotische Art.
Wenn ich am Ufer stehe und in die unendlich scheinende Ferne blicke, fühle ich mich frei. Aber es ist kein sehnsüchtiges Verlangen in die Ferne zu ziehen, das mich beim Anblick des Meeres überkommt. Es ist ein Gefühl des Aufgehobenseins und der Zuversicht.
Vermutlich hat meine Liebe zum Meer viel mit meinem Vater zu tun. Immer schon war ich ein Papakind und der war in seinem Herzen auf dem Meer zu Hause. Eigentlich wollte er als Matrose die Welt umschiffen. Als er nach ein paar Jahren auf See diesen Traum aufgeben musste, fuhr er eben so oft er konnte mit dem Motorboot hinaus. Und mit ihm die ganze Familie. Es war ein winziges Boot, keine Jacht. Eine kleine Nussschale. Ich erinnere mich noch genau wie mein Herz vor Freude und Aufregung hüpfte, wenn ich vorn am Bug sitzen durfte und die Wellen sich unter meinen Füßen teilten. Hinter mir stand Papa am Steuer und lächelte mich glücklich an. Auch wenn mein Papa nicht mehr bei uns ist, auf dem Meer fühle ich mich ihm ganz nah. Das Meer ist wie ein Teil von ihm und ich spüre seine strahlenden Augen auf mir ruhen.
Auch wenn ich das andere Ufer nicht sehen kann, weiß ich, dass mich das Meer mit anderen Welten verbindet. Auf der anderen Seite der Wellen leben Menschen, die lieben und lachen, trauern und feiern, nur oft ganz anders als das, was ich bislang kennengelernt habe. Immer wieder überkommen mich Neugier und Reiselust. Aber ich habe keine Eile mehr. Die Wellen werden mich noch an viele unbekannte Ufer tragen, so weit mein Leben eben reicht.