Sie sitzen im Hafen von Peniche und arbeiten auf dem Boden, die atadeiras. Wir brauchen einen Moment, bis wir die Frauen in dem ziemlich großen Hafengebiet überhaupt entdecken, denn sie sitzen nicht immer am gleichen Platz. Die atadeiras (und ataderos, denn ein paar Männer gibt es auch unter ihnen) sind die Netzflickerinnen. Konzentriert und schnell arbeiten sie in einem unübersichtlichen Gewusel riesiger Fischernetze.

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Die erste Gruppe der atadeiras entdecken wir in einem Berg von rostroten Netzen, die sich in einer Halle auftürmen. Der Boden ist komplett bedeckt mit Seilen, Fangnetzen und Kordeln, die Frauen sitzen barfuß oder in Socken mittendrin. Die Schuhe haben sie ausgezogen, denn sie arbeiten mit Händen und Füßen. Man braucht viel Geschick und eine Menge Erfahrung um jedes kleine Loch, jede schadhafte Stelle zu entdecken und zu reparieren.

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Sieben bis acht Stunden pro Tag arbeiten Maria da Luz, Eugénia und Alcina an den Netzen. Flink flitzen die Nadeln durch ihre Hände, Tag für Tag, Netz um Netz. Ab und zu scherzen sie miteinander aber meistens sind sie schweigend in die Arbeit vertieft.

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Maria da Luz spricht ein wenig Deutsch. Sie hat eine Weile in Deutschland gelebt, erzählt sie mir. Ihre Tochter sei noch dort und arbeite in Frankfurt. Doch Maria da Luz ist irgendwann mit dem Rest der Familie wieder zurückgekehrt in die Heimat. Auch wenn das Leben hier nicht immer leicht ist, aber die Menschen in Peniche halten zusammen. Fast alle atadeiras sind auf die eine oder andere Weise mit der Fischerei verbunden. Meistens lebt mindestens einer aus der Familie vom Fischfang oder arbeitet in einer der großen Konservenfabriken, für die diese kleine Stadt in ganz Portugal bekannt ist.

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Eugénias Mann ist Fischer, Alcina ist verwitwet. Sie machen das hier schon so viele Jahre, es scheint, als wären sie schon immer hier gewesen. In den fünfziger Jahren haben viele der atadeiras schon als Kinder angefangen, hier zu arbeiten. Die Netze, die heute übrigens alle aus China kommen, waren damals richtig wertvoll. Mit einem Netz voller Löcher kann niemand fischen. Die aufwendige Tätigkeit des Flickens wurde von den Frauen erledigt, um den Männern die Arbeit zu erleichtern. Die Fischer konnten sich so auf den eigentlichen Fang konzentrieren.

Doch der Beruf der atadeiras scheint heute vom Aussterben bedroht zu sein. „Früher gab es noch viel mehr Netzflickerinnen im Hafen“, erzählt Maria da Luz. „Heute sind wir nur noch acht“ Sie arbeiten in kleinen Gruppen. Bezahlt werden sie von den Fischern, beziehungsweise den Schiffseignern, denn nicht jeder Fischer hat ein eigenes Boot. Viel Geld gibt es allerdings nicht für diese anspruchsvolle Tätigkeit. Dreißig Euro pro Tag können sie verdienen, die Bezahlung erfolgt stundenweise. Kein besonders attraktiver Job für junge Leute.

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Wir lassen Maria da Luz, Eugénia und Alcina weiter arbeiten und finden eine andere Gruppe, die draußen am Rande des Hafenbeckens auf dem Boden sitzt. Eine Möwe zerrt an einem Stück Fisch, das sich in einem der Netze verfangen hat. Auch hier arbeiten die Frauen konzentriert und mehr oder weniger schweigend. Ein Mann ist auch dabei, ich vermute, ein ehemaliger Fischer, doch das Kommando haben offenbar die Frauen. Er sitzt still daneben. Ich verfolge noch einen Moment die flinken Bewegungen all dieser Hände, dann ist es Zeit sich zu verabschieden.

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Infos zu den Atadeiras:

Blog auf Portugiesisch über das Leben im Fischerviertel von Peniche – lohnt allein wegen der schwarz-weiß Bilder! cabo-carvoeiro-historico.blogspot.com

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Ganz vielen lieben Dank an Ana von Centro Portugal und José von MadomisTours, die mich zu den atadeiras begleitet haben.