In Baiona gab es ein Davor und ein Danach, sagt man. Gemeint ist die Landung der Pinta, die von hier aus die Entdeckung der Neuen Welt verkündete.

baiona

Baiona La Pinta Hafen Karavelle seefahrer martin alonso pinzon

Der Kapitän der Pinta

Martín Alonso Pinzón war ein erfahrener Seemann. In einer wohlhabenden Familie von Händlern und Seeleuten aufgewachsen, fühlte er sich schon als Kind auf den Karavellen zu Hause. Die Matrosen zögerten nicht lange, ihm zu folgen, wenn er als ein Kapitän ein Schiff übernahm. Ihm eilte der Ruf voraus, ein zuverlässiger Navigator und ein erfolgreicher Kaufmann zu sein. Als Columbus mit der verrückten Idee, im Westen einen Seeweg nach Indien zu suchen, Unterstützung brauchte, übernahm Martín Alonso das Kommando der Pinta.

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Am 12. Oktober 1492 war es die Pinta, das schnellste der drei Schiffe, auf der der erlösende Ruf “Land in Sicht“ ertönte. Doch unterwegs war etwas passiert. Was genau geschah, weiß man nicht. Fest steht, dass die Freundschaft und der gegenseitige Respekt zwischen Columbus und Martín Alonso in die Brüche ging. Mehrmals war es Alonso gewesen, der die gesamte Unternehmung gerettet hatte, die Mannschaft beschwichtigte und wichtige Reparaturen durchführte. Doch in seinen Aufzeichnungen lobte Columbus die Fähigkeiten und das Geschick Alonsos nun nicht mehr in höchsten Tönen. Stattdessen bezichtigte er ihn sogar des Verrats.

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Da das Flaggschiff der Reise, die Santa Maria, vor Haiti auf eine Sandbank gelaufen und gesunken war, musste Christopher Columbus auf der Niña nach Europa zurückkehren. Unterwegs gerieten die beiden verbliebenen Schiffe in einem schweren Sturm und wurden getrennt. Ende Februar 1493 erreichte Martín Alonso mit der Pinta spanischen Boden. Er lief in Baiona ein, einen der größten und wichtigsten Häfen Galiciens im 15. Jahrhundert. Von Baiona aus macht die große Neuigkeit schnell die Runde. Die Menschen der kleinen galicischen Hafenstadt erfuhren als Erste von der Entdeckung Amerikas. Tage, bevor schließlich auch Columbus im portugiesischen Lissabon an Land ging.

Baiona La Pinta Hafen Karavelle seefahrer

Erst am 15. März trafen sich die beiden Schiffe in Palos de la Frontera wieder. Martín Alonso war zu diesem Zeitpunkt bereits schwer krank und verstarb kurz darauf. Auf dem neuen Kontinent hatte er sich einen in Europa bislang unbekannten Virus zugezogen. Syphilis, so sagt man, habe den Kapitän und auch einige der Matrosen dahingerafft.

Baiona Hafen

Museumsschiff La Pinta in Baiona

In Baiona liegt ein Nachbau der Pinta im Hafen. Es ist eine Replik eben dieses Schiffes, auf dem Martín Alonso Pinzón vor vielen Jahrhunderten den Atlantik überquerte. Die mit drei Masten bestückte Karavelle war ungefähr 20 Meter lang und sieben Meter breit. Sie galt als schnellstes und modernstes der drei Schiffe, die sich auf den Weg nach Amerika gemacht hatten. Doch zwischen all den Segeljachten und Motorbooten wirkt die Pinta heute ziemlich klein und zerbrechlich. Eigentlich ist es ein Wunder, dass sie die Atlantiküberquerung überstanden hat.

pinta baioona

An Bord galten strenge Regeln. Drastische Strafen sorgten für die Einhaltung der Ordnung. Den Matrosen war es untersagt, Unterdeck zu gehen. Dort lagerten Werkzeug und Vorräte, getrocknetes Fleisch, Hülsenfrüchte, Wein und Wasser, für die gesamte Reise. Geschlafen und gegessen wurde oben an Deck, auf dem Fußboden. Kochen konnte man nur, wenn das Wetter gut war. Unter dem kleinen Vordach, der einzigen geschützten Stelle auf dem Oberdeck, konnte man ja kein Feuer entzünden.

Körperliche Sauberkeit war nur bei ruhiger See möglich. Die 26-köpfige Besatzung badete und wusch sich direkt im Meer. Ihre schmutzige Wäsche hingen die Matrosen an einem langen Seil ins Wasser und zogen sie anschließend, meist noch nass, wieder an. Die Seefahrt war nichts für Weicheier.

Baiona La Pinta Hafen Karavelle seefahrer martin alonso pinzon

Der Gestank des stehenden Wassers im Bauch des Schiffes war ein beruhigendes Zeichen für die Seeleute. Würde es nicht riechen, bedeutete das nämlich, dass neues, sauberes Wasser eingedrungen war. Das wiederum hieß, dass das Schiff eine undichte Stelle hatte, die man schnellstens finden und reparieren musste.

Im Bauch der Pinta finden sich Beispiele für die Ladung, die sie aus der Neuen Welt nach Baiona gebracht hatte. Viel Gold sollen sie an Bord mitgeführt haben, aber auch Tabak, Baumwolle, Mais, Kartoffeln und Zimt. Frisches Obst und Gemüse hielt sich natürlich nicht während der langen Überfahrt. Von den exotischen Tieren überlebten nur einige Papageienarten. Trauriger Bestandteil der eroberten und neu entdeckten Wunderdinge waren auch drei Eingeborene. Die Seefahrer hatten sie aus Amerika mitgebracht, um sie in der Heimat dem Königspaar zu zeigen. Doch nur zwei der indianischen Einwohner überlebten die Fahrt nach Europa. Der dritte starb noch auf See und wurde in Baiona beigesetzt.

Baiona La Pinta Hafen Karavelle seefahrer martin alonso pinzon

Baiona heute

Die Ankunft der Pinta im fünfzehnten Jahrhundert veränderte die kleine Stadt mehr, als jedes andere Ereignis. Noch heute erinnert Baiona jedes Jahr am ersten Wochenende im März mit einem großen Fest an die Ankunft des Schiffes damals.

Baiona La Pinta Hafen Karavelle seefahrer (Guck mal auf you tube, dort findest Du  ein richtig gutes Video zu dem Fest „Fiesta de la Arribada 2019 Baiona“)

Baiona altstadt zentrum

Baiona historisches zentrum

Baiona hat etwas Zauberhaftes. Auch ganz ohne die Geschichte der Karavelle, ist der kleine Ort unglaublich liebenswert. In den Gassen der Altstadt nahe dem Hafen entdecke ich la Casa del Perdón, das Haus der Vergebung, beziehungsweise die Reste des Hauses. Der Legende nach soll der Hausbesitzer ein spezielles königliches Privileg innegehabt haben. Wenn nämlich ein Verurteilter es schaffte, an einer Kette vor dem Haus zu ziehen, konnte der Hausherr dem Beschuldigten ein Hemd überstreifen – oder auch nicht. Tat er dies, so wurde dem Verurteilten seine Strafe erlassen.

Baiona casa do perdon historisches zentrum

Baiona casa do perdon baiona

Dezent in den Boden eingelassene Muscheln weisen den Pilgern den Weg nach Santiago de Compostela. Weiter oben im Dorf führen sie zu einem Kreuz, dem Crucero de Santísima Trinidad. Bevor ich morgen auch den Muscheln folgen und Baiona schon wieder verlassen muss, genieße ich aber noch ein Eis an der Promenade. Vom Hafen aus spaziere ich hinauf in den bunt blühenden Garten der Burganlage des Monte Boi.

Baiona crucero de la santisima trinidad Kreuz

Auf der kleinen Halbinsel, auf der sich heute die mächtigen Mauern der Fortalzea de Monterreal erheben, hatten sich auch schon vor über zweitausend Jahren Kelten, Phönizier und Römer niedergelassen. Die Lage war ja auch geradezu prädestiniert, um von hier aus den Hafen zu verteidigen. In den sechziger Jahren wurde die Burganlage zu einem Parador Nacional umgebaut. Parador Nacional nennt man hier in Spanien die Häuser einer staatlichen Hotelkette, die sich meist in wunderschönen, aufwendig umgebauten historischen Gebäuden befinden.

In diesem schicken Hotel darf ich heute eine Nacht in Baiona verbringen. Der Blick vom Fenster reicht über die Bucht, bis an die Strandpromenade. In der anderen Richtung kann man von hier aus in der Ferne die lsles Cies erkennen. Von hier aus geht es dann also am Morgen wieder zu Fuß hinaus aus der Stadt, weiter Richtung Santiago de Compostela 🙂

Baiona burg berg monte boi

aussicht vom monte boi auf Baiona

Baina
Infos zu Baiona

Museo de la Carabela La Pinta
Muelle de Baiona
36300 Baiona
Der Eintritt kostet 2 Euro.

Baiona Hafen


Parador de Baiona

Conde de Gondomar
Avenida Arquitecto Jesús Valverde
36300 Baiona
Website  www.parador.es

Hotel Baiona Parador nacional
Parador Baiona

lumen baiona parador

Parador Baiona
erdbeeren
Parador Baiona

Baiona

Hinweis: Dieser Artikel ist im Zusammenhang mit meiner Wanderung auf dem Jakobsweg entstanden, bei dem ich von Correos (der spanischen Post) unterstützt wurde. El Camino con Correos hat meinen Gepäcktransport und einige der Unterkünfte organisiert. Vielen Dank dafür!