Menai Strait heißt die Meerenge vor der kleinen Insel Anglesey ganz im Norden von Wales. Hier wird Halen Môn gewonnen. Halen bedeutet Salz und Ynys Môn ist der walisische Name für Anglesey. Halen Môn bedeutet also Meersalz von der Insel, erklärt uns Fran, die sich um die Besucher kümmert.
Fran zeigt uns einen kurzen Film, in dem Alison und David, die Gründer von Halen Môn, erklären, wie sie auf die Idee kamen, ihren Lebensunterhalt mit Meersalz zu verdienen. Ursprünglich haben sie nämlich Meeresfrüchte verkauft, dann eröffneten sie einen Meereszoo, der auch ziemlich erfolgreich war und gut lief, aber leider nur im Sommer. David und Alison brauchten eine neue Geschäftsidee. Es sollte etwas Nachhaltiges sein und das ganze Jahr über funktionieren. Zu Hause in ihrer Küche fanden sie bald, was sie suchten.
Das erste Experiment mit Meersalz startete am heimischen Herd. David ist laut Fran so ein Bastlertyp, der für alles eine Lösung findet. Er lernte die notwendigen Grundlagen in Chemie, dann reiste er durch die Welt. Er besuchte verschiedene, Salz produzierende Länder und beobachtete alles aufmerksam. Schließlich entwarf er aus all diesen Informationen seine ganz eigene Anlage und die Produktion von Meersalz konnte beginnen.
Stolz erzählt uns Fran, welche Prominenten mit dem Halen Môn Salz kochen. So hat Ferran Adria, der berühmte katalanische Chefkoch, Halen Môn regelmäßig in seinem Restaurant „El Bulli“ benutzt, und auch zum Rezept der Lieblingspralinen von US-Präsident Obama gehören ein paar dekorative Salzkrümel von Halen Môn.
Geschützte Herkunftsbezeichnungen wie man sie in Frankreich oder Spanien von den Weinen kennt, gibt es in England nur recht wenige. Halen Môn war das erste Produkt, das das schützende P.D.O. Label (Protected Designation of Origin) in Wales erhielt.
Eine kleine Ausstellung zeigt, welche Rolle das Salz in der Geschichte der Menschheit schon immer gespielt hat. Ich lerne: Von dem lateinischen Wort salarium stammt angeblich das Wort salary (Gehalt – im Englischen). Als salarium bezeichneten die Römer den Sold, der manchmal in Salz, das damals sehr wertvoll war, ausgezahlt wurde. Der französische König führte im dreizehnten Jahrhundert erstmals eine Salzsteuer ein, die Gabelle, die teilweise 140 mal so hoch war, wie der Wert des Salzes. Eine einträgliche Einnahmequelle, die auch von Napoleon nutzte und sich angeblich bis zum Zweiten Weltkrieg hielt.
Unterschied zwischen Steinsalz und Meersalz:
Dann lernen wir den Unterschied zwischen Steinsalz und Meersalz. Beide Salze bestehen zwar aus Natriumchlorid, aber trotzdem schmecken sie nicht gleich. Der Unterschied im Geschmack ist auf die unterschiedlichen Prozesse der die Salzgewinnung zurückzuführen:
Steinsalz gewinnt man in den Bergen. Um das Salz aus dem Gestein zu lösen, wird es in großen Brocken aus dem Felsen gebrochen und dann fein gemahlen. Dieses Steinsalz wird vor allem in der Industrie verwendet, in gereinigter Form aber auch als Speisesalz. Wird das Salz nicht gebrochen, sondern durch Wasser aus dem Fels gelöst, spricht man von Siedesalz. Dazu pumpt man Süßwasser in die Stollen und kocht die dabei entstehende Salzlösung, bis man fast reines Kochsalz erhält. In beiden Fällen wird das Salz noch chemisch gebleicht und mit Rieselhilfen bearbeitet, um die reine, weiße Farbe und eine feine Körnung hinzukriegen.
Hier wird das Halen Môn Salz gewonnen: Menai Strait
Bei Halen Môn dauert der gesamte Prozess der Meersalzgewinnung ungefähr zehn Tage. Zunächst wird das Wasser aus der Menai Strait hochgepumpt. Dann wird es gereinigt und gefiltert, bevor es gekocht wird. Da David großen Wert auf die Nachhaltigkeit der Produktion legt, wird hier nichts weggetan. Sogar der beim Sieden entstehende Dampf wird aufgefangen und als destilliertes Wasser verkauft.
In großen Becken ruht das Wasser dann ein paar Tage. Während dieser Zeit bilden sich Salzflocken an der Wasseroberfläche. Sie wachsen und werden größer und schwerer, bis sie auf den Boden des Beckens absinken. Hier wird nichts gebleicht oder hinzugefügt. Die abgesunkenen Flocken werden einfach vorsichtig herausgeschaufelt und gewaschen, dann kommen sie zum Trocknen in den Ofen.
Durch diese sehr schonende Art der Salzgewinnung bleiben viele Mineralien wie Magnesium, Kalzium, Fluor und noch ein paar andere, erhalten. Dadurch, dass das Meersalz so reich an Mineralstoffen ist, ist es viel gesünder als gebleichtes Steinsalz.
Den Unterschied zwischen den Salzen kann man sogar schmecken. Nach dem Rundgang hat Fran für uns eine Geschmacksprobe vorbereitet. Ich stippe meinen Finger zuerst in das feine, weiße Kochsalz und danach in die kleinen, gräulichen Flocken Meersalz. Das Steinsalz schmeckt einfach nach Salz. Allerdings irgendwie ein wenig hart, scharf und chemisch. Das Meersalz ist zwar auch salzig, aber viel aromatischer. Schon weil sich die Kristalle der Salzflocken viel langsamer auf der Zunge auflösen als das fein gemahlene Steinsalz, wirkt das Meersalz nicht aggressiv, sondern rund und weich. Es schmeckt einfach nach mehr, als nur nach Salz.
Und dann lässt Fran uns verschiedene, aromatisierte Salze kosten. Wir sollen raten. Die Flocken der ersten Geschmacksprobe sind bräunlich, der Geschmack ist salzig aber auch süßlich. Das ist Vanille! Halen Môn wird mit natürlicher Vanille aus Tahiti gemischt – eine Idee, die David sicher von einer seiner Reisen mitgebracht hat. Aber es gibt noch mehr ausgefallene Ideen. Die nächste Probe schmeckt vor allem rauchig. Halen Môn gibt es auch in einer geräucherten Version. Sehr kreativ!
In dem kleinen Laden kann man nicht nur sämtliche dieser Geschmackskreationen kaufen, es werden auch Produkte angeboten, die Halen Môn als Zutat einsetzen. Am leckersten finde ich eine Karamellcreme. Nur ein kleines Löffelchen von dieser Toffee-Marmelade mit Salzkrümeln drin macht echt süchtig! Himmlisch – ich könnte das ganze Glas ausschleckern!
geräuchertes Wasser !
Die Insel Anglesey
Auf der kleinen walisischen Insel leben heute um die 60.000 Menschen. Anglesey, auf Walisisch Ynys Môn, ist rund siebenhundert Quadratkilometer groß und nur durch die Menai Strait von Großbritannien getrennt. Auf Anglesey spricht ein erstaunlicher hoher Anteil der Bevölkerung Walisisch. Im Süden, in der Nähe großer Städte wie Cardiff und Swansea, nutzen nur rund 20% der Waliser diese alte Sprache im Alltag. Hier oben im Norden liegt der Anteil der aktiven Sprecher hingegen bei 70%.
Bei unserer kleinen Rundfahrt über die Insel kommen wir an die berühmte Brücke, von der Mike mir schon erzählt hatte. Bei ihrer Errichtung 1826 galt die Menai Bridge als eine der modernsten Brücke der Welt. Thomas Telford entwarf die erste Hängebrücke ihrer Art als Teil eines großen Straßenbauprojekts, das quer durch Wales bis nach Anglesey führte. Durch den Bau dieser Straße sollte der Verkehr der Postkutschen von London nach Holyhead, dem Hafen auf der Insel Anglesey, in dem die Fähren nach Irland ablegen, schneller und sicherer gemacht werden. Doch schon bald nach dem erfolgreichen Abschluss des Mammutprojekts wurde die Eisenbahn erfunden.
Infos zu Halen Môn, Anglesey:
Ty Halen
The Anglesey Sea Salt Company Ltd
Brynsiencyn,
Isle of Anglesey
LL61 6TQ
Wales
Website: www.halenmon.com
Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 17 Uhr
Geführte Touren durch die Anlage finden täglich zwischen 11 und 16 Uhr statt. Vorherige Anmeldung notwendig!
Eintritt: Erwachsene 6 GBP, Kinder (ab 10 Jahren) 4 GBP
Kinder sind zwar herzlich willkommen, aber die Tour ist eher für Erwachsene gedacht.
Dieser Artikel entstand im Rahmen eines Blogtrips mit Visit Wales. Besonders lieben Dank an Mike, meinen allwissenden und geduldigen Guide von Dragon-Tours.
Ich würde „Sodium“ vielleicht übersetzen. Ist im Deutschen schlicht „Natrium“ und Salz daher „Natriumchlorid“ 😉
Danke! Mach ich doch glatt gleich mal 🙂