Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Edinburgh ist das unterirdische Gängeviertel „Mary Kings Close“. Close heißen die engen Gassen, die zwischen den ebenso eng gebauten Häuserreihen von der Royal Mile hinunter führen – und früher an einem See endeten. Der längst zugeschüttete See befand sich dort, wo heute Princess Gardens liegt.

edinburgh mary kings close

Aufgrund der Enge der Stadtmauern und der explosionsartig wachsenden Bevölkerung im 17.- 18. Jahrhundert konnte die Stadt sich nicht anders ausdehen. Edinburgh war dazu gezwungen war in die Höhe, statt in die Breite zu bauen.

Man hat uns erzählt, dass Edinburgh mit seinen „Wolkenkratzern“ so eine Art New York City gewesen sein muss. Angeblich sollen die Gebäude bis zu 13 Stockwerke hoch gewesen sein. So ganz glaube ich das zwar nicht, aber 6 oder 7 Stockwerke hatten die wackeligen Holzhäuser damals sicher. Es war also relativ gefährlich dort zu wohnen: Die „Wohnungen“ ganz unten waren es mega schmutzig, da Edinburgh über kein Abwassersystem verfügte. Das liegt angeblich daran, dass die Römer nicht so weit in den Norden gekommen sind. Die Behausungen ganz oben waren nicht nur anstrengend zu erreichen, über wackelige Außentreppen aus Holz, sondern boten im Fall eines Feuers auch keinerlei Chance, lebend aus dem Gebäude zu entkommen.

Erschwerend kam hinzu, dass es keine Trinkwasserbrunnen oder Flüsse in Edinburgh gab. Arme wie Reiche, Kinder wie Erwachsene tranken daher Bier statt Wasser. Das war gesünder. Nur die eher wohlhabenden Kaufleute gönnten sich hin und wieder ein Glächen Wein statt Bier.

Allein die Vorstellung, im tiefsten Winter, es ist dunkel und eiskalt, leicht angetrunken sechs Stockwerke auf wackligen, gefrorenen Holztreppen emporklettern zu müssen! Die besser betuchten Einwohner Edinburghs zogen also möglichst Wohnungen im 1. oder 2. Stock vor. Die lagen weit genug von der Straße entfernt und waren gleichzeitig auch nicht zu hoch. So lebten hier die Reichen in denselben Häusern, wie die Ärmsten der Armen. Nur eben übereinander.

Close Edinburgh

Die Closes wurden oft nach den Händlern oder dort ansäßigen Berufen benannt. Oft erhielten sie aber auch den Familiennamen der reichen Kaufleute, die am obersten Ende der Gasse im ersten Stock lebten, wie z.B. Mary King, eine reiche Witwe, die  erfolgreich mit Stoffen und Stickwaren handelte.

Close Edinburgh

Irgendwann brach dann auch in Edinburgh die Pest aus und viele Menschen starben. Als die neue Börse gebaut wurde, mauerte man die alte Gasse Mary Kings Close einfach zu und errichtete obendrauf das neue Gebäude. Viele Gerüchte entstanden und man erzählte sich Geschichten von Geistern und übernatürlichen Erscheinungen, die in den nun unterirdischen Gängen hausen sollten.

Während des Zweiten Weltkriegs dienten diese Gänge teilweise als Luftschutzräume, ansonsten aber war der Zutritt über Jahrhunderte nicht gestattet. Dadurch konnten diese Close mehr oder weniger in ihrem Originalzustand erhalten bleiben. Erst 2003 wurde Mary King’s Close für das Publikum eröffnet. Heute kann man an Führungen durch die geheimnisvolle Unterwelt Edinburghs teilnehmen und sich ein ungefähres Bild davon machen, wie die Menschen hier früher gelebt haben müssen.

Website Real Mary Kings Close

Leider ist ein Besuch der Real Mary Kings Close nicht ganz billig (wir haben pro Kopf 12,95 GBP gezahlt ), aber es gibt ca. jede Stunde eine Führung und es ist schon ziemlich spannend!