Von Cadaqués hat bestimmt jeder schon gehört. Genau wie von Salavador Dalí, dem berühmten Sohn des kleinen Fischerdorfes.
Gegen Mittag kommen wir mit dem Auto in Cadaques an. Der Ort ist so klein, dass wir auf einem Parkplatz oberhalb des eigentlichen Zentrums parken müssen (immer der Beschilderung „Camping Cadaqués“ folgen). Im Ort selbst gibt es keine Möglichkeit, das Auto abzustellen. Jedenfalls nicht im Sommer, wenn hier Hochsaison ist. Auf dem Parkplatz warten bereits Marc und Montse auf uns. Sie führen uns über enge, verschlungene Wege zu ihrer Wohnung.
Nachdem wir uns etwas erfrischt haben, geht es von dort aus ins Zentrum. Der kurze Weg führt an mehreren Künstlerateliers und einer alten Bäckerei vorbei, bis zum Hafenbecken. Viel Platz ist hier wirklich nicht, aber es sieht unglaublich schön aus! An einem kleinen Streifen Strand spielen ein paar Kinder mit Steinen. Auf dem Meer schaukeln Boote im Wasser hin und her und vom gegenüberliegenden Ufer strahlt eine kleine Kirche in feinstem Meister-Propper-Weiß gegen den quietscheblauen Himmel an. Wir sind in Cadaques – traumhaft. Zum ersten und letzten Mal war ich vor zehn Jahren hier. Das war mitten im August, also ziemlich voll. Jetzt dagegen hat man noch genügend Platz gemütlich zu bummeln.
Während wir also durch die Gassen schlendern, erzählt Marc mir alte Geschichten von Cadaqués. Ungefähr um das 15. Jahrhundert herum gab es viele Piraten im Mittelmeer. Einer davon war der gefürchtete Barbarroja, Khair ad-Din Barbarossa, der von der Küste Nordafrikas aus oft und erfolgreich mit seiner Flotte in der Gegend zwischen Korsika und den Balearen umherstrolchte. Ich spitze die Ohren. „Piraten?“ frage ich erstaunt noch einmal nach. „Ja,“ meint Marc, „Es gibt sogar eine geführte Tour, eine Route an der Küste entlang, bei der nur Piratengeschichten erzählt werden.“ Leider finden diese Piraten-Touren aber nur sonntags statt. So ein Mist. Aber ich werde wiederkommen und dann davon berichten! Bis dahin erzähle ich Euch, was ich von Marc erfahren habe:
An der Costa Brava gab es früher nicht besonders viele Häfen. Die relativ versteckt gelegene Bucht bei Cadaqués war also ein idealer natürlicher Hafen und eben auch ein perfektes Versteck für Piraten. Die Einwohner von Cadaqués waren seit jeher an den Besuch von Griechen, Phoeniziern und anderen, großen, seehandeltreibenden Völkern gewöhnt. Angeblich sollen die echten Cadaquenses auch eine bunte Mischung verschiedener Kulturen sein. Unter den alteingessenen Familien in Cadaqués gibt es nämlich auffällig viele blonde, rothaaarige und blauäugige Einwohner. Das ist für Spanien relativ ungewöhnlich.
Die Piraten versteckten sich aber nicht nur hier in der Bucht, sondern sie überfielen und brandschatzten in schöner Regelmäßigkeit das Dorf. Um sich vor diesen Überfällen zu schützen, bauten die Cadaquenser eine hohe Mauer um die Stadt. Damals gab es nur einen einzigen Platz innerhalb der eng bebauten Fläche zwischen den Mauern. Heute befindet sich dort die Flaniermeile am Hafen, mit jeder Menge Bars und Cafés.
Da die traditionelle Steinmauer mit ihren Einbuchtungen von außen leicht zu erklettern war, verarbeiteten die Einwohner den Marmor eines nahegelgenen Steinbruchs zu Kalk, mit dem sie die Wände, besonders natürlich die der Stadtmauer glätten konnten. So waren sie besser gegen die Angreifer geschützt.
Von Land her ist Cadaqués nur über die Berge zu erreichen. Das war zwar als natürliche Schutzmauer ganz praktisch, aber erschwerte auch den Kontakt zum Hinterland zu halten. Die Einwohner lebten und handelten also eher Richtung Meer, als über die engen, mühsamen Wege in benachbarte Buchten. Noch heute ist für viele Einwohner eine Fahrt nach Figueres (35 km entfernt) eine wahre Weltreise. Andersherum haben so manche ältere Einwohner der im Hinterland liegenden Dörfer noch nie das Meer gesehen!
Es gibt aber einen alten Trampelpfad, den die Leute benutzten, den Camí de ronda. Später versuchte die Guardia Civil dann über diese Wege Schmuggler zu finden und dingfest zu machen. Heute gibt es große Teile dieses Weges noch immer, der Camino ist nämlich ein angesagter Wanderweg. Er schlängelt sich an den malerischen Buchten entlang von der nördlichsten Spitze Kataloniens bis runter nach Blanes. Die Strecke soll nicht anstrengend zu laufen sein, also auch für Anfänger wie mich geeignet. Da sie so nah am Meer entlang führt ist sie ziemlich eben, und man hat immer einen superschönen Ausblick. Der Weg kommt auch noch auf meine To-Do-Liste!
Bei unserem Bummel durch die Straßen fallen mir die bunten Blumen auf, die von allen Balkonen, aus Blumentöpfen und Gärten ranken. Unübersehbare Blumenkönigin in Cadaqués ist die Bouganvillea, die ja eigentlich eher in der Karibik zuhause ist, und irgendwann aus Kuba hierher gekommen sein soll. Auch Tabak- und Kakaopflanzen gedeihen in Cadaqués prächtig. Durch den jahrhundertelangen Handel mit fernen Ländern und die relative Abgeschiedenheit vom Hinterland hat sich hier so einiges anders entwickelt, als im Rest Spaniens.
Lustig sind auch die bemalten Zählerkästen oder was immer sich da hinter den kleinen, liebevoll bemalten Türchen versteckt. Es sieht aus, als hätten die Einwohner Bilder an ihre weißgetünchten Wände gehängt. Eine nette Idee, diese häßlichen Kästen zu verschönern. Ob da jeder mitmalen darf?
Nach einer leckeren Paella zum Mittagessen suchen wir uns eine kleine Badebucht, um uns kurz in die kühlen Fluten zu stürzen. Für faule Sandstrandlieger ist das hier eher nix! Um zu den kleinen Buchten zu gelangen, muss man schon ein wenig klettern. Endlich unten am Wasser angekommen versuche ich, ein gemütliches Plätzchen für mich und mein Handtuch zwischen den fetten Steinen zu schaffen. Das ist gar nicht so einfach. Ich ruckele und rüttele mich so lange hin und her, bis ich einigermaßen bequem liegen kann. Die Steine massieren meinen Rücken, oder den Bauch, je nachdem wie herum ich liege. Ach egal, erst einmal ab ins Wasser.
Michi hat natürlich Schnorchel und Taucherbrille dabei und macht sich zusammen mit Marc auf die Suche nach einer riesigen Muschel, die hier vor der Küste „wohnt“. Ich gehe einfach nur baden. Das Wasser fühlt sich an, als stünde ich in einem Gebirgsbach, so „frisch“ ist es. Aber man kann sich schnell daran gewöhnen. Das Wasser ist nicht nur so kalt, sondern auch so klar wie in einem Bergsee.
Als die Jungs nach fast einer Stunde mit blauen Lippen wieder auftauchen, haben sie nicht nur die Muschel gesehen und fotografiert, sondern auch noch mit einem Pulpo verstecken gespielt. Der Pulpo fand das sicher nicht so toll. Wenigstens haben sie ihn nicht zum Abendbrot gefangen, das arme Viech.
Gleich neben Cadaqués, aber einmal irgendwo um die Ecke, liegt Portlligat, die heimatliche Bucht Salvador Dalis. Diese Bucht kommt in vielen seiner Bilder und sogar in einigen Filmen vor. Hier befindet sich auch das ehemalige Wohnhaus Dalis, das jetzt ein Museum ist. Rund um das Museum herum bummeln das ganze Jahre über viele Touristen durch die kleine Bucht.
Ich finde aber etwas anderes viel spannender: Im Hafen von Portlligat liegen viele, echte Fischerboote. Die fahren wirklich noch jeden Morgen raus, zum Fische fangen. Da es schon spät am Nachmittag ist, sind die Fischer natürlich längst zuhause. Schade, da hätte ich wohl früher aufstehen müssen!
und noch ein paar Cadaqués Impressionen:
Ich fahre in einer Woche wieder nach cadaques und bin begeistert von diesem Fleckchen Erde. Dieser Ort etwas abseits vom Tourismus hat etwas was man anderswo vergeblich sucht.
Cadaques ist wirklich megaschön! Ich fahre bestimmt auch bald wieder hin!
Oh! Cadaques ist wirklich wunderschön….
Da muss ich mal wieder hin!
Liebe Grüße 😀
Unbedingt! Ich werde mir hoffentlich bald einen Sonntag dafür Zeit nehmen, damit ich endlich diese Piraten Geschichten erfahre!:-)
Wow, es ist so stimmungsvoll, wie meine sehr beliebten griechischen Dörfer. Schöne Fotos, hübscher Ort und die Stromkästen sind super cool gemacht. Uns steht ein großer Kasten in dem Floor und es ist unsere Kühlschrankmagnetsammlerstelle. 🙂 Liebe Grüße
Danke Dir!! Stimmt, hat irgendwie was von Griechenland 🙂 !