Nur wenige Kilometer von den Stränden entfernt, liegt das Weingut Mas Molla im Hinterland der Costa Brava versteckt. Seit sechshundert Jahren betreibt die Familie Molla hier einen kleinen Bauernhof. Obst- und Olivenbäume blühen gleich neben einem großen Garten für den Gemüseanbau. Und natürlich gibt es auch ein paar Weinstöcke. Sobald wir den kleinen Hof betreten, schlägt mein Herz schneller. An einem Baumstamm lehnt ein uraltes Moped, die Haustür wird von Blumentöpfen verschiedener Formen und Größen umrahmt. Ein bisschen weiter links befindet sich der Eingang zum Weinkeller. Hier stehen leere Flaschen in mehreren Schichten übereinandergestapelt und warten darauf, wieder gefüllt zu werden.

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Vögel zwischern früh am Morgen in diesem kleinen grünen Paradies. Es ist ein bisschen wild und wunderbar friedlich. Ein paar verspätete Tropfen von dem Regenguss heute Morgen fallen von den Bäumen. Es riecht noch nach dieser grünen Feuchtigkeit, wie in einem Wald. Wäre ich ein kleines Kind würde ich mich jetzt mit ausgebreiteten Armen vor Freude im Kreis drehen. Doch ich reiße mich zusammen.

Montse ist eine der Schwestern, die heute den Hof führen. Sie begrüßt uns herzlich. Nach so vielen Jahrhunderten bewirtschaftet mit Montse und Núria zum ersten Mal eine reine Frauengeneration die Mas Molla. Aber da jede helfende Hand in einem kleinen Familienbetrieb gebraucht wird, packen auch die Eltern noch mit an.

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Núria übernimmt die Führungen der Besucher. Schon der Anblick der Weinreben verrät, dass es hier anders zu geht, als auf den meisten Weingütern. Die Weinreben stehen nicht an Drahtseilen aufgezäumt in Reih und Glied, sondern wachsen frei stehend in Kelchform. So gibt es zwar weniger Trauben, die selbstverständlich von Hand gelesen werden müssen, aber die haben dafür mehr Kraft und Geschmack. Alte einheimische Sorten wie Malvasina oder Picapoll haben in dieser von den großen Weinanbaugebieten vergessenen Gegend die Jahrhunderte überlebt. Die Jaqué-Trauben haben sogar die große Krise der Reblaus überlebt!

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Núria erzählt, dass ihr Vater sich vor Jahren um eine Anerkennung seiner Weine als D.O. bemühen wollte. Doch die Vorgaben, die er zu befolgen gehabt hätte, missfielen ihm: Jahrhundertealte einheimische Weinstöcke auszureißen, um eingeführte Sorten wie Chardonnay oder Sauvignon anzupflanzen! Das kam für ihn nicht in Frage. Er verzichtete also auf die D.O. und behielt seine alten Weinstöcke. Die dürfen hier sogar nicht säuberlich nach Sorten getrennt, sondern auch durcheinander wachsen. Für eine industrielle Verarbeitung wäre das zwar eine mittlere Katastrophe, aber für einen bäuerlichen Wein ist das kein Problem. Hier leben die Weine und haben ihren ganz eigenen Charakter, wie wir gut eine Stunde später selbst schmecken werden.

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Ich habe schon einige Weinkeller gesehen, aber in diesem hier ist tatsächlich die Zeit stehengeblieben. Große Inoxtanks sucht man vergeblich. Uralte Holzfässer reihen sich in dem dunklen, feuchten Gemäuer aneinander. Vor den kleinen Fenstern haben Spinnen ihre Netze gebaut. Die kleinen Vielbeiner helfen dabei, Ungeziefer wie die unerwünschten Fruchtfliegen fernzuhalten. Auf ihre fröhliche mitreißende Art weiht uns Núria in die Herstellung des Weins ein. Auch das funktioniert mit althergebrachten Mitteln, ganz ohne Chemikalien. Es ist schon bewundernswert, dass dieser kleine Hof es so lange Zeit geschafft hat, gegen den Strom der Massenproduktion anzuschwimmen und an den alten Produktionsmethoden festzuhalten. Sogar die Flaschen werden als Pfandflaschen verkauft und wieder befüllt.

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Als wir nach unserem Gang durch die unterirdischen Tunnel des Weinkellers wieder ans Tageslicht klettern, hat die Sonne die kleine Terrasse mittlerweile in ein warmes Licht getaucht. Mama Maria und Montse haben Stühle und Tische für unsere Weinprobe vorbereitet, während wir unter der Erde unterwegs waren. Mit Blick auf die Pfirsichbäume, zu denen eine kleine Treppe hinab führt, probieren wir neugierig drei der Weine, die die Frauen des Mas Molla herstellen. Diese Weine sind wirklich anders. Sie schmecken ungewöhnlich, haben einen sehr eigenen Charakter und sind richtig kräftig, sogar der Weißwein. Wirklich umwerfend ist der Jaqué, ein Rotwein aus einer alten Traubensorte, die eine unglaublich kräftige Farbe und einen ungewohnten Geschmack hat. So lecker dieser auf natürliche Art hergestellte Wein auch schmeckt, man muss ihn mit Bedacht trinken, denn er enthält erstaunlich viel Alkohol.

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Infos Mas Molla

Führungen gibt es in Spanisch, Katalanisch, Französisch und Englisch. Man muss sich aber vorher anmelden. Bezahlt werden kann in bar oder mit bizum, nicht mit Karte. Eine Führung kostet 8 Euro pro Person. Der Weißwein, den wir verkostet haben kostet 2,25 Euro (Flaschenpfand ist im Preis schon inbegriffen). Der ältere Rotwein, der zu den „Polsoses“ gehört, wie sie die Weine nennen, die Staub angesetzt haben, kostet 6 Euro. Wir haben zwei Kisten gekauft 😉

Mas Molla
Carrer Mollà, s/n
17251 Calonge
Website
Öffungszeiten findest Du auf der Website

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