In Bom Jardim, mitten in der afrikanisch anmutenden Savanne Brasiliens, gehe ich schnorcheln. Bei gefühlten vierzig Grad laufe ich mit einer Schwimmweste durch die Gegend. Auf mich wartet eines der geilsten und wunderbarsten Dinge, die ich bisher erlebt habe.
Bom Jardim gehört zu Mato Grosso und das liegt so ziemlich genau in der Mitte des südamerikanischen Kontinents. Tausende Kilometer von der Küste entfernt, führt hier ein Weg in den Wald hinein. In diesem Wald soll es einen kleinen Fluss geben, und da spaziere ich gerade hin. Wozu die Schwimmweste gut sein soll, weiß ich noch nicht, aber Abelardo, mein Guide, hat darauf bestanden, dass ich eine mitnehme.
Der Zauber des Reino Encantado:
Nach einem nur zehn Minuten dauernden Spaziergang stehe ich vor einer kleinen Pfütze im Wald. Wie in einem ganz kleinen Teich sammelt sich das Wasser des Flusses hier in einem kleinen Becken. Das Wasser ist so klar, dass es unsichtbar zu sein scheint. Richtig große, fette Fische schwimmen hin und her. Wahnsinn!
Nur der blaue Himmel spiegelt sich im Fluss – als sei das Wasser gar nicht da
Mir kommt es vor, als sei dieser Teich nur gerade mal wenige Zentimeter tief, aber es muss wohl doch mindestens ein Meter sein. Abelardo zeigt auf eine bestimmte Stelle. Es blubbert und brodelt im Sand, auf dem Grund des Flusses. „Wenn ihr ins Wasser geht, bitte auf keinen Fall den Boden berühren“, warnt er uns. Denn diese Quellen, die da von unten hochsteigen, sollen wir nicht zerstören. Und außerdem würden wir im Wasser gar nichts mehr sehen, wenn wir den Sand mit unseren Füßen so aufwühlen würden.
Dafür sind also die Schwimmwesten! Damit wir den Grund nicht betreten und ganz sicher oben bleiben. Ich ziehe also die Gummijacke an, mit der ich so viel Auftrieb habe, dass meine Füße garantiert nicht den Boden berühren und hier alles heil bleibt. Nur noch schnell die Tauchermaske aufsetzen und den Schnorchel in den Mund und dann darf ich mich zu den Fischlein gesellen. Das Wasser ist genauso kalt wie es aussieht. Wunderbar! Ich fühle mich einfach total lebendig, so wirklich mittendrin in der Natur.
Das Leben in Bom Jardim ist zwar still und gemächlich, aber gleichzeitig ist alles sehr real und intensiv. Ich bin jedenfalls total verzaubert. Nachdem ich zwei kleine Runden im Bächlein gedreht habe, macht Abelardo ein Zeichen, dass es weiter geht. Wir bleiben nicht in dem Becken, sondern schwimmen jetzt tatsächlich den kleinen Fluss entlang! Wobei schwimmen fast schon übertrieben ist, denn ich muss mich gar nicht bewegen. Die Strömung trägt mich einfach immer weiter. Ich liege nur ganz still auf dem Wasser und treibe durch den Urwald. Es ist so unglaublich! Unter mir das Wasser, in dem ab und zu ein paar kleine Fische vorbei schwimmen, über mir und um mich herum, nur grüner Urwald. Es ist gleichzeitig total unwirklich und doch so real. Oh, ich will bitte immer weiter im Wasser treiben. Von mir aus könnte das hier ewig so gehen. Bitte nicht aufhören. Im Traum hätte ich mir so etwas wie das hier niemals je ausmalen können.
Foto © by Beto Lima
Ungefähr eine Stunde treibe ich so durch den Wald, schnorchle in der Savanne und gucke den Fischen zu. Alles fühlt sich einfach und leicht an. Das Wasser trägt mich durch die Kurven, flussabwärts. Nur ab und zu liegt ein umgekippter Baumstamm im Weg. Ich halte mich daran fest und setze mich kurz drauf. Eine kleine Pause. Einfach nur gucken und die Ruhe genießen. In der Ferne kreischt irgendwo ein Vogel. Diesen Moment würde ich gern für immer festhalten und in mir bewahren. Es ist noch schöner, als in der Karibik oder im indischen Ozean zu tauchen – und das ist schon verdammt schön. Aber dies hier gehört definitiv zu den besten Dingen, die ich je erlebt habe.
Ich beneide die Leute hier um ihr einfaches Leben. Kein Luxus, kein Handyempfang und kein Internet. Das Leben hier ist bescheiden, aber ganz offensichtlich sind die Menschen dennoch zufrieden. Stress und Hetze gibt es hier nicht. Die Natur gibt den Rhythmus des Tages vor. Das Wetter und die Jahreszeiten bestimmten das Leben und den Alltag der Menschen. Es ist ein Leben in und mit der Natur.
Blaue Lagune – Lagoa Azul:
Nach dem Mittagessen geht es noch einmal ins Wasser. Nur ein paar Kilometer von unserer ersten Schnorchelstelle entfernt liegt die Blaue Lagune. Ähnlich wie im dem Reino Encantado geht es zunächst ein Stück durch den Wald, dann stehe ich wieder vor einem winzigen, kleinen Teich. In einem leuchtenden Blau schimmert das Wasser zwischen dem Grün der Bäume vor sich hin. Dicke Fische ziehen ihre Kreise.
Lagoa Azul – ohne Filter
Der Guide der Blauen Lagune erklärt noch kurz, wo wir bitte nicht hinschwimmen sollen, da dort gerade die Fische laichen. Dann heißt es wieder Schwimmweste anziehen, Tauchermaske aufsetzen und ab ins Wasser. Fröhlich und entspannt drehe meine Kreise in dem kleinen blauen Teich. Die Fische haben keine Angst vor mir und schwimmen sogar direkt auf mich zu. Hier ist es wesentlich tiefer als in dem kleinen Flüsschen heute Morgen. Deutlich kann ich in dem kristallklaren Wasser, in zwei Metern Tiefe den Eingang einer Höhle entdecken. Irgendwo ganz hier in der Nähe sollen auch Höhlen zum Tauchen sein. Das wäre sicher auch spannend!
Die Lagune der Aras – Lagoa das Araras:
Als der Tag sich dem Ende nähert, hat Abelardo noch eine Überraschung parat. Gegen Abend fahren wir in die Lagune der blauen Aras. „Ach, Vögel gucken“, denke ich. Ist bestimmt ganz nett, aber ich bin ehrlich gesagt nicht so ein begeisterter Vogelfan. Als wir uns dann zu Fuß der Lagune nähern, bin ich mal wieder sprachlos. Ein ganzer Palmenwald steht da vor mir, in einer Lagune im Wasser. Was für ein Anblick! Die Bäume ragen wie kleine Inseln aus der Lagune heraus. Während die Sonne langsam untergeht, kommen die Blauen Ara Pärchen angeflogen. Eines nach dem anderen lassen sie sich auf ihrer Hauspalme nieder, wo sie wohl die Nacht verbringen werden. Immer wieder ziehen diese großen knallblauen Vögel krächzend über meinem Kopf hinweg. Was für ein mega Spektakel. Wir sind hier wirklich bei den Aras zu Hause.
Am Ufer der kleinen Lagune liegt ein kleines, verlassenes Boot. Wem das wohl gehören mag? Ob man damit näher zu den Palmen, auf denen die Aras hausen, heran paddeln kann? Wahrscheinlich ist das strengstens verboten, denn die Gegend steht unter Naturschutz. Ich bleibe also brav am Ufer stehen und beobachte die abendlichen Aktivitäten der Papageien, bis die Sonne untergeht.
Tipps zu Bom Jardim / Nobris:
Während früher in Mato Grosso noch hauptsächlich extensive Weidewirtschaft betrieben wurde, hat man längst erkannt, dass diese unglaubliche, einmalige Natur geschützt werden muss. Viele ehemalige Farmen wurden in Gästehäuser umgewandelt. Die Viehtreiber haben auf Tourismus umgesattelt, auf einen sanften, ökologisch verträglichen Tourismus. In Mato Grosso wird Nachhaltigkeit propagiert. Die Besucher die hierherkommen, lieben die Landschaft und die Tiere. Mit ihrem Besuch tragen sie dazu bei, genau diese zu erhalten. Die Natur selbst ist die größte Touristenattraktion und damit auch eine wichtige Einnahmequelle der Region.
Die savannenartige Landschaft im Herzen Brasiliens nennt man Cerrado. Sie erstreckt sich über mehrere Bundestaaten unter anderem gibt es Cerrados auch auch Mato Grosso.
Danke an Abelardo, unseren Guide in Mato Grosso
Pousada Reino Encantado
Bom Jardim – Nobres,
Mato Grosso MT
Brasilien
Website: www.pousadareinoencantado.com
Den Name Reino Encantado, auf Deutsch Zauberreich, hat der Besitzer seiner Anlage zu Recht gegeben. Das kleine Stückchen Land mit dem Wäldchen und dem Fluss, das zu dem Grund und Boden der Pousada gehört, ist wirklich zauberhaft.
Hinweis: Dieser Artikel entstand in Rahmen einer Pressereise von Embratur und der Adjunta de Turismo Mato Grosso.
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