Oslo Norwegen

Der 17. Mai ist Nationalfeiertag in Norwegen. Die Norweger feiern ihre Unabhängigkeit vom Königreich Dänemark und ganz Oslo steht an diesem Tag Kopf! Bei strahlendem Sonnenschein marschieren die Schüler stolz und überglücklich durch die Straßen. Alle haben sich fein gemacht und tragen traditionelle Trachten. Der Nationalfeiertag ist hier nämlich eine Mischung aus Trachtentag und Schulfest. Die Parade, die am königlichen Schloss vorbeiführt, besteht aus Schulklassen, die freudig  norwegische Fahnen schwenken. Und wir sind mittendrin im Trubel. An einer Ampel stehe ich plötzlich neben einem bekannten Gesicht und grüble, woher ich diesen jungen Mann kenne. Dann wird die Ampel grün und es fällt mir ein:  Kein Bekannter oder Freund meiner Kinder  und auch niemand, den ich mal irgendwo anders getroffen habe.  Nee, es ist Alexander Rybak, der 2009 den Eurovision Song Contest gewonnen hat – erinnert Ihr Euch noch?  Wie passend für einen Besuch in Norwegen! 🙂

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Von Oslo selbst kann man an diesem Tag vor lauter Menschen kaum etwas sehen. Man muss einfach mitfeiern. Und das machen wir auch. Wir fahren zu einer norwegisch-brasilianischen Familie. Sigbjörn und Samantha haben sich auch schon fein gemacht. Zusammen mit Oma und Opa gehen wir die Kinderparade ansehen. Mikki, der Kleinste, wartet ungeduldig darauf nächstes Jahr auch endlich dabei sein zu dürfen. Aber noch geht er nicht in die Schule und steht mit uns am Straßenrand, um seiner großen Schwester zuzuwinken.

Norwegen Oslo Flaggen

Norwegen Oslo Parade

Sigbjörns Mutter erklärt uns, dass  so ein echtes traditionelles Trachtenkleid richtig teuer ist. Ein paar tausend Euro muss man dafür schon auf den Tisch legen. Man kann allerdings mit einem „basic“ anfangen und das dann nach und nach mit speziellen Kettchen, besonderen Stickereien, Broschen, Tüchern, Kappen, etc. erweitern. Je nachdem, was der Geldbeutel eben so erlaubt. Da diese Trachten so wertvoll sind, sind es regelrechte Familienerbstücke, die oft von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Die Norweger tragen ihre Trachten aber nicht nur am Nationalfeiertag. Auch zu Hochzeiten und anderen, besonders feierlichen Anlässen, sogar zu einem Empfang beim König, ist man damit passend gekleidet! Da wundert es mich auch nicht mehr, warum wirklich 90 % der Leute auf der Straße Tracht tragen.  Es gehört einfach dazu und wirklich jeder hat eine, vom Kleinkind bis zur Oma. Die wenigen Menschen, die keine Tracht tragen, haben sich aber auch fein rausgeputzt. Anzüge und elegante Kleider, die man zu einer Cocktailparty oder zu einem offiziellen Empfang erwarten würde, müssen es schon sein. Jeans und T-Shirt sind ein absolutes no-go am 17. Mai.

Norwegen Trachten Oslo

Norwegen Trachten Oslo

Mittlerweile sind wir mit der Parade auf dem Festplatz, einer Wiese direkt am Oslofjord, angekommen. Die Nationalhymne wird angestimmt und alle singen mit. Das Programm an diesem Tag bestimmen die Kinder. Die 5. Klasse hat Spiele und Musik organisiert. Die Kinder lieben das Fest aber nicht nur wegen der Parade.  Der Nationalfeiertag ist nämlich außerdem Eiscreme-Tag! Alle Kinder dürfen so viel Eis essen, wie sie wollen. Und Würstchen. Eine lustige Tradition finde ich, auch wenn diese merkwürdige Mischung vielleicht nicht ganz mein Geschmack ist.  Die Oma erzählt mir,  dass man früher, als sie jung war, zwar noch keine Eiscreme aß, dafür aber Limonade trinken durfte, bis einem der Bauch weh tat. Ich halte mich derweil an den traditionellen Kranzkuchen, den Kranskakeder, der lecker nach Marzipan schmeckt und probiere im Selbstversuch, wie viel ich von den 18 Kränzen essen kann, ohne Bauchweh zu kriegen :-).

Norwegen traditioneller Kuchen

Am Nachmittag findet ein Straßenfest in der Nachbarschaft statt. Angeblich sei das unter den eher reservierten Norwegern sonst gar nicht üblich,  sagt man fast schon entschuldigend. Aber in der Straße, in der wir zu Gast sind, gibt es ein großes Barbecue. Eine lustige Mischung aus alt und jung, alteingesessenen Osloern und Zugezogenen isst, trinkt und feiert fröhlich zusammen, während eine Horde von Kindern durch die Gegend tollt und sich über alle Süßigkeiten her macht, die sie in die Finger kriegt. Mit Charlotte, Christian, Sigbjörn, Hu Ling,  und einem Schweden, dessen Namen ich mir leider nicht gemerkt habe, reden wir noch lange und amüsieren uns prächtig bei strahlendstem Sonnenschein. Hätte ich doch bloss meine Sonnenbrille eingesteckt!  Heute muss ich all meine Vorurteile über Bord werfen: Von wegen die Norweger sind eher kühl, reserviert und zurückgezogen – hier am Oslofjord stimmt das jedenfalls überhaupt nicht. In einem lustigen Kauderwelsch aus Norwegisch, Englisch, Deutsch und Portugiesisch quatschen wir stundenlang und leeren dabei diverse Gläschen. Und die Sonne scheint vom Himmel, dass man aufpassen muss, sich keinen Sonnenbrand zu holen. Erst als es dunkel wird , und das ist in Norwegen um diese Jahreszeit ziemlich spät, kühlt es langsam ab und wir lassen das Fest ganz gemütlich ausklingen. Es war einfach wunderschön!!!

Mehr Berichte über den Nationalfeiertag in Oslo findet Ihr auf folgenden Reiseblogs:

Anders Reisen: Fest der Norweger 200 Verfassungstag in Oslo
Reisebloggerin.at:  Nationalfeiertag in Norwegen
Creative Elena:  20 Stunden Oslo, 200 Jahre Norwegen: Staunen in Skandinavien
Travel world online: Impressionen vom 200. Nationalfeiertag in Oslo Norwegen

Hinweis: Visit Oslo hat uns den Oslo Pass als Handy App zum Ausprobieren zur Verfügung gestellt.  Hat wunderbar geklappt. Neben der Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel gibt es damit auch freien Eintritt in verschiedenen Museen. Die Anreise mit der Fähre von Kopenhagen nach Oslo war eine Einladung von DFDS Seaways. Mehr dazu in den nächsten Artikeln :-)!