Ein verregneter Samstag. Genau das richtige Wetter, um ein bisschen in dem neuen Buch zu lesen, das gestern in der Post war. Bei den Wassermassen, die da draußen auf die Erde niederprasseln wird sich mein Spaziergang heute auf eine kleine Runde um den Block beschränken. Auf dem Sofa in meiner kuscheligen Leseecke tauche ich schnell ein, in die Geschichten aus dem grünen Dschungel und der sandigen Savanne, in die dreckigen Großstädte und an die traumhaften Sandstrände. Ich lese und lese und erst als es dunkel wird, bin ich mit der letzten Seite fertig und schlage das Buch zu. Toll!

afrika ist kein land

Gleich auf der ersten Seite trägt mich das Buch in eine fremde Welt, die ich vermutlich niemals mit eigenen Augen sehen und erleben werde. Ich reise im Kopf. Es geht hinauf auf den Kilimandscharo, hinein in den dichten Urwald zu den Berggorillas und in die Drogenviertel der Großstädte. In jedem einzelnen Kapitel setzt sich die Autorin mit ihren eigenen Vorurteilen, mit romantisch verklärten Klischees und mit negativem wie positivem Rassismus auseinander.

Ich bin begeistert davon, wie tief und ehrlich Jennifer McCann sich auf die Länder, die sie bereist, einlässt. Eigentlich sollten wir alle genauso reisen. Achtsam und mit viel Zeit. Dazu gehört auch, dass man versucht, sich an die Gegebenheiten vor Ort anzupassen, sich bemüht, die fremden Menschen, in deren Heimat man sich befindet, zu verstehen. So viele echte Lebensgeschichten aus Tansania, Kenia oder Simbabwe. Geschichten, die komplex sind, die man nicht in gut oder böse einteilen kann. Und dennoch. Auch eine kritische Auseinandersetzung mit den Folgen unserer europäischen Dominanzkultur kann beim Lesen nicht ausbleiben.

Viele der kritischen Fragen, die Jennifer McCann sich unterwegs gestellt hat, erinnern mich an meine Studienzeit, als ich ein paar Semester lang Haussa lernte und das Weißbuch Afrikas wie eine Bibel mit mir herumschleppte. Wir diskutierten viel damals, stritten und versuchten die komplizierten Strukturen, die Europa mit Afrika verbinden, zu verstehen. Durch den Reiseboom der letzten Jahrzehnte hat sich die Situation inzwischen offenbar nicht wirklich gebessert.

Dieses Buch ist wunderschön geschrieben, ohne Kitsch und Pathos, dafür einfühlsam und anrührend, faszinierend und aufrichtig. Selbstkritisch nimmt mich die Autorin mit auf ihre Reisen durch ganz unterschiedliche Regionen eines riesigen Kontinents. In ihren Worten erlebe ich die Herausforderungen der verschiedenen Landschaften und die Begegnungen mit den Menschen. Es geht nicht um waghalsige Abenteuer, um schnelle Bekanntschaften in Touristenkneipen, sondern um eine echte Auseinandersetzung mit den Männern und Frauen, die hier leben. Kurzum, ich habe das Buch an einem einzigen Nachmittag verschlungen.

afrika ist kein land

AFRIKA IST KEIN LAND
von Jennifer McCann
Preis 19,50 Euro
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ISBN-10 : 3963480149
ISBN-13 : 978-3963480140
Kaufen kannst Du das Buch bei Deinem Buchhändler um die Ecke oder online beim Verlag: www.reisedepeschen.de

Übrigens ist schon der Einband ein Hingucker:  In den Buchdeckel sind die Konturen der Landkarte mit Tiefprägung eingearbeitet!