Es ist wirklich schön hier oben. Zwei eher kleine Felsen vor dem langen Sandstrand von Blanes markieren den Anfang der Costa Brava. Genau hier beginnt die wilde Küste mit ihren rauhen Felsen. Weiter nördlich findet man keine weiten Strände mehr, sondern kleine, versteckte Buchten, zwischen steil aufragenden Klippen.

Während wir uns mit köstlichen Drinks erfrischen, erzählt Joan, der Archäologe, mit dem ich schon die Burgen-Route durch La Selva gemacht habe, was es denn mit dem Castell Sant Joan so auf sich hat.

Burg Blanes Freibeuter Reisen

Die Burg auf dem Hügel von Blanes verdankt ihren Namen nämlich der kleinen Kirche Sant Joan. Ursprünglich hieß die Burg einfach Castell de Blanes, als aber die Burgherren im achtzehnten Jahrhundert fast überall in der Gegend ihre Festungen verließen, um in die Dörfer zu ziehen, verfiel die Burg, wie so viele andere ebenfalls. Die kleine Kirche wurde hingegen weiterhin von den Leuten aus dem Dorf genutzt. Im Laufe der Zeit blieben von der ehemaligen Festung nur Ruinen übrig, die Kapelle funktioniert bis heute.

Kirche Sant Joan Blanes Freibeuter Reisen

Blanes Beginn costa Brava Freibeuter reisen

Die Aussicht vom Castell reicht von der Küstenlinie bis weit ins Hinterland. Eine flache Ebene erstreckt sich am Fuße des Hügels. Es klingt total logisch, dass die Burgherren von Cabrera, denen im Mittelalter weite Teile Kataloniens gehörten, an Stellen wie dieser hier, eine Burg errichteten. Durch das Delta del Tordera kann man vom Meer aus kommend direkt bis in das bergige Hinterland spazieren. Der Vicomte Cabrera, der mit der Ziege im Wappen, war natürlich nicht der erste und nicht der letzte Landesherr, der sich auf dem Hügel eine Festung bauen ließ. Im elften Jahrhundert baute er die bereits vorhandene Festung einfach aus.

Castell Sant Joan Blanes Freibeuter Reisen

Laviret, Sekt aus Blanes:

Noch schöner als die Aussicht selbst ist es, dass Roger und Antonio uns vor diesem Panorama mit einem Glas Sekt erwartet haben. Was sage ich, nicht mit einem Glas, mit einem ganzen Sortiment! Antonio hat früher in einer großen Sektkellerei gearbeitet, die es heute längst nicht mehr gibt. Also hat er sich irgendwann selbständig gemacht. Gleich seine ersten Cavas waren ein voller Erfolg. Mittlerweile produziert er außer zwei weißen auch einen Rosé Sekt.

Blanes Laviret rose sekt

Wir lassen uns diese edlen Tropfen schmecken. Der Laviret Cava hat ganz feine Bläschen und ist köstlich erfrischend. Antonio hat von Anfang an viel Wert auf Qualität gelegt. Es geht ihm nicht darum, möglichst viel zu produzieren und hohe Gewinne zu erzielen, sondern er will einfach besonders guten Sekt machen und das zu einem erschwinglichen Preis. Da Antonio in Blanes aufgewachsen ist, liegt ihm seine Heimat am Herzen. Er möchte, dass man Blanes nicht nur wegen der Sonne und den Stränden, sondern auch wegen der kulinarischen Produkte zu schätzen weiß.

Blanes Laviret Verkostung

Als er von einem ganz besonderen Projekt berichtet, sperre ich die Ohren groß auf. Mitten im Meer, einige Kilometer vor der Küste, hat er in fünfunddreißig Meter Tiefe eine Ladung Sektflaschen versenkt. Die Flaschen sollen statt in einem Keller dort unten am Meeresgrund gären. Durch die absolute Luftdichte und den höheren Druck sollen diese Cavas noch feiner, noch eleganter werden. Er zeigt mir eine Flasche, die unter Wasser „produziert“ wurde. Sie weist sogar noch Spuren aus der Zeit, die sie im Meer verbracht hat, auf! An einigen Stellen hatten sich wohl Meerespflanzen angesetzt. Unglaublich!

Blanes Unterwasser Sekt

Natürlich versuche ich gleich, mehr über dieses Projekt zu erfahren. Da würde ich ja selbst gern mal abtauchen. Aber leider braucht man dafür schon sehr spezielle Kenntnisse und es ist sehr tief, sodass nur Profis, also ausgebildete, technische Taucher dorthin dürfen. Schade!

Und dann hat Antonio noch eine Überraschung. Er experimentiert nämlich gern und hat eines Tages, aus einer Laune heraus, einen Vermut produziert. Ein capritx, wie man auf Katalanisch sagt, und so heißt sein Vermut auch. Nach dem ersten Probeschluck war er sich nicht sicher, ob sein Experiment gelungen war oder nicht. Ihm schmeckte das Ergebnis zwar prima, aber er holte sich vorsichtshalber doch lieber ein paar Fachleute zum Verkosten und bat sie um ihre Meinung. Die Experten waren sofort total begeistert und seitdem verkauft der gelernte Sektfachmann in vielen Läden in und um Blanes herum, den wohl beliebtesten Vermut der ganzen Gegend. Gleich beim ersten Versuch ein totaler Erfolg! Antonio geht halt mit Liebe an die Arbeit und das schmeckt man einfach.

Blanes Capritx Laviret

Ich koste natürlich auch: Ein Capritx mit Stil, mit Zitronenscheibe und Olive. Dazu gibt es ein Stück Brot, Pa de la Tramuntana, natürlich aus biologisch angebauten Getreide der Region. Schon beim ersten Schluck des Capritx kann ich den großen Erfolg verstehen. Antonios Drink ist zum Verlieben!

Das Dorf

Leichten Schrittes spazieren Joan und ich ein wenig später durch das Zentrum von Blanes. Aus dem Mittelalter ist hier nur sehr wenig erhalten geblieben. Die Struktur der Straßen, die enge Bauweise mit den schmalen Gassen, ist zwar nach wie vor dieselbe, aber die Gebäude wurden nach und nach fast alle erneuert.

Blanes ModernismeModernisme

Blanes reste Mittelalter Freibeuter Reisengotische Fassade

Joan zeigt mir, wo genau die Stadtmauer verlaufen sein muss. Der Burggraf Vicomte von Cabreras, dessen Familie auch im dreizehnten Jahrhundert noch weite Teile der Region gehörten, hatte gemeinsam mit anderen Reichen und Mächtigen seines kleinen Reichs beschlossen, an dieser strategisch so günstigen Stelle eine neue Hauptstadt zu errichten. Die alte Römersiedlung war damals längst schon nur noch ein Haufen Steine. Sie liegt, wie viele der mittelalterlichen Fundamente, unter der modernen Stadt Blanes vergraben.

Die reichen Feudalherren ließen also um die kleine Ansammlung von Häusern, die es hier bereits gab, zuerst eine Mauer bauen, innerhalb derer sie dann schicke gotische Paläste errichteten. Mittlerweile stehen wir vor einem großen Brunnen, dem wohl einzigen gotischen Brunnen dieser Art in ganz Europa. Es ist ein schweres, mächtiges Bauwerk, das so gar nicht in die Enge der Stadt passen will. Aber damals muss sich der achteckige Brunnen auf einem kleinen Platz befunden haben und die reichen Herren mochten es wohl pompös. Sie hatten schließlich genug Geld und beauftragten die besten Künstler ihrer Zeit.

gotischer Brunnen Blanes Freibeuter Reisen

Kurz hinter dem gotischen Brunnen biegen wir nach rechts ab. Der Weg führt auf eine kleine Anhöhe. Hier befindet sich die Kirche von Blanes. Ursprünglich bestand der Komplex aus der Kirche und dem direkt anschließenden Palast des Grafen Cabreras. Hier verweilte er also, wenn er in der Stadt war. Leider wurde der prunkvolle Palast im siebzehnten Jahrhundert zerstört. Nur wenige Mauerreste zeugen noch von dem einst prächtigen Gebäude. Nur die Fassade der Kirche ist noch im Original erhalten geblieben. Den Innenraum hat man nach den zerstörerischen Überfällen der antiklerikalen Kräfte in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts komplett neu gebaut und renoviert.

       Kirche in Blanes Freibeuter Reisen

Blanes Kirche innen

Blanes reste palau

Nützliche Infos Blanes:

Hotel in Blanes
Übernachtet habe ich im Hotel Horitzó. Mit Meeresrauschen bin ich eingeschlafen und beim Aufstehen, konnte ich von meinem Balkon aus die Sonne aufgegehen sehen.

Blanes Hotel horitzo sonnenaufgang

Hotel Horitzó
Passeig Maritim S’Abanell 11
17300 Blanes

Website: www.hotelhoritzo.comHotel blanes Costa Brava

Was Du nicht verpassen solltest, wenn Du in Blanes bist:

Botanischer Garten Marimurtra Costa BravaBotanischer Garten Marimurtra, in dem im Sommer Konzerte stattfinden

Blanes Festa MajorFesta Major – jedes Jahr um den 26. Juli herum

Hinweis: Mein Besuch in Blanes fand im Rahmen eines Blogtrips durch die Comarca La Selva statt, zu der ich eingeladen wurde. Meine Meinung ist wie immer einzig und allein meine eigene.