Gabriela Kasperski hat wieder tolle Geschichten ausgegraben und in einen spannenden Bretagne-Krimi verpackt. Dieses Mal spielt die Handlung auf der Insel Ouessant, die einige Kilometer vor der Bretagne im Atlantik liegt und auf eine aufregende Vergangenheit zurückblickt. Zwar ist es nicht die Titanic, dafür aber der Untergang eines Schiffs namens Drummond Castle, der in „Bretonisch mit Sturm“ eine bedeutsame Rolle spielt. Für mich ist dieser neue Band der beste der bisher erschienenen Krimis aus der Reihe um die schweizer Buchhändlerin,
Tereza Berger strandet in dieser neuen Geschichte auf der winzigen Insel vor der bretonischen Küste und ein heftiger Sturm macht jeden Kontakt zwischen Insel und Festland unmöglich. Natürlich gibt es ein Verbrechen aufzuklären, so viel kann ich verraten, ohne zu spoilern.
Die Handlung hat mich dieses Mal an die schwarz-weiß Krimis aus den 60er Jahren erinnert. Ähnlich wie in den Whodunits bei Edgar Allan Poe oder Agatha Christie, sind die Menschen auf der Insel abgeschnitten von der Außenwelt. Tereza ist die Außenstehende und beobachtet scharfsinnig die Eigenheiten der Einheimischen, die alle mehr oder weniger in einen anschwellenden Konflikt verwickelt sind. Bei dem umstrittenen Projekt geht es zunächst um Windkraft, aber die pfiffige Buchhändlerin findet bald heraus, dass viel mehr dahinter steckt. Und dann ist da noch der Anlass, der Tereza überhaupt auf die Insel gebracht hat, eine Hochzeit, deren Planung jedoch nicht nur aufgrund des Sturms ins Wanken gerät.
Was mir richtig gut gefallen hat, ist einmal die der Eingeschlossenheit geschuldete Übersichtlichkeit der Charaktere, die mit all ihren Schrullen sympathisch sind. Und dann ist da noch die eingeflochtene Geschichte eines Schiffsunglücks im 19. Jahrhundert, das sich an den Klippen vor der Insel ereignet hat. Dieser Handlungsstrang ist es, der Tereza mit Gabriel Mahon, dem aus Schottland stammenden Polizisten verbindet. Mit ihm führt sie seit dem ersten Band eine On-Off-Liebelei, die nicht immer glücklich, aber ziemlich realistisch verläuft.
Richtig gefesselt war ich von der Geschichte des Schiffsunglücks, die parallel zum Sturm der Gegenwart, Kapitel für Kapitel an Fahrt aufnimmt. Entweder liest Tereza die Novelle selbst oder sie liest den anderen daraus vor. Der Weg der Drummond Castle beginnt in Südafrika und endet in einer tragischen Katastrophe vor der Bretagne. Auch damals spielten Sturm und Unwetter eine wichtige Rolle, denn es war ein undurchdringlicher Nebel, der letztendlich den Untergang des Schiffs verursachte.
Wenn ganz am Ende die einzelnen Fäden der Erzählung zusammenführen und alle Rätsel gelöst sind, ist es richtig schade, das Buch schon wieder zur Seite legen zu müssen. Gern wäre ich noch ein paar Tage länger bei Tereza und auf dieser ganz besonderen Insel geblieben. Den nächsten Bretagne-Krimi muss ich definitiv langsamer lesen, und nicht wieder an einem einzigen Nachmittag verschlingen.
Fazit: Perfekte Lektüre für den Sommerurlaub. Egal ob am Strand oder in der Hängematte, ein Krimi zum Mitraten und Mitfiebern, spannend bis zum Schluss.
Infos zu „Bretonisch mit Sturm“
Bretonisch mit Sturm
Autorin: Gabriela Kasperski
Verlag: Emons Verlag
Erschienen: Mai 2023
ISBN-13: 978-3740816612
(Hinweis: Das Buch habe ich als Rezensionsexemplar zugeschickt bekommen)
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