Oft regen wir uns ja heute über den zu häufigen Gebrauch englischer Worte im Deutschen auf. Aber wenn man es genau nimmt, haben wir im Deutschen schon vorher viele Worte aus dem Französischen in den alltäglichen Sprachgebrauch einfließen lassen. Zumindest meine Großeltern sagten Portemonnaie, Passe-partout, Canapé, Café, Negligée, Haute Couture, Paravent oder auch Trottoir und Fisimatenten. Wobei ich besonders das letzte Wort spannend finde: Fisimatenten stammt nämlich nicht, wie ich mal irgendwo gelesen habe, von dem französischen Satz „Visite ma tente“ ab, mit dem angeblich französische Soldaten im 17. Jahrhundert versucht haben sollen, junge Mädchen in ihre Zelte zu locken. Mein „Wahrig“ leitet es eher vom lateinischen visae patentes (überflüssige bürokratische Schwierigkeiten) oder vom mittelhochdeutschen visament (Zierrat) her.
Sprachen sind lebendig und verändern sich. Total überrascht bin ich trotzdem immer, wenn ich auf Reisen mal ein deutsches Wort höre. Zum Beispiel gibt es in Frankreich ein „vasisdas“ (was ist das), ein kleines Fenster oder eine halbe Gardine oder Jalousie, die ein Fenster nicht ganz verdeckt.
Die Amerikaner benutzen das deutsche Wort Doppelgänger, allerdings meist ohne Umlaut, also Doppelganger. Auch für Schadenfreude hat man im Englischen keinen passenden Ausdruck und benutzt das deutsche Wort. Das englisch-deutsche Iceberg =Eisberg kennt sicher auch jeder.
Sogar in Russland findet man deutsche Lehnwörter: Бутерброд ist eins zu eins unser gutes, altes Butterbrot, nur kyrillisch geschrieben.
In Kroatien kann man einfach eine frontscheibnitza beim Autoglaser bestellen, falls die Frontscheibe vom Auto einen Sprung hat. Auch wenn es Probleme mit der kuplung gibt hat man keine Übersetzungsschwierigkeiten.
Es gibt sogar richtige „Exportschlager“ wie Leitmotiv, Zeitgeist, Weltschmerz, Kitsch oder Kindergarten.
Hier in Spanien kann man in kleinen Bars (oft „Frankfurt“ genannt) auch Bratswurt (also Bratwurst) bestellen. Da ist halt nur ein Buchstabe verrutscht, aber das eben konsequent auf allen Speisenkarten des Landes. Es gibt sogar einen Hashtag auf instagram: #bratswurt.
Bei einem Spaziergang mit unserem Hund war ich vor ein paar Jahren sehr überrascht, als ich plötzlich, mitten im Wald jemanden Deutsch sprechen hörte. Wie sich herausstellte, waren es aber doch keine Deutschen, sondern Spanier, die gerade dabei waren ihren Hund zu erziehen – auf Deutsch. Denn das ist hier sozusagen die Hundeführungssprache, wie Französisch fürs Ballett. Da war ich sprachlos.
Die Liste deutscher Wörter in anderen Sprachen ist bestimmt noch viel länger. Seid Ihr auch schon mal am anderen Ende der Welt, völlig überraschend über ein deutsches Wort gestolpert?
Schöner Artikel! Den hab ich erst jetzt entdeckt. Ich habe noch eine Ergänzung: Im Hebräischen bezeichnet man das @ anschaulicherweise als Strudel. Im Italienischen verwendet man auch das deutsche Wort Strudel, meint aber tatsächlich nur die Süßspeise.
Viele Grüße, Meike
Oh Danke! Das wußte ich gar nicht 🙂
In Korea haben wir das Wort: „Arbeit.“ Von der Bedeutung her heißt es allerdings „Nebenjob“.
ich sag nur newspaper menu – „menu diario“
(Teenage)-Angst ist auch ein häufig verwendetes wort im englischen.
dann gibt es natürlich noch das ‚gesundheit‘ wenn jemand niest und im kiswaheli sagt man auch ’shule‘ für schule und ‚hela‘ für Münze, das kommt von der früheren deutschen Heller-Münze.
auch ein toller export-schlager ist ‚kitchy‘ für kitschig, japanische Patienten haben ‚Noiroze‘ (also Neurosen) und in Südafrika fährt man ‚kanitzeenboot‘ – ein kann-nicht-sehen-boot, also ein U-boot
Teenage- Angst hab ich ja noch nie gehört! Ist das Angst der Teenager oder Angst vor Teeangern?! hahaha Total witzig find ich ja „kanitzeenboot“, aber stammt das nicht eher aus dem Niederländischen? Aber die gemeinsame Wurzel ist ja eindeutig 🙂 Danke!
Ich hab noch eines „Wanderlust“.
Wanderlust, echt? Hab gerade in Wikipedia geguckt: Wanderlust is a strong desire for or impulse to wander or travel and explore the world. Wie passend für Reiseblogger:-)
Polnische Freunde haben in einem (englischen) Gespräch plötzlich ganz unvermittelt ein „wieheißtder“ einfließen lassen und erklärten dann auf meine erstaunte Nachfrage, dass man so (eigentlich „Wihajster“ geschrieben) im Polnischen tatsächlich einen Gegenstand bezeichnet, dessen Name gerade nicht präsent ist (etwa im Sinne von „Dingsbums“).
Witzigerweise heißen Klappfenster im Französischen „Vasistas“ (muss wohl von „Was ist das?“ kommen – dahinter steckt bestimmt eine amüsante Geschichte) und in Teilen Südamerikas erkundigt man sich allen Ernstes mit „Alles Blau?“ nach dem werten Befinden.
Das Goethe-Institut hat vor geraumer Zeit eine ebenso unterhaltsame wie informative Karte zum Thema „Wanderworte“ herausgegeben …
Vielen Dank Jens! „Wihajster“ find ich klasse! Diese Wanderworte- Karte des Goethe Instituts werde ich mal suchen!
Ohne hier Werbung machen zu wollen (Tantiemen bekomme ich von den Goethes nämlich nicht), die Karte gibt’s hier: http://shop.goethe.de/shop/20081010001/p-13227.htm – hängt bei mir in der Küche über’m Tisch und hat bisher noch jeden Besuch vom Frühstück abgelenkt. 😉
Danke!;-)
Weltschmerz verblüfft mich immer wieder, wenn ich das im Englischen höre.
Sauerkraut fällt mir noch ein.
Toller Post 🙂
Danke Marianna :-). Ich find es einfach immer wieder überraschend, deutschen Wörtern zu begegnen, wenn man es am wenigsten erwartet.
in der polnischen Sprache gibt es viele, viele Worte mit Deutsch Ursprungs, z.B. kino, pech, handel, plac (von Platz), szwarccharakter oder szlafrok 🙂
Das sind ja gleich mehrere auf einen Schlag ! Ich habe eine Weile gebraucht und musste meine Hirnzellen anstrengen um heraus zu finden was die letzten beiden Wörter heißen (Was zum Kuckuck ist denn ein „szlafrok“?) Aber ich hab’s !!! HAHAHA voll süss