Bewegte Bilder haben uns schon immer fasziniert, das ist kein neuer Trend. Diese Begeisterung begann vermutlich schon mit den ersten Schattenspielen in steinzeitlichen Höhlen. Gut vorstellbar, dass sich die ersten Menschen so unterhalten haben. Das zwanzigste Jahrhundert hat diese uralte Faszination auf den Gipfel getrieben und technisch mehr perfektioniert, als jede andere Generation vorher. Im Kino Museum gehe ich heute zurück zu den Anfängen.
In Asien entwickelte sich aus den ersten Schattenspielen eine regelrechte Kunst. Nicht nur die Schatten, die man selbst mit der Hand werfen konnte, sondern die Umrisse verschiedener Figuren konnten ganze Geschichten erzählen.
Obwohl schon die alten Griechen das Prinzip der Camera Obscura kannten, fand diese Technik erst in der Neuzeit praktische Anwendung. Ist ein Raum so weit abgedunkelt, dass nur durch ein kleines Loch Licht eindringen kann, so entsteht in diesem Raum ein auf dem Kopf stehendes Bild der Welt außerhalb. Diese einfache aber wirksame Projektionstechnik erlaubte es Malern, Architekten oder Kartografen ein realitätsgetreues Abbild der Welt zu erzeugen, als es die bis dahin bekannten Zeichnungen und Gemälde erlaubten. Doch es war noch ein weiter Weg, bis man gelernt hatte, diese Bilder auch festzuhalten.
Laterna Magica, die Zauberlaterne, nannte man eine Art Projektor, mit dem bunte Bilder -keine Fotos!- an die Wand werfen konnte. Ende des achtzehnten, Anfang des neunzehnten Jahrhunderts kam eine besondere Art der Vorführungen in Mode, die Fantasmagorien. Mithilfe der Projektoren wurden gruselige Bilder von Geistern und Dämonen auf Glasplatten geschaffen und den Leuten gezeigt.
Heliografie, ein Bild, das das Licht der Sonne gemalt hatte, nannte Joseph Nicéphore Niépce, ein französischer Erfinder, der 1826 diese Technik, mit der er das allererste Foto der Welt schoss. Beachtliche acht Stunden Belichtungszeit hatte es gebraucht, bis die Sonne mithilfe einer chemischen Reaktion ein Abbild des Blickes aus seinem Arbeitszimmer auf einer Asphaltplatte festhalten konnte.
Erst der mit Josep Nicéphore befreundete Erfinder Louise Daguerre konnte diese enorm lange Belichtungszeit auf eine halbe Stunde runterschrauben. Dadurch hatte man Mitte des neunzehnten Jahrhunderts dann zum ersten Mal die Möglichkeit, fotografische Portraits anzufertigen. Die Daguerreotypie war erfunden. Bei genauerem Hinsehen fällt allerdings schon auf, dass die Männer und Frauen alle recht starr in die Kamera blicken. Kein Wunder, wenn man dreißig Minuten lang unbeweglich still sitzen muss. Damit sich garantiert niemand bewegte, gab es sogar extra Kopfstützen. Was uns heute merkwürdig erscheint, aber damals ganz normal war, ist die Tatsache, dass man oft Tote fotografieren ließ. Besonders verstorbene Kinder wurden gern auf einer Fotografie verewigt.
Immer mehr neue Erfindungen sorgten für Aufregung. Bald konnte man sogar sich bewegende Menschen ablichten. Doch noch immer gab es Menschen, die sich nicht fotografieren lassen wollten, weil sie abergläubisch waren. Viele hatten Angst, dass man ihnen die Seele rauben würde, wenn sie sich auf einem Bild ablichten ließen. Ungefähr in dieser Zeit schrieb Oscar Wilde „Das Bildnis des Dorian Gray“, eine Geschichte, in der das Gemälde einer Person altert, während der lebende Mensch immer jugendlich hübsch bleibt.
Doch schließlich fanden es immer mehr Leute spannend, sich fotografieren zu lassen. Die Fotografie kam wirklich in Mode. Und die Technik entwickelte sich immer weiter. Bald gab es sogar dreidimensionale Fotografien und andere technische Spielereien. Kluge Erfinder machten sich die Trägheit des menschlichen Auges zunutze. Indem sie viele Fotos in schneller Abfolge hintereinander zeigten, kam auf einmal Bewegung ins Bild. Doch diese Kuriositäten kamen vorwiegend auf Jahrmärkten oder als Kinderspielzeug zum Einsatz.
Das in der Edison Werkstatt entwickelte Kinetoskop 1894 war ein Vorgänger der ersten Filmprojektoren. Hier wurden schon Zelluloidfilme belichtet, die aber nur jeweils von einer Person betrachtet werden konnten. 1895, nur ein Jahr später, entwickelten die Gebrüder Lumière einen anderen Apparat, mit dem man die belichteten Filme auf eine Projektionsfläche spiegeln konnte: den Kinematograf. Nun konnten viele Menschen gleichzeitig die bunten Bilder flimmern sehen. Das Kino war geboren. Als die Brüder Lumière im Keller des Gran Café de Paris zur allerersten Kinovorführung der Welt einluden, waren die Zuschauer völlig verwundert und überrascht. Schnell machte sich Begeisterung für diese neue Art der Unterhaltung breit.
Von nun an konnte jeder die Welt da draußen entdecken, ohne selbst zu reisen. Den Besuch eines der zahlreichen kleinen Theater und Lichtspielhäuser konnte sich auch die einfachere Bevölkerung leisten. In abgedunkelten Theatersälen träumte man ein paar Minuten lang von exotischen Abenteuern in fernen Ländern.
Dank der menschlichen Fantasie und der sich immer schneller entwickelnden Technik, entstanden bald die ersten Spielfilme. George Méliès produziert schon bald seine fantastischen Geschichten 1902 zeigt er den Film über eine Reise zum Mond. Mit einfachen Tricks, teils unbeabsichtigt, teils von Zauberkünstlern abgeguckt, entwickelt der Filmpionier die ersten Horror- und Science-Fiction Filme.
Es dauerte nicht lange, dann kamen Ton und etwas später Farbe dazu …
Infos Kino Museum
Das Kino Museum in Girona ist eine Reise in die Anfänge des bewegten Bildes, von chinesischen Schattenspielen bis ins Hollywood der 60er Jahre. Entstanden ist es 1998 aus einer privaten Spende, die den Grundstock des heutigen Archivs legte. Tomàs Mallol war ein leidenschaftlicher Sammler und hatte alles zusammengetragen, was irgendwie zur Geburt des Kinos beigetragen hat. Im Museum geht es weniger um die ersten Filme, sondern vielmehr um eine Art Archäologie des Kinos, eine Forschungsreise in die Zeit bevor die Bilder laufen lernten. Mallol war begeisterter Cineast und drehte in den fünfziger und sechziger Jahren selbst einige Kurzfilme, die sogar prämiert wurden.
Museu del Cinema
Col·lecció Tomàs Mallol
Carrer de la Sèquia, 1
17001 Girona
Website: www.museudelcinema.cat
Eintritt und Öffnungszeiten:
Eintritt Erwachsene: 6 Euro
Eintritt ermässigt: 3 Euro
Kinder unter 14 Jahren: Eintritt frei
Führung durch das Museum: Aufschlag + 2,50 Euro
Jeden ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt für alle kostenlos.
Sommer (Juli und August): Mo-Sa von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Sonntags von 10 -14 Uhr
September bis Juni: Mo-Sa von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Sonntags von 10 -14 Uhr
(An Ostern und Weihnachten geänderte Öffnungszeiten)
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