In einem kleinen bulgarischen Ort an der Donau wurde Elias Canetti geboren. Der berühmte Schriftsteller verbrachte seine Kindheit in Russe, einem Dorf, in dem Menschen verschiedenster Herkunft zusammen lebten. „Täglich hörte man sieben bis acht verschiedene Sprachen“, erinnert sich der Literaturnobelpreisträger später in seinem Buch “Die gerettete Zunge”. In Russe trafen jüdische Händler aus Spanien mit Kaufleuten aus der Türkei oder dem nahe gelegenen Rumänien und anderen Gegenden Bulgariens zusammen. Ein buntes Völkergemisch, das mit und von der Donau als Handelsweg lebte.

Russe

Schon die Römer und später dann auch die Osmanen und Slawen siedelten an dieser günstigen Stelle. So ist es kein Wunder, dass hier das erste Bier gebraut wurde, der erste Film gezeigt wurde und die erste Eisenbahn Bulgariens hier entlang fuhr. Der wunderschöne alte Bahnhof von Russe hat nicht nur Agatha Christi inspiriert. Der berühmte Orient Express machte auf seinem Weg von Paris ans Schwarze Meer tatsächlich Station in Russe.

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In dem kleinen ethnologischen Museum von Russe spielt die Klavierlehrerin ein zum Ambiente passendes Musikstück für die Besucher. Das Gebäude ist noch ganz in der alten Holzbauweise erhalten und wurde so eingerichtet, wie eine wohlhabende Familie zur Zeit der Jahrhundertwende in Bulgarien gelebt hat. Schwere Möbel, viele Teppiche und Vorhänge und knarrende Fußbodendielen lassen schnell ein Gefühl davon entstehen, wie sich das Leben der betuchten Bürger vor über hundert Jahren angefühlt haben muss.

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Der zentrale Platz der Ortschaft ist schnell einmal umrundet. In der kleinen Dreifaltigkeitskirche hält der Pope eine Messe ab. Fünf Stunden lang soll heute gebetet werden, denn es ist ein orthodoxer Feiertag, das Entschlafen Marias, oder wie wir sagen: Maria Himmelfahrt.

Russe orthodoxe kirche

Kloster Bassarbowski

Wir verlassen das kleine Zentrum von Russe und fahren ins nahe gelegene Kloster Bassarbowski, oder Basarbovo, wie es auf Bulgarisch heißt. Basarbovo liegt vor den Toren der Stadt und ist mittlerweile eine beliebte Wohngegend geworden. Wer es sich leisten kann, kauft ein Häuschen im Grünen um dem Gedränge der Innenstadt zu entfliehen. Das Kloster taucht weit über uns, oben in den Felsen auf. In der winzigen Anlage leben heute noch orthodoxe Mönche. Gerade als wir ankommen, sehe ich noch, wie einer von ihnen in der Felsenkirche verschwindet.

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Das wohl kleinste noch aktive Felsenkloster Bulgariens ist dem Heiligen Dimitrij Basarbovski gewidmet und liegt an einem Fluss. Gegründet wurde es schon im Mittelalter, zur Blütezeit des Bulgarischen Reichs, doch einige Jahrhunderte später wurde es, wie die meisten Klöster, schließlich verlassen. Erst 1937 zogen wieder Mönche in die Felsen bei Basarbovo. In der kleinen Höhle, die man über ein paar Stufen einer steilen Treppe erreicht, soll der Heilige Dimitrij einst geschlafen haben.

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Ein wunderbarer Ort in einer unglaublich schönen, stillen Landschaft, die gerade genug Tourismus hat, um sich auch ohne Sprachkenntnisse schnell zurechtzufinden, aber eben nicht zu den überlaufenen Hotspots zählt. Eine Gegend, in der man spannende Menschen treffen kann und das Gefühl hat, das echte Bulgarien kennenzulernen.

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