Joan reicht mir einen kleinen Becher, damit ich das Wasser probieren kann. Wir stehen direkt vor einer der vielen Quellen, die hier aus den Tiefen der Erde sprudeln. Ich nehme einen kleinen Schluck. Das Wasser ist nicht nur warm, es ist fast schon heiß! An die dreißig Grad hat das mindestens!

Joan ist heute mein Guide durch Caldes de Malavella und die anderen Dörfer der Comarca La Selva. Er hatte mich gewarnt und mir gesagt, dass ich kein frisches kühles Bergwasser zu erwarten hätte, aber dass es so warm ist, hätte ich wirklich nicht gedacht. So ähnlich muss es sein, wenn man versucht aus einem Geysir zu trinken. Vorsichtig nehme ich noch einen Schluck. Einen ganz Kleinen. Es ist heiß und vor allem sehr salzig. An einem warmen Sommertag wie heute ist das nicht gerade eine Erfrischung. Aber dieses mineralhaltige Wasser soll dafür sehr gesund sein. Angeblich kommen die Leute aus dem Dorf zu dieser Quelle, um mit dem Wasser ihre Hülsenfrüchte zu kochen. Ein echter Hausfrauentrick, mit dem der Eintopf gleich noch mal besser schmeckt.

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Nach Eintopf ist mir bei der Hitze heute ehrlich gesagt nicht zu Mute. Wenn es schon kein kaltes Wasser gibt, dann würde ich ein kühles Bier bevorzugen. Aber das muss noch warten.

Caldes de Malavella liegt im Hinterland der Costa Brava, in einer Gegend, die früher wegen ihrer Heilbäder berühmt war. Heute würde man vieler dieser Orte wahrscheinlich Kurorte nennen. Statt Wellnesswochenende machten die Katalanen zur Jahrhundertwende Trinkkuren. Das galt damals als besonders gesund und wer es sich leisten konnte, gönnte sich so eine Heilwasserkur. Und Wasser gibt es hier in den Bergen der Guilleries mehr als genug.

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Wellness bei den alten Römern

Joan will mir zeigen, dass auch die alten Römer diese Quellen kannten und sie ausgiebig nutzten. Die römischen Siedlungen auf dem Gebiet des heutigen Katalonien entstanden meist entlang einer der großen Römerstraßen, wie der Via Augusta zum Beispiel. In Caldes de Malavella kreuzten sich gleich zwei dieser wichtigen Transportwege. Dass rund um diese Kreuzung auch noch warmes Wasser aus der Erde sprudelt, war ein Grund mehr, eine kleine Siedlung zu gründen. Mit öffentlichem Bad natürlich.

Die alten Römer liebten ihre Thermen und verbrachten viel Zeit mit dem Baden. Diese Bäder dienten nicht nur der Hygiene, sondern waren auch ein sozialer Treffpunkt. Es gab verschiedene Becken mit kaltem, lauwarmen und sehr warmem Wasser, Umkleideräume, Sitzbänke und meist auch einen kleinen Altarraum.

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Mittlerweile sind wir bei den Ruinen der alten Therme angelangt. Joan ist nicht nur mein Begleiter, sondern vor allem ist er ein echter Archäologe. Genauer gesagt ist er sogar derjenige Archäologe, der für diese Ausgrabungsstelle verantwortlich war. Wir befinden uns sozusagen an seinem alten Arbeitsplatz.

Hinter der alten Burg von Caldes de Malavella hat Joan mit seinem Team die Ruinen der römischen Therme freigelegt. Ganze Mauern sind sogar noch bis zur Decke erhalten. Ein großes Becken in der Mitte wurde von verschiedenen Räumen umrahmt.

„Bis ins Mittelalter hinein hat man diese römische Therme noch aktiv genutzt“, weiß Joan zu berichten. „Darum ist sie auch noch so gut erhalten.“ Ein Abt hat von hier aus lange Briefe geschrieben, in denen er mitteilte, dass er seine beschwerliche Reise hier mal eben unterbrechen müsse. Ob es ihm wirklich nicht so gut ging oder er einfach eine Weile die Thermalbäder genießen wollte, ist leider nicht nachprüfbar.

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An den Wänden kann man zum Teil noch Reste eines rosafarbenen Anstrichs erkennen. „Das war eine Wasser abweisende Schicht, denn hier staute sich natürlich das warme Wasser und stieg an die Decke.“ Hier soll ich mir jetzt eine Kuppel über der Therme vorstellen, meint Joan. „Bei der hohen Feuchtigkeit muss es in den Baderäumen immer sehr dampfig und nebelig gewesen sein.“

Ein kleiner Raum war jedoch nicht wasserdicht gestrichen. Wahrscheinlich hat sich dort ein kleiner Altar mit einer Apollostatue befunden. Besonders spannend war für die Archäologen das Ausgraben des Abflussbeckens. Jede Menge kleine Münzen und Öllampen kamen hier zum Vorschein. „Die Leute scheinen diese Dinge absichtlich ins Wasser geworfen zu haben. Vielleicht machten sie das aus demselben Grund, aus dem manche ja heute noch Geld in die Fontanta die Trevi werfen“, lacht Joan.

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Von der römischen Siedlung, die einst hier stand, hat sich sogar ein Teil des Namens bis heute gehalten: aus Aquae Calidae wurde im Laufe vieler Jahrhunderte Caldes de Malavella.

Balneario Prats

Als es dann irgendwann doch mit der römischen Therme zu Ende ging, errichteten die Menschen neue, modernere Bäder. Besonders gegen Ende des neunzehnten, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, kamen die Leute aus Barcelona geradezu in Scharen hierher. Bade- und Trinkkuren waren damals total angesagt.

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Außer dem alten römischen Bad und der bekannten Vichy Therme gibt es noch ein weiteres Balneario. Der Gebäudekomplex wurde in verschiedenen Stufen teils im modernistischen, teils im neoklassizistischen Stil errichtet. Das Hotel ist umgeben von einem kleinen Park. Direkt neben dem Weg liegt ein Schwimmbad. Da gerade nur zwei Damen in aller Ruhe ihre Runde im Becken schwimmen, stecke ich mal eben den Finger ins Wasser. Es ist wieder warm. Sehr warm. Hut ab, vor den beiden Schwimmerinnen!

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Vichy Catalan

Hast Du in Barcelona schon mal ein Wasser mit Kohlensäure bestellt? Dann hast Du sehr wahrscheinlich ein Vichy Catalan getrunken. Das ist nämlich das größte und bekannteste der Mineralwässer, die es in Katalonien gibt. Und genau dahin führt Joan mich als Nächstes.

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Das Vichy Catalan Mineralwasser kann man nicht nur trinken, sondern auch darin baden! Direkt neben der Abfüllhalle befindet sich das Thermalbad Vichy Catalan. Von außen macht der riesige Gebäudekomplex zunächst einen eher arabischen Eindruck. Mich erinnert das mehr an die Architektur der Mauren, an Córdoba und Andalusien, als an die traditionellen, katalanischen Baustile. Aber auch dieses Gebäude gehört zum Modernisme, dem katalanischen Jugendstil.

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Nachdem wir uns in dem wunderschönen alten Speisesaal mit einem leckeren Mittagessen gestärkt haben, darf ich noch einen Blick in die eigentliche Therme werfen. Sobald die Tür aufgeht, umfängt mich ein Schwall warmer Luft. Schwüle, drückende Hitze umfängt mich. Im Winter muss es eine kuschelige Wohltat sein, aber bei 36 Grad Außentemperatur lockt mich das heiße Wasser nicht so wirklich zu einem Bad. Denn das Wasser ist heiß, wie ich sofort feststelle, als ich meine Hand kurz in eines der Becken tauche. „Wir kühlen das Wasser immer runter, sodass es nur um die 36 Grad hat“, erklärt die nette Dame vom Empfang.  „Aus der Quelle kommt es nämlich mit um die 60 Grad.“ Das hätte ich nun echt nicht gedacht.

An einem kalten Herbst oder Wintertag würde ich allerdings schon gern mal einen Tag oder vielleicht ein Wochenende hier verbringen. Wir haben in unserer Wohnung keine Heizung, da könnte mich ein Bad in den heißen Quellen, eine schöne Massage mit Vichy Wasser und gutes Essen schon echt verlocken …

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Infos zu Vichy Catalan und den Thermen:

Wenn Joan nicht gerade irgendwo am Graben ist, bietet er kulturelle Aktivitäten wie diese hier an: www.atri.cat

Anfahrt:

Hotel Balneario Vichy Catalan
Av. Dr. Furest, 32
Caldes de Malavella / La Selva
Website Vichy Catalan: www.hotelbalnearivichycatalan.cat
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