Weit weg von den großen Städten liegt das kleine Kloster Sant Benet del Bages. Mönche leben hier schon seit Langem nicht mehr. Viele Jahre lang wucherten Pflanzen über die alte Anlage, Mauern zerfielen und Bäume wuchsen.
Kaum haben wir das Kirchenschiff betreten, rumpelt es. Jemand hat die Tür geschlossen. Nun ist es dunkel. Aber nur für einen kurzen Moment. Eine Stimme ertönt und vor unseren Augen erscheinen Bilder an der Wand. Ein Film erzählt die bewegten Bilder die aufregende Geschichte des Klosters.
Im frühen Mittelalter gegründet, war die kleine Anlage eines der Bollwerke an den Außengrenzen des christlichen Europas, denn die Grenze zum maurischen Kalifat war nicht weit. Aufgrund der gefährlichen Lage kam es immer wieder zu Überfällen und Zerstörung. Im 14. Jahrhundert erwischte auch noch die Pest das Kloster. Allen Schwierigkeiten zum Trotz baute man Sant Benet wieder auf. Die Benediktinermönche, die nun in das neuerrichtete Kloster einzogen, suchten die Unterstützung eines anderes großen Benediktinerklosters ganz in der Nähe: das Monestir Santa Maria de Montserrat stand dem kleinen Sant Benet zur Seite. Zunächst brachten die Benediktiner ihre Novizen, später dann die alten Mönche hier unter.
Doch wie so oft in der Geschichte, brauchte der König eines Tages mehr Geld für Soldaten und Waffen, um seine Schlachten zu schlagen. Doch die Kassen waren leer. So beschlossen seine Minister und Beamten, die reichen Klöster und Kirchen zu enteignen. Das Desamortisationsdekret Mendizábals enteignete viele Kirchen und Klöster und verkaufte die Ländereien an Privatleute. Sobald die Mönche das Kloster Sant Benet verlassen hatten, stürmte und plünderte das aufgewühlte Volk die Anlage. Die in Eile geflohenen Männer konnten nur wenige Dokumente, Kunstwerke oder Kirchenschätze retten. Die meisten von ihnen verloren noch auf der Flucht das Leben.
Lange Zeit stand das Monestir Sant Benet leer. Die in der Nähe lebenden Menschen ließen ihre Schafe und Ziegen in der ehemaligen Klosteranlage weiden. Kinder spielten mit den Pfeifen der zerfallenen Orgel und tobten in den einst so stillen Mauern.
Dann kam die Zeit der Renaixença. Um die letzte Jahrhundertwende erinnerten sich die Katalanen an die glorreiche Blüte des Mittelalters. Viele machten sich auf die Suche nach Relikten aus ebenjener prachtvollen Epoche. Die katalanische Ausprägung des Jugendstils, der Modernisme, fällt ebenfalls in diese Zeit, die von der Suche nach den eigenen Wurzeln geprägt ist. So fand die Familie des Künstlers Ramon Casas i Carbó Gefallen an dem alten Gemäuer, das nutzlos in der Gegend herumstand und kaufte das Kloster 1907 kurzerhand, um hier eine Sommerresidenz einzurichten.
Romantisch idealisiert und halb versteckt unter den grün wuchernden Pflanzen, kamen schließlich Strom und fließendes Wasser in das alte Monestir de Sant Benet. Die Umbauten der Familie waren zahlreich. Einige Möbelstücke sind mit Teilen der Kirchenausstattung angefertigt worden und neues Leben kam in die alten Mauern.
Der Film im Kirchenschiff ist längst zu Ende. Doch wie von Zauberhand werden nun die bunt leuchtenden Wandmalereien lebendig. Die Engel schlagen mit den Flügeln, Adam greift zum Apfel. Die Augen können sich gar nicht sattsehen. Vor dem Alter zitiert ein Priester die erste Messe, die in dieser Kirche gelesen wurde. Doch nach wenigen Minuten wird es hell und die geheimnisvolle Reise in die Vergangenheit ist vorüber. Die Tür zum Kreuzgang wird geöffnet – und schon wieder bin ich vor Überraschung sprachlos.
Kein sauberer, blitzeblanker Kreuzgang, wie man ihn aus den meisten Klöstern oder Kathedralen kennt. Ein verwunschener Zaubergarten. Hohe Bäume wachsen im Innenhof und ein grünes Blätterdach bietet Schatten vor der Hitze. Ein zartes, fast schüchternes Licht fällt zwischen den Ästen hindurch auf die Kapitelle an den Säulen. Die meisten Räume rings um den Kreuzgang herum stehen zwar leer, sind aber noch erhalten geblieben. In der einstigen Küche werkelt ein Mönch – dank modernster Projektionstechnik – herum. Dem ehemaligen Refektorium fehlt inzwischen leider das Dach und den Kapitelsaal lies die Familie Casas einfach abreißen. Auch wenn es schade ist, dass die Familie des modernistischen Künstlers sehr vieles nach eigenem Gusto geändert hat, konnte dank der von ihnen eingeleiteten Restaurierungsarbeiten, die übrigens dem befreundeten Architekten Puig i Cadafalch anvertraut wurden, das Kloster überhaupt erhalten werden.
Infos Monestir Sant Benet de Bages
In den oberen Stockwerken zeigt eine Führung, wie das Monestir Sant Benet de Bages zu Zeiten der Jahrhundertwende bewohnt wurde. Ramon Casas ließ sich äußert selten auf der Sommerresidenz seiner Familie blicken, da sein Vater mit der Wahl seiner Lebenspartnerin Júlia Peraire nicht einverstanden war.
Erst im Jahre 2000 verkaufte die Familie das Anwesen, seit 2007 ist es als Museum zugänglich.
Monestir Sant Benet de Bages
Camí de Sant Benet de Bages, s/n
08272 Sant Fruitós de Bages
Infos zu Eintritt und Öffnungszeiten findest Du auf der Website: monstbenet.com
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