Der alte Apfelbaum im Garten meiner Großeltern war richtig hoch. Um mir da einen Apfel zu stibitzen, musste ich entweder springen, um einen der Äste zu mir hinunter zu biegen oder warten, bis Opa mit der Leiter kam. Klettern durfte ich nicht. Jedenfalls nicht, wenn Oma und Opa in der Nähe waren. In der Apfelplantage des Mooma sind die Reihen der Apfelbäume, durch die ich schlendere dagegen echt niedrig. Lauter kleine Zwergbäume. Pau, der in der sechsten Generation hier auf dem Hof Obst anbaut, erklärt mir auch gleich, warum die Bäume so klein sind.

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Um die Früchte möglichst schonend zu ernten, werden sie nach wie vor von Hand gepflückt, denn Äpfel mögen es nicht, viel bewegt zu werden. Und das Pflücken ist natürlich einfacher, wenn der Stamm niedrig ist. „Und warum ist das Netz über uns gespannt? Ist das ein Vogelschutzgitter“, will ich von Pau wissen. Das Netz hält zwar auch Vögel ab, erklärt er mir, aber vor allen Dingen ist es ein Schutz gegen Hagelschlag. Denn ein plötzliches Hagelschauer kann schnell eine ganze Ernte zunichtemachen.

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Die ersten Generationen der Familie auf dem Hof, nicht weit von der Küste, am Fuße des Montgrí gelegen, bauten ein bisschen von allem an, was man so zum Leben brauchte. Sie hielten ein paar Hühner und Schweinchen, züchteten Obst und Gemüse und säten ein bisschen Getreide. Erst Paus Opa begann Anfang der sechziger Jahre damit, die ersten Apfelplantagen anzulegen und gründete auch gleich eine Kooperative der Obstbauern. Seit über fünfzig Jahren produzieren sie nun Granny Smith, Golden Delicious, Fuji und Pink Lady und noch andere Apfelsorten. Insgesamt 30.000 Tonnen Äpfel werden allein hier jedes Jahr geerntet!

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Doch Billigprodukte aus Übersee, wo die Lohnkosten niedriger und die Umweltbestimmungen andere sind, machen den lokalen Obstbauern das Leben schwer. Wer lokale, ökologisch angebaute Produkte auf dem heimischen Markt verkaufen will, muss sich etwas einfallen lassen. Denn nur vom Obstanbau allein kann man heute leider nicht mehr leben. Seit ein paar Jahren bietet die Familie Frigola darum mehr an, als ihre leckeren Äpfel, nämlich köstliche Säfte und Cider.
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Vom Mooma Cider gibt es zwei Sorten. Der einfache, frische Cider in den kleinen, grünen Flaschen, ist eine „coole“ Erfrischung, eine prima Alternative zu Cola, Limonade oder sogar zum Bier. Die zweite Sorte Cider kommt wesentlich eleganter, in einer großen Sektflasche daher. Das ist richtiger Apfelschaumwein, und er schmeckt wie ein sehr fruchtiger Cava. Dadurch, dass dieser Gold Cider eine Weile in Holzfässern gelagert wird, schmeckt er noch kräftiger und irgendwie auch edler als der normale Mooma Cider.

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Auch der Apfelsaft ist natürlich nicht einfach irgendein Apfelsaft. Es gibt einen Saft nur aus Pink Lady Äpfeln, einen nur aus Fuji, einen aus Golden und einen aus Granny. Sie schmecken alle total unterschiedlich. Der Granny-Saft ist richtig sauer-frisch während mir der Golden-Apfelsaft fast schon zu süß ist bei der sommerlichen Hitze. Dabei ist kein einziges Gramm Zucker hinzugefügt. Die Süße kommt wirklich nur aus den Äpfeln!

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Direkt auf der Plantage erklärt Pau, wie das mit den Äpfeln so funktioniert. In den Bäumchen kann ich schon überall kleine Früchte wachsen sehen. Offenbar ist das hier ganz ähnlich wie bei den Weintrauben. Die Apfelbäume müssen regelmäßig beschnitten werden, damit sie nicht nur Holz und Äste produzieren, sondern ihre Kraft auch in die Früchte stecken. Im Frühjahr muss man aufpassen, dass ein Baum nicht zu viele Blüten hervorbringt, denn zu viele Äpfel sind für ihn kraftraubend und anstrengend.

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„Optimal sind 120 Früchte pro Baum“, sagt Pau. Dann haben die einzelnen Äpfel genügend Platz zum Wachsen und der Baum ist nicht gestresst. Deswegen muss da manchmal von Menschenhand ein wenig nachgeholfen werden, damit die Früchte optimale Wachstumsbedingungen haben. Ökologisch verantwortungsbewusst werden auch zur Ungezieferbekämpfung fast ausschließlich natürliche Pheromonfallen, wie ich sie auch bei einigen Weinbauern schon gesehen habe, eingesetzt. Nur in seltenen Notfällen kann es vorkommen, dass zusätzlich andere Pflanzenschutzmittel verabreicht werden müssen.

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Damit die Bäumchen genügend Wasser kriegen, werden sie natürlich gegossen. Hier auf dem Hof geht das automatisch mittels Tropfbewässerung. So kriegt jeder Baum eine ausreichende Menge Flüssigkeit, ohne das Wasser verschwendet wird. Früchte tragen die Bäume ungefähr ab dem dritten Lebensjahr. Produktiv sind sie aber erst ab dem fünften Jahr und mit 20 gehören sie dann schon wieder zum alten Eisen.

Geerntet wird nach wie vor alles von Hand, und zwar von August bis November. Vier Monate lang reift eine Sorte nach der anderen heran. Das ist die absolute Hochsaison für die Apfelbauern.

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Pau zeigt mir auch noch, wie die Äpfel verarbeitet werden. Erst werden die Früchte klein gehexelt und zermust, dann wird der Saft gepresst. Um kleine Teilchen und Unreinheiten aus dem Saft zu entfernen, wird die Flüssigkeit einmal gefiltert. Dann muss sie eine Nacht ruhen. In dieser Zeit setzt setzen sich die festen Teilchen, ungefähr 15%, des Saftes am Boden des Behälters ab. Der flüssige Teil des frischen Safts wird noch mal gefiltert und dann zur Sterilisierung erhitzt, bevor er noch heiß in Flaschen abgefüllt wird. Die Arbeiter können die Flaschen nur mit dicken Handschuhen anfassen, so warm ist der Saft noch!

Der erste Teil der Verarbeitung ist beim Cider derselbe wie beim Apfelsaft. Statt in Flaschen kommt der Cider allerdings von hier aus in große Fässer in der Kältekammer. Dort muss er ungefähr einen Monat lang bei niedrigen Temperaturen zwischen 10 und 15 C Grad fermentieren. Wenn der Zucker aus dem Saft in Alkohol umgewandelt ist, ruht der Cider einen Tag lang draußen, bei normaler Lufttemperatur, bevor er weitere sechs Monate im Kühlraum lagert. Erst dann wird der sprudelnde Apfelsekt endlich – bei niedriger Temperatur und unter Druck, damit die Kohlensäure nicht verloren geht – in Flaschen abgefüllt.

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Während ich noch genüsslich mein Gläschen Cider auf dem schönen Innenhof genieße, kommt schon eine Gruppe Fahrradfahrer angeradelt und Pau bereitet sich auf die nächste Führung vor.

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Infos: Mooma

Der Name Mooma setzt sich übrigens aus den ersten zwei Buchstaben von MONTGRÍ, dem Berg hier an der Küste, und den letzten drei Buchstaben von POMA, dem katalanischen Wort für Apfel, zusammen.

Auf dem kleinen Hof kann man Führungen buchen, spontan bei einer Radtour vorbeifahren, um den Cider und den Saft zu probieren oder an den Wochenenden im Sommer abends etwas zu essen!

Mooma
Mas Saulot
17256 Palau-sator / Fontanilles
Girona
Website: http://mooma.cat/

GPS 42.000874, 3.133372

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Der Cider hat nicht nur lokale Auszeichnungen der Region eingeheimst, sondern auch schon viele nationale und internationale Kollegen hinter sich gelassen. Bei dem Salon Internacional de Sidras de Gala en Asturias 2016 gewann der Mooma Cider vor den Teilnehmern aus Irland, England, Südafrika oder Asturien! Ein echter Geheimtipp für alle Cider-Fans!

Bei uns zu Hause ist vor allem der Apfelsaft der absolute Renner. Ich habe zwei Kisten Mooma Saft gekauft und bei uns im Kühlschrank deponiert. Gefühlt alle halbe Stunde höre ich, wie jemand in die Küche schleicht und ein frisches Glas Saft zapft! In dem Tempo halten selbst die sechs Liter nicht lange. Ich sehe schon, ich muss nächste Woche Nachschub holen!

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Nachtrag: Essen im Mooma

Den ganzen Sommer über kann man im Mooma übrigens auch Essen! Das hatte ich schon bei meinem ersten Besuch dort gelesen. Als ich heute also dort war, um Nachschub für meinen Kühlschrank zu holen, musste ich das gleich vor Ort ausprobieren. Michi und ich haben Golden Cidre getrunken und einen sehr leckeren Salat, gebackenen Kabeljau auf Apfelkompott und Apfelkuchen nach Omas Art gegessen. Nicht teuer, absolut schön gelegen und sehr lecker. Anschließend haben wir noch unseren Kofferraum mit Apfelsaft gefüllt. Bis zum nächsten Mal 🙂

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