War Aphrodite wirklich so schön?
Das Auto hält an einem Aussichtspunkt an der Küstenstraße. Von hier aus soll ich ihn sehen, den Aphroditefelsen Petra tou Romiou, Stein der Griechen, wie ihn die Zyprioten nennen. Die Aussicht ist schön, doch welcher Felsen ist nun der berühmte Stein? Es ist der zweite Felsen in einer Reihe, ganz weit hinten, direkt vor der Küste. Genau da soll, so Herodot, Aphrodite dem Meerschaum entsprungen sein.
Weiter unten, in der Nähe des Felsens, parken wir das Auto. Ein dunkler, sehr schmaler Gang führt unter der Straße hindurch zum Strand. Auf der anderen Seite angekommen, bin ich zunächst vom Sonnenlicht geblendet. Ich stehe vor einem Baum, an den unzählige Schleifchen aus weißen Papiertaschentüchern und einigen Müllbeuteln gebunden sind. „Ein Wunschbaum“ erklärt Michaelis, der Guide, und schüttelt verständnislos den Kopf, denn eigentlich sollte man Stofftaschentücher für seine Wünsche verwenden.
Und dann ist da das Meer. Die Brandung schäumt heftig. Der Wind weht, dass es mir nur so um die Ohren pustet. Baden kann man wegen der starken Strömung wohl kaum. Aber trotzdem besagt die Legende, dass, wer dreimal um den Felsen schwimmt, ewige Schönheit erhalte. Michaelis kennt allerdings niemanden der dreimal um den Aphroditefelsen geschwommen ist. Nur einmal habe er ein paar Touristinnen gesehen, die die Legende offenbar wirklich ernst genommen haben und sich in sportlichem Ehrgeiz ins Wasser gestürzt haben sollen. Ob sie hinterher schöner waren, als vor dem Bad, wusste er allerdings auch nicht.
Der zweite Felsen, in der Mitte, ist der berühmte Petra tou Romiou
Aphrodite, oder Venus wie sie bei den Römern später hieß, war die Göttin der Liebe, der Schönheit und der Sinnlichkeit. Kein Wunder also, dass kleine und große Herzen aus Stein hier den Strand säumen.
Genau genommen ist Aphrodite, die Schaumgeborene, aus dem Glied ihres Vaters entstanden. Bei den griechischen Göttern ging es ja immer hoch her: Uranus, der Himmel, und Gaia, die Mutter Erde, hatten gemeinsame Kinder, die mächtigen Titanen. Eines Tages war Gaia ziemlich sauer auf ihren Mann, weil der ihre Kinder, die Titanen, einfach wieder in ihren Bauch gestopft hatte. Also überredete sie Kronos, ihren jüngsten Sohn und Anführer der Titanen, Uranus umzubringen. Kronos ermordet seinen Vater zwar nicht, aber er entmannte ihn und warf den Penis ins Meer. Der fing an zu schäumen und Aphrodite war geboren.
Die schaumgeborene Aphrodite war nun bei den Griechen für ihre unglaubliche Schönheit bekannt. „Aber war sie wirklich so schön?“ fragt Michaelis provokant. Lange bevor die Griechen nach Zypern kamen, wurde hier bereits eine weibliche Göttin verehrt, die für die Erneuerung, Fruchtbarkeit und Familie stand. Sie wurde meist als Mutter mit Kind oder als Frau mit entblößter Brust dargestellt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Griechen diese alte Gottheit, die auf Zypern allgegenwärtig war und viele Anhänger hatte, einfach übernommen und in ihre Götterwelt mit eingebaut haben.
Und mit ihren diversen Eskapaden hat Aphrodite den Olymp und die Hellenistische Welt dann ja auch ordentlich durcheinandergebracht. Allein die Geschichte mit Hera und Athene, als sich die drei Damen stritten, welche von ihnen die Schönste sei, endete ja bekanntlich im Trojanischen Krieg.
Aber auch Aphrodites Liebesbeziehung zu Adonis, der bei den Syrern als Gott der Vegetation veehrt wurde, führte zum Streit mit Persephone, die die Unterwelt beherrschte. Erst ein Schiedsspruch sorgte für Klarheit und Adonis verbrachte zwei Drittel des Jahres bei Aphrodite und ein Drittel bei Persephone: Jedes Mal, wenn er aus der Unterwelt wieder auftauchte, blühte das Leben in der Natur neu auf und der Frühling kam auf die Erde.
Obwohl sich Romiou eher nach Römer, als nach Grieche anhört, heißt Petra tou Romiou auf Deutsch übersetzt Stein der Griechen. Das liegt daran, dass in der Spätantike, als sich das Römische Reich in ein West- und ein Oströmisches Reich teilte, die Bewohner des oströmischen Reichs weiterhin als Römer bzw. „Rhomäer“ bezeichnet wurden.
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Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Pressereise von Visit Zypern und Germania. Die hier dargestellten Ansichten sind davon unberührt und stellen ausschließlich meine persönliche Meinung dar.
Ganz lieben Dank für die Erwähnung 🙂 Liebe Grüße, Madlen
🙂 gern doch !