Leider ist es eine traurige Tatsache, dass sich diese ganz besondere Landschaft immer weiter zurückbildet. Wo heute noch Flamingos im knietiefen Wasser umherlaufen und sich die grünen Reisfelder bis zum Horizont erstrecken, wird in nicht allzu ferner Zukunft einfach nur noch blaues Meer zu sehen sein. Nicht nur die Veränderung des Klimas, sondern vor allem die Errichtung der Stauseen in den 50er und 60er Jahren, ist die Ursache für das drohende Verschwinden des Deltas.

ebrodelta flamingos Delta del Ebro

 delta flamingos Delta del Ebro

Das Delta entstand während der Würm-Kaltzeit, vor rund 10 000 bis 100 000 Jahren, durch die Ablagerung von Sedimenten, die der Ebro auf seinen Weg von Kantabrien bis hierher mit sich trug. Diese Sedimente spuckte der Fluss dann wie eine wachsende Zunge ins Meer. Lagunen und Kanäle bildeten sich. Doch nun zieht sich das Ebrodelta immer mehr zurück, weil die Talsperren der Stauseen zwar das Wasser, aber keine Ablagerungen mehr durchlassen.

Reisanbau im Ebro delta

Reisanbau im Ebrodelta

Josep „Polet“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Erbe des Deltas weiterzugeben, den Besuchern zu erklären, wie diese Landschaft einst entstand und warum sie heute so bedroht ist. Seit Polet in Rente gegangen ist, hat sein Sohn Josep diese Lebensaufgabe seines Vaters übernommen. Wir lauschen aufmerksam, wenn er die Besonderheiten der Tiere und Pflanzen, aber auch die Geschichte der Menschen, die hier leben, erzählt. Josep hat noch gelernt, den Reis auf die traditionelle Methode anzubauen und zu ernten. Die Besucher waten ungelenk und etwas wackelig auf den Beinen hinter ihm durch den matschigen Untergrund. Es ist gar nicht so einfach, in den überfluteten Reisfeldern zu laufen! Früher, erzählt er, waren die Männer aus dem Delta stolz auf ihre Herkunft. Sie galten als zupackende, geschickte Arbeiter, denn wer im Delta stundenlang im Wasser arbeiten konnte, den konnte man überall einsetzen.

Reisanbau im Ebrodelta

delta polet

Doch dann kam der Touristenboom, es gab schickere und leichtere Methoden Geld zu verdienen. Grundstücke mit Meerblick wurden verkauft, die Küstenlinie ohne Rücksicht auf die Natur oder die Ökosysteme zubetoniert. Die einst stolzen Reisbauern wurden belächelt. Viele versuchten Geld mit dem Verkauf von Grundstücken zu verdienen. Gerade noch rechtzeitig gelang es den Einheimischen einen Teil des Deltas zum Naturpark erklären und dadurch zu schützen. Polet war einer dieser Vorreiter, die sich engagiert für den Erhalt des Deltas einsetzten. Später folgten andere seinem Beispiel und so konnte ein Ausverkauf der Naturlandschaft zum Glück verhindert werden.

Delta traditionelle Fischfangmethoden

Wir lernen heute viel Neues über den Reisanbau. Josep zeigt uns, wie man die Reiskörner aus den Ähren gewinnt, wie man sie stampft, siebt und filtert. Aber im Delta gibt es nicht nur Reis. Die Menschen hier haben besondere Techniken des Fischfangs entwickelt. Zwischendrin lässt Josep uns zur allgemeinen Erheiterung sogar in traditionellen Spielen mit den katalanischen Kegeln (bitlles catalanes) gegeneinander antreten. Wer dabei durstig wird, für den gibt es zur Erfrischung kühles Wasser natürlich aus dem botijo – sogar das Trinken will hier gelernt sein!

katalanische Kegel bitlles Ebro delta Michi spielt „bitlles catalanes“ und versucht mit dem bitllot die größeren bitlles umzuwerfen

katalanische Kegel Ebrodelta

Delta Polet ist ein reines Familienunternehmen. „Polet“ und sein Sohn Josep haben im Laufe der Zeit schon diverse Auszeichnungen für Nachhaltigen Tourismus erhalten. Auf der Website findest Du tolle Videos www.deltapolet.com über seine Arbeit.

botijo trinkenAus einem traditionellen càntir oder botijo zu trinken ist gar nicht so einfach

Reisanbau im Ebrodelta

Hinkommen: 

Delta Polet
Carretera Marquesa, s/n,
nahe dem kleinen Ort Deltebre
Tel: 0034 677 456 224
Mail: deltapolets@gmail.com
Website:  www.deltapolet.com

Reisanbau im Ebrodelta
Wenn Du im Ebro Delta unterwegs bist, lohnt sich auch ein Besuch der Casa de Fusta oder des Museums MonNatura.