In Zaragoza kann man an so vielen Orten so nett und gut essen, dass ich zu meinem Lieblingsthema einen eigenen Artikel schreiben muss. Mein Tipp vorweg: Für das Tubo Viertel mit seinen vielen leckeren Tapasbars solltest Du mindestens einen Abend einplanen, wenn Du nach Zaragoza kommst.

Meine Restaurant Tipps für Zaragoza

Heute ist es windstill und der Tag, obwohl schon Ende September, ist sommerlich warm. Als ich das letzte Mal mit dem Schatz hier war, fegte gerade der typische Cierzo durch die Stadt. Dieser kühle Wind sorgt hier öfter für frische Luft. Doch da die Menschen auch bei Cierzo nicht darauf verzichten wollen, ihren Café oder Vermut zu trinken, errichtete man Ende des 19. Jahrhunderts die Pasaje del Comercio y de la Industria, eine hübsche kleine Galerie mit Läden und Cafés, die damals vermutlich schon ein bisschen französisches Flair verströmte. Dank einer umfassenden Restaurierung ist diese in die Jahre gekommene Passage immer noch, bzw. wieder ein beliebter Treffpunkt der Einheimischen, die die Galerie nach dem Restaurant am Eingang benennen, Galeria Ciclón.

galeria Zaragoza

Cafébar 1885

Mitten in der eleganten Shoppingmeile Alfonso I gibt es ein besonders hübsches Restaurant. In den ehemaligen Räumen eines Juweliergeschäfts befindet sich heute die Cafébar 1885. Zum Glück haben die neuen Betreiber des Restaurants die ursprüngliche Einrichtung fast komplett beibehalten. Hier treffe ich mich mit Ana zum Mittagessen. Das Menü ist günstig und sehr lecker. Den Gazpacho aus Calanda Pfirisch muss ich auf jeden Fall probieren, erklärt mir Ana, denn diese Pfirsiche werden ganz in der Nähe angebaut und tragen sogar das Siegel einer geschützten Herkunftsbezeichung: DOP Melocotón de Calanda. Schon wenige Minuten später lasse ich mir diesen ungewöhnlichen, aber sehr leckeren Gazpacho schmecken. Als zweiten Gang entscheiden wir uns für Fisch und gegrilltes Gemüse. Auch köstlich.

1885 zaragoza cafe bar
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Website Cafe 1885

Montal und die Torre Nueva

Das Feinkostgeschäft Montal ist ein ganz besonderer Ort. 1919 als „Ultramarino“ (eine Art Kolonialwarenladen) eröffnet, betreibt die Familie Montal mittlerweile in der vierten Generation dieses über die Zeit ständig weiter gewachsene Etablissement. Jede Generation hat erhalten, verbessert und erneuert, bis ein kleines Imperium entstanden ist. Außer dem Feinkostladen gibt es eine gut gefüllte Bodega, ein schickes Restaurant und nun auch eine gemütliche Ecke, in der man die im Laden angebotenen Produkte vor Ort verkosten kann, ein kleines Restaurant quasi. Die jüngste Generation ist noch mit eben soviel Engagement dabei, wie Don Jacinto, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit seinen drei Söhnen den ersten Lebensmittelladen Montal führt.

Montal zaragoza

 

Montal zaragoza

Montal zaragoza

Website Montal 

Im Keller des Montal erwartet mich eine Überraschung. Liebevoll hat die Familie hier Bilder und Zeichnungen der Torre Nueva zusammengetragen, eines ganz besonderen Turmes, der einst diesen Platz zierte. 1504 wurde er als erster und einziger ziviler Uhrenturm der Stadt errichtet. Seine Aufgabe war es, nicht-religiöse Nachrichten zu verbreiten. Dazu zählten solche Informationen wie die Arbeiter auf dem Feld zum Feierabend zu rufen oder Alarm zu schlagen, wenn irgendwo ein Feuer ausgebrochen war und dabei anhand der Glockenschläge anzugeben, in welchem Viertel es brennt. Leider wurde der wunderschöne Mudéjar-Turm offenbar jedoch zu schnell gebaut, denn schon bald geriet er in Schieflage. Die Anwohner liebten ihren schiefen Turm jedoch und störten sich nicht an seiner Neigung.

Ende des 19. Jahrhunderts schlossen sich dennoch ein paar mächtige Geschäftsleute mit besten Kontakten und Einfluss auf die Stadtverwaltung zusammen, um den Abriss der Torre Nueva zu bewirken. Sie begründeten ihr Anliegen damit, dass die Kundinnen sich nicht mehr sicher fühlten, wenn sie hier einkauften und befürchteten, dass der 80 Meter hohe Turm über ihren Köpfen zusammenbrechen könnte.

la torre nueva zaragoza

Die Menschen waren entrüstet, doch gegen das Aufbegehren der Bevölkerung ordnete das Rathaus den Abriss des Turmes an. In den Straßen Zaragozas und in den Zeitungen sprach man noch Jahre später vom Torrecidio, dem Turmmord. Es war ein heftiger Schlag, der die Leute wütend und traurig zugleich machte. Umso schöner, dass der schiefe Turm im Keller des Feinkostladens nun ein eigenes Museum hat und wenigstens hier weiterleben darf. Sogar die einstige Turmuhr konnte gerettet werden und ziert eine der Wände des kleinen Restaurants.

museum torre nueva Montal zaragoza

Montal zaragoza uhr

Montal zaragoza essen

Montal zaragoza zopf

Schokolade:

Ein besonders auffälliger kleiner Laden ist die Pasteleria Fantoba. Die Fassade und die Wände sind mit ägyptischen Motiven verziert, in den Schaufenstern stehen Hühner und Hennen zwischen den ausgestellten Kuchen und Gebäcksorten, die es hier zu kaufen gibt. Zwar hat die Familie Fantoba ihr Geschäft inzwischen an jüngere Zuckerbäcker weitergegeben, doch auch die neuen Besitzer arbeiten nach den alten Rezepten und haben die Einrichtung so original wie möglich erhalten. Neben den für Zaragoza typischen in Schokolade getauchten, kandierten Früchten, darf ich auch eine andere Spezialität probieren: Die Guirlache, eine köstliche Leckerei aus Mandeln und Zucker.

schokolade fantoba zaragoza

schokolade fantoba zaragoza
schokolade fantoba zaragoza

Pastisseria Fantoba
Calle de Don Jaime I, 21, local, 50003 Zaragoza
Website fantoba.com

 

 

 

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kandierte früchte in schokolade fantoba zaragoza

El Tubo:

El Tubo, der Schlauch, wird in Zaragoza das Tapasviertel mit seinen engen Gässchen genannt. Jeden Abend drängen sich hier die Hungrigen und Durstigen, um in gemütlichem Ambiente ein paar der köstlichen Tapas zu verspeisen, die in den unzähligen kleinen Lokalen, die sich dicht an dicht drängen, serviert werden. Es ist wirklich nett, durch den Tubo zu bummeln. Sogar an einem einfachen Mittwoch sind jede Menge Menschen unterwegs. Also gönnen auch wir uns ein paar dieser beliebten Häppchen und genießen den lauen Spätsommerabend in Zaragoza.

zaragoza el tubo zaragoza kroketten tapas

Zuerst gehen wir ins Meli del Tubo, denn dort soll ich eine besondere Tapa probieren. Wir ergattern einen Platz an der Theke und bestellen die Pilerica, eine aus den besten Zutaten der Region bestehende Tapa, die an das Tuch und die Säule der Virgen del Pilar erinnert. Denn für diese Tapa hat das Meli einen Preis gewonnen. Schließlich steht die Pilerica vor mir und ich muss sagen, sie sieht nicht nur super aus, sondern schmeckt auch echt lecker: Tomate rosa, Cebolla Fuentes de Ebro DOP, Jamón de Teruel DOP, Olivenöl aus Bajo Aragón DOP, Knoblauch und Bacalau. Dazu gibt es ein Gläschen Weißwein.

tapas el tubo zaragoza

Im Flor de Lis probieren wir Leckereien mit Artischocken und einem in Aragón typischen Gemüse, das die Menschen hier echt lieben: Borraja, auf Deutsch Borretsch. In den Pyrenäen habe ich es schon probiert. Und auch wenn Borretsch mich geschmacklich nicht gerade umhaut, finde es aber echt spannend, so ein altes, traditionelles Produkt der Region zu probieren, das auch noch so gesund ist. Bei uns gibt es die grünen Stengel leider gar nicht zu kaufen. Vielleicht muss ich mal selbst in Wald und Wiesen danach suchen, um damit etwas zu kochen.

Das dritte und letzte Lokal, das wir besuchen ehe unsere Mägen voll sind, ist die Antigua Casa Lac. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde es von der Familie Lac gegründet, die angeblich am Hofe einer französischen Adelsfamilie gearbeitet hatten und während der Französischen Revolution fliehen mussten. In Zaragoza eröffneten die einstigen Hofköche eine Bäckerei im unteren Geschoss und betrieben ein Restaurant in der oberen Etage des Gebäudes. Die Einrichtung ist trotz diverser Modernisierungen klassisch schön und in weiten Teilen Original erhalten. Das Lokal erinnert immer noch strahlend an das elegante Ambiente der Jahrhundertwende.

Wir probieren wieder eine Borretsch-Tapa und schließen mit einem klassischen Dessert unser Abendessen ab, die defintiv leckerste Torrija, die ich bisher gegessen habe.

tapas el tubo zaragoza
eines der ältesten Lokale im Tubo, die Casa Lac

tapas el tubo zaragoza borretsch

torrija tapas el tubo zaragozaTorrija  ist die spanische Version von „Arme Ritter“

El Meli del Tubo
C. de la Libertad, 12, 50003 Zaragoza
Website melimelozaragoza.com und gastrotapaszaragoza.com

Restaurante Flor de Lis
C. de Don Jaime I, 34, 50001 Zaragoza
Website restaurantelaflordelis.com

Restaurante Casa Lac,
Calle de los Mártires, 12, 50003 Zaragoza
Website restaurantecasalac.es

Anreise mit der Bahn:

Mehrmals täglich verkehren AVE Züge zwischen Barcelona und Zaragoza. Rund eine Stunde und 40 Minuten dauert es, bis man von Sants aus den Bahnhof Delicias erreicht. Ich bin überzeugte Bahnfahrerin und totaler Fan der spanischen Züge. Auch wenn dieser Artikel im Rahmen einer Pressereise entstanden ist, kann ich eine Städtetour mit dem AVE aus vollster Überzeugung und nach vielen guten Erfahrungen einfach nur weiterempfehlen.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Presserreise, zu der ich von Ciudades AVE eingeladen wurde.