In Spanien macht es Spaß, mit der Bahn zu fahren. Für mich ist es der schnellste und bequemste Weg, um innerhalb des Landes von einem Ort zum anderen zu gelangen. Neben der Zugfahrt selbst, ist es extrem praktisch, dass Bahnhöfe immer mitten im Stadtzentrum liegen, und man sich lange Anfahrten mit Bussen, Metro oder dem Taxi spart. In Spanien verbinden neben den AVE Schnellzügen der RENFE seit 2022 auch die Hochgeschwindigkeitszüge des spanisch-italienischen Unternehmens iryo große Metropolen wie Sevilla, Madrid, Valencia und Barcelona. Eine dieser Strecken durfte ich ausprobieren und bin ehrlich begeistert.

iryo Zug bahn fahren spanien

Mein kleines Zugabenteuer beginnt am Bahnhof Sants in Barcelona. Früh am Morgen passiere ich die übliche Sicherheitskontrolle und reihe mich in die Warteschlange vor dem Gleis ein, an dem mein Zug nach Madrid abfahren soll. Freundliche Mitarbeiter checken die Tickets, dann setzt sich die Schlange auch schon in Bewegung und ich steige in einen der schicken roten Waggons, die schon zur Abfahrt bereitstehen. Schnell finde ich meine Sitznummer und bin überrascht, wie viel Platz dort ist. Mein bequem aussehender Einzelsitz ist sowohl Fenster- als auch Gangplatz gleichzeitig. Mit ausgestreckten Beinen erreichen meine Füße gerade eben den Sitz vor mir. Das nenne ich Beinfreiheit. Davon kann man im Flugzeug nur träumen.

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Beinfreiheit iryo-zugfahren-spanien

Pünktlich fahren wir los. Mit beinah 300 Kilometern pro Stunde eilen wir in Richtung Madrid. Ich liebe es, die Landschaft aus dem Zugfenster an mir vorbeifliegen zu sehen. Gerade verschwindet der Montserrat, der gesägte Berg, in der Ferne, da kommt auch schon eine nette junge Dame, um mir einen Kaffee und ein kleines Frühstück zu servieren. Ich komme mir vor wie in einem Luxushotel, nur dass wir uns dabei in rasender Geschwindigkeit fortbewegen. Das Frühstück ist köstlich und sogar der Kaffee ist richtig gut. Das ist bestimmt der italienische Einfluss, denn die italienische Staatsbahn Trenitalia ist Mitbetreiber dieser knallroten Schnellzüge. 😉

Frühstück iryo Zug bahn fahren spanien
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Entspannt genieße ich mein Müsli, das Croissant und den Kaffee, während wir durch die Monegros dahingleiten. Ich freue mich auf Madrid und darauf, dort eine Freundin zu treffen. Es ist ewig her, dass ich in der Stadt war. Bestimmt schon zehn Jahre oder noch länger. Kurz nachdem wir in Zaragoza, eine meiner absoluten Lieblingsstädte in Spanien, gehalten haben, tauchen in der Ferne die Kirchtürme von Calatayud auf. Ein witziger und sehr authentischer Ort, ganz anders als die Städte, die man als Tourist typischerweise besucht. Dabei gibt es dort einige Besonderheiten zu sehen…

 Zug bahn fahren spanien

Ich träume mit Blick auf die Landschaft, als Anmary, eine der freundlichen Zugbegleiterinnen, vorbeikommt, um mir Kaffee nachzuschenken. Weil ich wie immer neugierig bin, unterhalten wir uns ein  bisschen. Beziehungsweise, genau genommen frage ich ihr einfach Löcher in den Bauch und erfahre dabei, dass der Alltag einer Zugbegleiterin sich im Grunde kaum von dem einer Flugbegleiterin unterscheidet. Wie bei den Airlines werden Anmary und ihrer Kollegen und Kolleginnen von einer Basis aus, in ihrem Fall Madrid, in immer unterschiedlicher Besetzung und in verschiedenen Schichten eingesetzt, um die Reisen zu all den Destinationen zu begleiten, die Iryo anfährt. In Spanien sind das Sevilla, Córdoba, Málaga, Valencia, Barcelona, Alicante, Albacete, Zaragoza, Cuenca, Tarragona und eben Madrid.

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Spanien ist richtig groß und in der Mitte ziemlich leer – wenn man von Madrid absieht. Weite, grüne Landschaften und viele Weinstöcke ziehen an meinem Zugfenster vorbei. Ich lese eine Weile, strecke die Beine aus …. und mache kurz die Augen zu. Lange kann ich nicht geschlafen haben. Doch als ich die Augen wieder aufmache, sind wir schon kurz vor Madrid. In Spanisch und gut verständlichem Englisch (wer schon mal mit Iberia geflogen ist, wird positiv überrascht sein) weist eine Lautsprecheransage darauf hin, dass wir nach zweieinhalb Stunden Fahrt gleich den Bahnhof Atocha erreichen werden und dass dieser Zug weiter nach Sevilla fährt.

Ich bin kurz versucht, sitzen zu bleiben und einfach weiterzufahren. In meinem Kopf sehe ich mich schon durch die Gassen Córdobas und über die großen und kleinen Plätze in Sevilla schlendern. Aber dann schnappe ich mir doch meinen Rucksack und stürze mich in das trubelige Leben Madrids, wo meine Freundin schon auf mich wartet …

Atacha Madrid Bahnfahren spanien

Lavapiés Madrid

Der Tag in Madrid ist total schön. Ich habe nach zehn Jahren allerdings kaum etwas wiedererkannt. Neue Bars, neue Cafés und neue Läden. Leider bleibt keine Zeit für einen Museumsbesuch, auch das Reina Sofia, an dem ich direkt vorbeikomme, sehe ich nur von außen. Immerhin bummeln wir gemütlich durch Lavapiés, doch der Tag in Madrid geht viel zu schnell vorbei.

Pünktlich 30 Minuten vor Abfahrt, beginnt in Atocha das „Boarding“. Die Rückfahrt ist eine Direktverbindung, d.h. dieses Mal fahren wir ohne Zwischenhalt in Zaragoza auf direktem Weg von Madrid bis Barcelona. Kaum verlassen wir den Bahnhof, serviert eine nette Zugbegleiterin mir wieder ein köstliches Essen. Zum Abendessen gibt es leckeren Lachs mit Rucola-Salat und Guacamole. Ich lehne mich gemütlich zurück und schmiede in Gedanken schon wieder Pläne für meine nächste Reise mit der Bahn …

Essen iryo Zug bahn fahren spanien

Mein Fazit iryo

Falls du iryo noch nicht kennst, solltest du definitiv mal einen Blick auf die Zugverbindungen werfen. Zu günstigen Preisen kann man viele der spannendsten Metropolen in Spanien anfahren und – es tut mir echt leid, das zu sagen – Zugfahren funktioniert in Spanien wesentlich besser als in Deutschland. Die Schnellzüge sind fast immer extrem pünktlich und ganz selten fällt mal ein Zug aus. In den iryo Zügen haben mir besonders der Service und die Bequemlichkeit gefallen. Die Leute waren extrem nett und das Essen war wirklich toll.

Ich war auf der Fahrt in das Buch vertieft, das ich gerade lese (eine neue Ausgabe von Douglas Adams „Last Chance to see“, auch sehr empfehlenswert!) und bin gar nicht mehr dazu gekommen, mir das Entertainment-Programm anzusehen, auf das man über einen QR-Code (auf der Rückseite des Sitzes vor einem) zugreifen kann. Da gibt es Filme, Podcasts, Serien etc. aber das muss ich beim nächsten Mal ausprobieren.

Alle Informationen findest du natürlich  detalliert auf der Website von iryo, aber kurz zusammengefasst gibt es insgesamt vier Kategorien von „Inicial“ bis „Infinita“.  Ich durfte sozusagen erster Klasse fahren und hatte das Bistro quasi zur freien Verfügung: Das heißt, das Essen wird am Platz serviert und man kann jederzeit Kaffee oder Wasser o.a. im Bistro bestellen. Aber die Beinfreiheit und der Komfort ist in den anderen Waggons ebenso komfortabel. Nur Getränke und Essen werden dort nicht automatisch serviert, sondern man kann sie auf Wunsch an einem der Wagen, mit dem das Zugpersonal durch die Reihen geht kaufen, oder man geht selbst in die kleine Bordcafeteria.

Auf jeden Fall ist auch für kleine Portmonnaies toller Service inbegriffen. Ein Ticket mit allem Komfort kostet für die Strecke von rund 500 Kilometern, die ich gefahren bin, 52 Euro mit Essen und Getränken inklusive. Da kann man echt nicht meckern.

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Hinweis: Die Zugfahrt nach Madrid erfolgte auf Einladung von iryo. Ungeachtet der Einladung, bin ich absoluter Zugreisefan und meine jedes Wort genauso, wie ich es geschrieben habe 🙂