Eigentlich ist es viel zu trocken, um Pilze zu sammeln. Es hat so wenig geregnet, dass die erfahrenen Pilz-Spezialisten uns nicht viel Hoffnung machen, überhaupt etwas zu finden. Da es aber ein schöner Herbsttag ist, beschließen wir uns trotzdem auf die Suche nach den kleinen Dingern zu machen. Echte Pilzsammler stehen ja schon früh auf, wir machen uns gegen zehn Uhr morgens mit ein paar Freunden gemütlich auf zum Waldspaziergang.
Zuerst finden wir hauptsächlich wilde Blumen, Hagebutten, Disteln, Thymian und Wachholderbeeren. Es ist scheinbar wirklich zu trocken für Pilze.
Wir suchen uns also ein feuchteres Plätzchen im Wald, mit mehr Moos und werden prompt fündig. Pilze wachsen ja selten allein. Nachdem wir den ersten gefunden hatten, war unser Körbchen ruckzuck gefüllt.
Wir finden jede Menge Pilze mit lustigen Tiernamen. Einige davon sind genießbar, andere so gar nicht. Leider kann ich natürlich keinem der katalanischen Pilze einen deutschen Namen zuordnen. Meine Idee eine Pilzbestimmungs-App auf das intelligente Telefon runterzuladen erweist sich nur als mittelmäßig brauchbar. Es gibt zwar Anwendungen, mit denen man einen Pilz vor Ort fotografieren und online bestimmen lassen kann, aber leider haben wir mitten im Wald, weit hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen, nur sehr schlechten Empfang. 🙁 Ist also nichts mit App im Wald.
Bedingt genießbar sind diese witzigen Oreillas de gat, was auf Deutsch so viel wie Katzenöhrchen heißt. Um diese Dinger (Oreja de gato, Helvella lacunosa, Herbstlorchel oder Krause Lorchel) essen zu können, muss man sie schon besonders lange kochen und speziell vorbereiten. Mir reicht ein Foto.
Die Schöne oder Dreifarbige Koralle heißt auf Katalanisch Peu de Rata (Rattenfuß). Ich finde dieser Pilz sieht nicht besonders vertrauenswürdig aus und wie sich schnell herausstellt ist er auch giftig. Auf Deutsch gehört die Schöne Koralle übrigens zu den „Schweinsohrartigen„. Ach, ich liebe diese bildlichen Tiernamen.
Mein erster, allein gefundener Pilz heute ist eine „cama de perdiu“ oder „bec de perdiu“, übersetzt wäre das Wachtelfuß oder Wachtelschnabel. Auf Deutsch heißt der Pilz aber „Filziger Gelbfuß„. Der katalanische Camagroc, Cantharellus lutescens, der übersetzt Gelbfuß/-bein heißt, und von dem wir heute richtig viele gefunden haben, heißt aber wiederum „Gelbstieliger Trompetenpfifferling“. Wie soll man da auch nicht durcheinander kommen!
Die größten Pilze, die wir heute gefunden haben, waren drei „Lichtausmacher“, Apagallums (Riesenschirmling oder Parasolopilz). Einfach mit Salz, Pfeffer und Knoblauch gebraten schmecken die himmlisch!
Besonders spannend sehen natürlich immer die nicht essbaren Pilze aus. Da gibt es zum Beispiel die Estrelleta (Sternchen ), Rotbrauner Erdstern, Geastrum rufescens
oder den Hexenpilz Gita de Bruixa , Claterus ruber , Roter Gitterling, aus der Familie der Stinkmorchelverwandten und natürlich nicht genießbar.
Als beide Körbchen voll sind, alle Arme und Beine ausreichend von Dornenbüschen verschrammt, machen wir uns mit unserer Beute auf den Heimweg.
Bevor wir die Pilze jedoch essen können, müssen sie natürlich noch gesäubert werden. Nebenbei bestimmen wir auch noch ein paar der Exoten, die wir gefunden und aus reiner Neugier mitgenommen haben (aber selbstverständlich nicht essen werden, weil man ja nur Pilze sammelt und ißt, die man zweifelsfrei erkennt!).
Nochmal ein Tiername zum Schluß: Lengua de Bou, „Rinderzunge“ wird der Semmelstoppelpilz, Hydnum repandum, von den Katalanen genannt.
Und endlich dürfen wir die Pilze auch essen! Das hier sind die Apagallums, einfach mit Knoblauch, Salz und Pfeffer gebraten:
Die Gelbbeine= Camagrocs (Gelbstielige Trompetenpfifferlinge) werden in Mehl gewendet und fritiert, Lecker!!
Für Pilzfreunde:
Bolets – ein katalanischer Pilz-Guide
Pilzfinder – eine deutsche Pilzbestimmungsweb
Hinterlasse einen Kommentar