Jedes Jahr zur Tulpenblüte in Holland finden wahre Pilgerfahrten statt. Ganze Busladungen an Blumenpilgern zieht es nach Lisse, in den Keukenhof. Dieses Jahr ziehe ich mit, denn Tulpen sind meine Lieblingsblumen, gleich nach Schneeglöckchen.

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Geschichte der Tulpenzwiebeln – der reine Wahnsinn

Kein anderes Land verkauft so viele Tulpen und Tulpenzwiebeln wie die Niederlande, dabei kommen diese zarten Blüten eigentlich aus den Hochgebirgen Asiens! Ich hatte schon gehört, dass die Tulpen nicht aus den Niederlanden, sondern aus der Türkei kommen, aber das war anscheinend auch nur eine Zwischenstation. Von Zentralasien aus fanden sie vor langer Zeit ihren Weg in das Osmanische Reich. Am Hofe des Sultans von Konstantinopel gab es große Feste, bei denen Tänzerinnen in den Tulpenfeldern tanzten. Es war also ein bedeutendes Geschenk, das ein österreichischer Botschafter mit nach Wien brachte: ein Korb mit Tulpenzwiebeln.

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In Wien war damals Carolus Clusius für den Heilkräutergarten der habsburgischen Majestät verantwortlich. Als der Arzt und Botaniker ein paar Jahre später an die Universität von Leiden berufen wurde, gelangten die Zwiebeln mit ihm nach Holland. Dort legte der passionierte Gelehrte einen neuen Garten zu Forschungszwecken an, den Hortus Botanicus. Vergeblich versuchten verschiedene Interessenten, Clusius die Zwiebeln abzukaufen. Als echter Forscher weigerte Clusius sich jedoch standhaft. Eines Nachts wurden die Zwiebeln einfach gestohlen.

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Schnell fanden die Holländer Gefallen an den edlen Blumen. Es kam zu einem wahren Rausch, einer Tulpenmanie. Die Zwiebeln wurden immer wertvoller und teurer. Nachdem einige Tulpenhändler innerhalb kürzester Zeit zu großem Reichtum gelangt waren, gaben immer mehr Menschen ihre Berufe auf, um Tulpenzwiebeln zu verkaufen und ebenfalls reich zu werden. Zum Höhepunkt des Booms hatten sechs Tulpenzwiebeln denselben Wert, wie ein Haus an einer der vornehmen Amsterdamer Grachten. Der Tulpenwahnsinn ging immer weiter. Schließlich wurden die Tulpenzwiebeln schon verkauft, wenn sie noch im Boden waren. Die Käufer erhielten dann ein Papier, eine Art Aktie, die den Besitz der Tulpenzwiebel bestätigte. So konnte eine Tulpe mehrmals den Besitzer wechseln, bevor sie überhaupt erblüht war. Die Reichen und Wohlhabenden ließen sich besondere Vasen aus Delfter Porzellan anfertigen, damit jede einzelne Tulpenblüte richtig zur Geltung kam.

Irgendwann platze diese Tulpenblase dann doch. Wahre Dramen spielten sich ab. Der Kurs der Zwiebeln fiel drastisch und landete im Keller. Unzählige Leute gingen Bankrott. Es war der erste Börsenkrach.

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In einem der Ausstellungsgebäude des Keukenhofs hängt übrigens ein Gemälde von Jan Brueghel aus dem 17. Jahrhundert, auf dem die Tulpenhändler als Affen dargestellt sind: „Persiflage der Tulpomanie“, sehr charmant. Das Original hängt im Frans Hals Museum.

ausschnitt gemälde Breughel tulpomanie

Keukenhof

Der Keukenhof ist nicht einfach nur ein Park mit schönen Blumen. Er ist das „Schaufenster“ der Tulpenzüchter, ein Katalog in 3D. Dreißig Gärtner sind das ganze Jahr über damit beschäftigt, die Beete anzulegen und alle Zwiebeln einzeln, von Hand, in die Erde zu stecken, damit alles genau so aussieht, wie der Gartenarchitekt es geplant hat. Dieses Jahr sind es sieben Millionen Blumenzwiebeln! Und  jedes Jahr werden komplett neue Beete, mit neuen Blumen angelegt.

hyazinthe Keukenhof

Während Mieke uns durch die Anlage führt, rutscht mir anfänglich bei jedem Beet ein „mhh“ und „ohh“ raus, sobald ich an den Blüten schnuppere. Bald schon bin ich fast beschwipst vom Duft der Hyazinthen. Es duftet wirklich überall. Im Keukenhof werden immer Frühlingsblumen, wie Hyazinthen, Narzissen und Tulpen gepflanzt. Und Gras. Es ist nämlich wichtig die Pflanzen abzuwechseln, damit der Boden noch genügend Nährstoffe behält – oder so ähnlich. Das erklären uns jedenfalls Hans und Luud, zwei sehr nette und lustige Gärtner, die im Keukenhof dafür verantwortlich sind, dass alles so schön blüht und gedeiht.

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Ich stelle fest, dass die Tulpenzucht eine echte Wissenschaft ist. Es ist viel komplizierter, als ich mir das vorgestellt hatte. Zum Beispiel weiß ich jetzt, dass es nur wenige mehrjährige Tulpensorten gibt. Die meisten Zwiebeln halten nur zwei bis drei Jahre. Im ersten Jahr wird die Blüte schnell abgeschnitten (die Blätter aber dran lassen!), damit die ganze Kraft in die Zwiebel geht. Die Zwiebel macht dann neue Zwiebelableger, die geerntet werden können. Wenn man die Zwiebel im zweiten Jahr wieder in die Erde setzt, gibt es schöne Blüten. Pflanzt man sie noch ein drittes Jahr, sind die Blüten schon wesentlich kleiner, und oft auch nicht mehr so spektakulär und prächtig, wie die ursprüngliche Tulpe im ersten und zweiten Jahr.

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Früher galten die irgendwie „besonders“ aussehenden, flammenden Tulpen als besonders schön, sodass diese Zwiebeln besonders teuer waren. Was man nicht wusste: Diese Veränderungen wurden durch einen Virus hervorgerufen! Wer so eine teure Zwiebel gekauft hatte, konnte im nächsten Jahr oft nur eine verkrüppelte Blume „ernten“. Heute ist das kein Problem mehr. Die Botaniker kriegen durch genetische Kreuzungen, wunderschöne, gesunde Blüten hin, ganz ohne Virus. Ganz schwierig ist es, schwarze Tulpen zu kreieren. Schwarz ist im Grunde keine richtige Farbe und kommt in der Natur einfach nicht vor. Die Botaniker kreuzen also rote und gelbe Sorten, in der Hoffnung, eine möglichst tiefdunkle lila Tulpe zu finden. So eine Kreuzung sieht dann fast schwarz aus.

Mieke zeigt uns nicht nur die großen Beete der Züchter und die kleineren Beete mit neuen Züchtungen, sondern auch ein paar „historische“ Tulpen. In einem Teil des Parks stehen nämlich noch wilde Tulpen, asiatische und sogar europäische Sorten. Die sind deutlich kleiner und sehen auch irgendwie noch „wilder“ aus, als die braven Gartentulpen.

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Bei einer Bootsfahrt durch die Tulpenfelder am Rande des Keukenhofs erfahre ich noch mehr: Zur Zeit der Tulpenblüte gehen Fachleute durch die Felder, um alle verändert aussehenden Tulpen sofort auszusortieren. So sollen die restlichen Blumen vor eventuellen Krankheiten bewahrt werden und die Züchter können mögliche Mutationen zur Züchtung neuer Sorten finden. Eine neue Tulpensorte zu züchten, ist nämlich eine sehr langwierige Angelegenheit. Manchmal dauert es mehrere Jahre, bis so eine neue Sorte auf den Markt kommen kann.

Da die Blüte der Tulpen und der anderen Frühjahrsblumen nicht ewig dauert, ist der Keukenhof nur wenige Wochen im Jahr geöffnet, meistens von Ende März bis Anfang Mai. In dieser kurzen Zeit kommen Tausende Besucher aus aller Welt hierher. Besonders an dem Wochenende, an dem auch der Blumenkorso stattfindet, ist es brechend voll (also besser unter der Woche oder an einem anderen Wochenende kommen, um die Blumen in Ruhe zu genießen!).

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Nützliche Informationen

Adresse Keukenhof:
Stationsweg 166A
2161 AM Lisse

Öffnungszeiten 2015:
20. März bis 17. Mai, täglich von 8 bis 18 Uhr

Eintritt:
Erwachsene: 16 Euro
Kinder 4-11 Jahre: 8 Euro

mehr Infos auf der Website: Keukenhof

Schöne Fotos vom Keukenhof gibt es auch bei Claudi, auf Monis und Petars Reiseblog Travelworldonline 🙂 und bei Simone auf nach-holland

Das Zentrum der jährlichen Tulpenpracht liegt in Südholland, eine der Provinzen der Niederlande.

Hinweis: Dieser Artikel ist im Rahmen der Tulpenreise #TRH15 entstanden. Vielen Dank an KLM für den Flug, an Olympia Charters für die Übernachtung, an Mieke, die uns durch den Keukenhof geführt hat, an Hans und Luud, die uns so fachmännisch Rede und Antwort gestanden haben, und an den Keukenhof für die Einladung in das Tulpenparadies.