Mit ihren über achtzig Jahren steht sie noch immer Tag für Tag hinter dem Ladentisch. Teresa liebt ihre Arbeit – die kleine Konditorei in La Bisbal ist ihr Leben. Eröffnet wurde die altehrwürdige Pastisseria nämlich bereits vor sechs Generationen, erklärt sie mir und zählt auch gleich die Namen sämtlicher Inhaber und deren Verwandtschaftsverhältnisse untereinander auf.
Teresa und die süßen Galetas Graupera:
Eine altmodische Klingel ertönt, sobald ich den kleinen Laden, vollgestopft mit Keksen und Süßigkeiten, betrete. Prompt erscheint Teresa, elegant in Schwarz gekleidet, die grauen Haare zu einem kecken Zopf geflochten. Mit einem herzlichen Lächeln begrüßt sie mich. Seit ihr Mann vor einigen Jahren verstorben ist, ist sie nun offiziell die Chefin von Galetes Graupera. „Aber in der Backstube hat mein Sohn das Sagen. Der macht das richtig gut.“ Teresa ist sichtbar stolz auf das Können des Filius und auf den Familienbetrieb. Da der Laden so klein ist, helfen alle mit. Auch die Enkelkinder unterstützen in den Ferien die Erwachsenen bei der Arbeit.
Bereits seit 1955 ist Teresa die gute Seele des Ladens. Das war nämlich das Jahr, in dem sie ihren Mann und die Konditorei gleich mit geheiratet hat. An der Wand hängt ein Schwarz-Weiß-Foto, das Teresa aus dieser Zeit in jungen Jahren zeigt. Fast schüchtern lehnt sie auf dem Bild am Tresen. Überhaupt keine Ahnung hatte sie damals vom Verkauf, gibt sie zu und lacht bei der Erinnerung an die ersten Tage. Doch es machte ihr Spaß und ganz offenbar hat sie auch Talent. Das freundliche Gespräch mit den Kunden, die in den Laden kommen, das Beraten und Verkaufen sind genau ihr Ding. Sie freut sich über jeden, der zu ihr kommt. Besonders natürlich über die, die schon seit mehreren Generationen hier ihre Kekse kaufen. Manchmal soll es halt schmecken, wie bei Großeltern, die auch bei ihr eingekauft haben.
Und dann zeigt sie mir die vielen verschiedenen Gebäcksorten, die ihr Sohn hinten in der Backstube zubereitet. Die Cubanos sind dicke, innen hohle Rollen, die ein wenig aussehen, wie kubanische Zigarren. Die Ventalls erinnern an kleine ausgeklappte Fächer und eine Sorte Kekse schmeckt wie Zwieback mit Anis. Ganz typisch für den kleinen Ort La Bisbal sind die brunyols, eine Spezialität, die man eigentlich nur zu Ostern, also in der Semana Santa isst. Doch hier in der Pastisseria Graupera gibt es dieses Schmalzgebäck das ganze Jahr über.
Teresa erinnert sich, dass ihre Schwiegermutter die brunyols immer in ein Tuch legte, damit sie länger weich blieben. „Doch manche Kunden mögen sie gar nicht, wenn sie frisch und weich sind! Die fragen extra nach den harten brunyols, weil sie sie so aus ihrer Kindheit in Erinnerung haben.“ Egal ob hart oder weich, Teresa hat für ihre Kunden alles da.
Sogar einen kurzen Blick in das Allerheiligste, in die Backstube, darf ich werfen. Wände, Schränke, Möbel und Maschinen – hier ist alles weiß wie Mehl. Und obwohl der Backofen heute kalt geblieben ist, duftet der Raum nach frischem Gebäck.
Stolz zeigt Teresa mir die Auszeichnungen, die die kleine Pastisseria schon erhalten hat, zum Beispiel für ihre gute Arbeit oder dafür, dass es sie schon seit hundert Jahren gibt. „Dabei sind wir schon über hundert Jahre auf dem Markt“, fügt sie erklärend hinzu. Natürlich war auch das Fernsehen schon da und hat Teresa bei der Arbeit gefilmt.
Sie ist ja auch einfach zauberhaft. Eine echte Dame und der lebende Beweis dafür, dass Frau auch mit achtzig Jahren noch elegant und wunderschön sein kann. Aber vor allem ist Teresa wirklich eins geworden mit ihrer Pastisseria. Die Geschichte des kleinen Ladens ist die Geschichte ihrer Familie. Und irgendwie bin ich richtig gerührt, als sie mir dann zum Abschied eine große Tüte mit Gebäck in die Hand drückt. Es ist eine „bunte Tüte“, von allem etwas – damit ich auch alles probieren kann. Danke Teresa!
Bisbalenc
Ein anderer für la Bisbal besonders typischer Kuchen ist el bisbalenc. Angeblich habe der Heimatdichter Josep Pla diesen Kuchen besonders gern gegessen. Aber auch von Salvador Dalí sagt man, soll den Bisbalenc sehr gern gemocht haben. Probieren kannst Du diesen Kuchen zum Beispiel als Nachtisch im Restaurant els Indians.
Els Indians – Agua km Zero
(IST LEIDER GESCHLOSSEN! )
Das Restaurant „els Indians“ gibt es erst seit ein paar Monaten. Gegründet haben es Armand und Josep, der Koch. Josep hat früher als privater Koch für die Herrschaften vom Castell de Peralada gearbeitet. Eines Tages lernte er dann Armand kennen und für beide war schnell klar, dass sie ein gemeinsames Projekt starten und ein Restaurant eröffnen wollten. So werden nun täglich regionale Produkte der Saison serviert. Hübsch dekoriert kommen dabei auch wunderschöne Keramikteller aus La Bisbal zum Einsatz.
Doch das eigentliche Projekt ist gar nicht die sehr leckere, kreative Küche, sondern das Wasser: Agua km zero. Hier wird kein einziger Cent in den Transport von Wasser oder in Plastikflaschen gesteckt. Das Geheimnis ist eine besonders ausgeklügelte Filteranlage, die aus normalem Leitungswasser gesundes, wohlschmeckendes Trinkwasser macht. Armand steht zu hundert Prozent hinter seinem Projekt und ist ganz Feuer und Flamme für das gefilterte Wasser. Stolz erzählt er, dass auch das weltberühmte Restaurant Celler Can Roca mit genau diesem Filter arbeitet und Agua km zero serviert.
Weil es heute so heiß und das Wasser so lecker ist, trinken wir während des Essens glatt drei Flaschen davon! Aber der Hammer: Das gute Wasser geht im Indians auch noch aufs Haus und kostet uns keinen Cent.
Infos La Bisbal:
Galetes Graupera
Av. de les Voltes, 5
17100 La Bisbal d’Empordà/ Girona
Els Indians Restaurant
Plaça Benet Mercader, 5
17100 La Bisbal d’Empordà, Girona
Website: elsindians.com
Dieser Artikel entstand bei einem Mini-Blogtrip, zu dem ich von Visit Empordanet eingeladen wurde.
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