Silvester in Spanien feiern, das heißt vor allem keine Böller, keine Raketen, keine Knaller. Nicht einmal ein Feuerwerk gibt es hier zum Jahreswechsel. Das Böse-Geister-Verschrecken, das wir in Deutschland am 31. Dezember so fleißig betreiben, kennt man hier nur im Sommer, zur Verbena de Sant Juan, einer Art Mittsommernachtsfest. Zu Silvester knallt hier jedenfalls niemand. Genau der richtige Ort also für alle, denen das Böllergewerfe etwas auf den Senkel geht. Stattdessen gibt es hier die Tradition der uvas, der Weintrauben.
Doce uvas – zwölf Weintrauben:
Dabei geht es darum, bei jedem der zwölf Gongschläge, die das neue Jahr einläuten, eine von zwölf Weintrauben in den Mund zu stecken, zu kauen und zu schlucken. Wer das schafft, wird im neuen Jahr Glück und Erfolg haben. Klingt wesentlich einfacher als es sich anhört. Jeder Spanier hat an Silvester seine zwölf Weintrauben abgezählt, in kleinen Schälchen, Gläsern oder in Beuteln, damit es nicht etwa zu Verwechslungen mit anderen Weintrauben kommt! Kurz vor Mitternacht beginnt dann die letzte Vorbereitung. Zu große Weintrauben werden schnell noch gegen kleinere ausgetauscht. Die Haut der Weintrauben darf nicht zu dick sein. Selbstverständlich dürfen die Weintrauben auch keine Kerne haben, Stiele und alle störenden Elemente werden rechtzeitig säuberlich abgetrennt. Und dann geht es los, das große Kauen!
Eine wichtige Regel ist, dass man nur eine Weintraube pro Gongschlag in den Mund stecken darf. Anfangs scheint alles noch recht einfach. Man kaut und lacht. Spätestens aber nach der vierten Traube ist der Mund so voll mit halb gekauten Trauben, dass da nichts mehr reinpasst. Ganz zu Schweigen von regelmäßig auftretenden Schluckproblemen und Lachanfällen aller Beteiligten.
Über den Ursprung des Brauchs gibt es unterschiedliche Meinungen. Manche behaupten, diese Tradition sei auf eine Wirtschaftskrise in Madrid, zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts zurückzuführen. Aus Protest hätten die Weinbauern zum Jahresende ihre Ernte an der Puerta del Sol abgeladen und die Madrilenen hätten dann zur Silvesterfeier die Weintrauben gegessen. Viel wahrscheinlicher finde ich aber die Theorie, dass man mit dem öffentlichen Weintrauben-Essen auf einem der größten Plätze Madrids die herrschende Klasse sozusagen „auf’s Korn nehmen“ wollte. Im neunzehnten Jahrhundert war es bei den Adeligen und Reichen angesagt, zu einem Gläschen edlen Champagners auch ein paar Trauben zu reichen. Das massenhafte, öffentliche Verspeisen der Trauben war sozusagen eine Verballhornung dieser eleganten Angwohnheit der oberen Zehntausend.
Hey,
ja das habe ich auch festgestellt müssen, wir waren Silvester an der Algarve „Boca do Rio“ keine Knallerei keine Raketen …..
Hi Nicole, es ist ganz interessant und wieder was ganz neues, was in anderen Ländern so für Gewohnheiten sind. Endlich kann ich deinen Blog wieder problemlos durchblättern. 🙂 Frohes neues Jahr!!! Liebe Grüße
Was für eine schöne, lustige Tradition 🙂
Habe ich erst kürzlich in einem anderen Blog auch von gelesen. echt klasse!
Danke!ist eine meiner Leidenschaften, lustige Traditionen aufzustöbern 🙂