Mohács ist eine winzige Kleinstadt am Ufer der Donau. Die Fähre scheint der einzige Weg über den Fluss zu sein. Eine Brücke ist weit und breit nicht zu sehen. Hinter Mohács liegt ein Naturpark. Dann kommt nur noch die Grenze. Hier ist die EU zu Ende. An der Uferpromenade weist ein Schild darauf hin, dass man mit dem doch eher verwaist aussehenden Boot Safari Touren auf der Donau unternehmen kann. Theoretisch jedenfalls.

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Besonders viele Menschen treffe ich auf meinem Spaziergang am Ufer allerdings nicht gerade. Auch in den kleinen Straßen des Ortes ist nicht wirklich viel los. Lediglich in dem Café an der Hauptstraße sitzen ein paar Leute unter einem Sonnenschirm und genießen den Wasserdampf, der aus irgendwelchen Düsen spritzt und auch mich benebelt. Sehr angenehm bei diesen Temperaturen.

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Die große Kirche von Mohács sieht zwar wie eine Moschee aus, doch es soll eine katholische Kirche sein, vor der ich hier stehe. Der zuständige Priester macht offenbar gerade eine Pause, denn die Pforte ist leider verschlossen. Ich gehe also einmal um die Kirche herum und treffe, etwas versteckt unter hohen Bäumen, auf einen sehr traurig aussehenden König.

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Die Schlacht bei Mohács 1526

Es ist eine Statue die an König Ludwig II von Ungarn erinnert. Mit nur neun Jahren wurde der junge Ludwig bereits mit Maria von Kastilien verheiratet. Beim Tod seines Vaters wurde er mit nur zehn Jahren zum neuen Herrscher und mit 16 bereits volljährig erklärt und zum neuen König gekrönt.

Ludwig II war also noch jung und relativ unerfahren, als er mit einem schlecht ausgerüsteten Herr 1526 gegen die immer weiter nach Norden vordringenden Osmanen kämpfen musste. Die Truppen des Sultans Süleymann hatten nur wenige Jahre zuvor (1521) bereits Belgrad erobert und schienen unaufhaltsam. Der junge ungarische Herrscher verlor hier nicht nur die Schlacht, sondern auch sein Leben. Er ertrank auf dem Rückzug in einem Fluss. Es war eine traumatische Niederlage für die Ungarn.

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Ungefähr einhundert Jahre lang war die Stadt unter osmanischer Herrschaft. Die Kräfteverhältnisse in Europa änderten sich. Erst 1638 konnten die Osmanen vor den Toren Wiens gestoppt und allmählich zurückgedrängt werden. 1686 verloren sie in Buda und 1687 bei Mohács entscheidende Schlachten gegen die kaiserlichen Truppen der Habsburger.

Aus der ständigen Bedrohung durch die Osmanen entstand, jedenfalls der Legende nach, auch eine besondere Art in Mohács den Karneval zu feiern.

Karneval in Mohács: Busójárás

In einer Seitenstraße entdecke ich ein kleines Museum, das Haus der Busós oder Busójárás. Bedrohlich aussehende Fratzen erwarten mich schon auf dem kleinen Hof. Doch es sind keine Monster, sondern in Schaffell gewickelte Männer mit handgeschnitzten Holzmasken, die hier als Statuen verewigt wurden. In diesem Museum werden also diese ganz besonderen Kostüme aufbewahrt, denn jedes Jahr im Februar feiert man hier in Mohács einen in ganz Ungarn berühmten Karneval.

Die nette Dame hinter dem Tresen versteht leider kein Englisch, ich spreche kein Ungarisch. Ich scheine auch die einzige Besucherin am heutigen Tage zu sein. Vermutlich kennen die Einheimischen das hier ja auch alles und Fremde verirren sich offenbar kaum hierher. Aber sie holt sofort eine andere Kollegin herbei, die mir erklärt, dass das Museum geöffnet ist und ich es gern besuchen kann. Dann öffnet die zweite Dame eine riesige Tür und knipst das Licht an.

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Ganz allein stehe ich einer wilden Horde von dreißig oder gar fünfzig dieser pelzigen Dämonen gegenüber. Ich bin umringt von Yetis. Trotz der furchterregenden Holzmasken sehen sie eigentlich aber doch ganz flauschig aus, stelle ich bei näherem Hinsehen fest. Fast alle Busójárás sind mit einer Heugabel oder irgendeinem Holzwerkzeug bewaffnet, das sie bedrohlich erheben. Einer steht sogar ganz oben auf einem Heuschober.

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Plötzlich bewegt sich etwas. Laut knarrend drehen sich vier der Busójárás auf einem Wagen stehend im Kreis. Zum Glück sind es nur diese Kostüme. Die Museumsleiterin hat irgendeinen Mechanismus betätigt, der den Umzug lebendiger erscheinen lassen soll. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wirkliche Männer in diesen Fellverkleidungen ordentlich Eindruck machen, wenn sie laut lärmend durch das Dorf ziehen.

Angeblich sollen diese Busójárás nicht nur jedes Jahr den Winter verjagen, wie das ganz ähnliche Figuren in der Schweiz, am Bodensee oder in den spanischen Pyrenäen tun. Dort gibt es nämlich ziemlich ähnliche Karnevalstraditionen. Aber hier in Mohács erinnern die furchterregenden Masken auch an die Vertreibung der Osmanen. Die sollen nämlich gedacht habe, der leibhaftige Teufel wäre hinter ihnen her, als die Busójárás im Wald auf sie zu liefen. So erzählt man sich hier jedenfalls.

Ich bedanke mich bei der netten Frau. Mehr als diesen einen Raum gibt es hier nicht.

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Infos: Sehenswürdigkeiten in Mohács

Das Wort Busójárás bedeutet so viel wie Spaziergang oder Umzug der Busós. Die Träger dieser Verkleidungen bleiben hinter den Masken unerkannt. Daher kann es während des sechs Tage andauernden Karnevals schon mal hoch hergehen. Es wird viel getrunken und gefeiert. Doch am Aschermittwoch endet schließlich das große Fest mit der Verbrennung eines Holzsargs. Warum allerdings einige Männer und Frauen beim Karneval Trachten mit verschleiertem Gesicht tragen, konnte ich leider nicht herausfinden. Möglicherweise einfach, um während der tollen Tage nicht erkannt zu werden, wie beim Karneval in Venedig? Vielleicht weißt Du das?

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Busóudvar
Mohács, Eötvös u. 17-19, 7700 Ungarn
Website:  www.mohacs.hu
Eintritt: 1.000 Forint, umgerechnet circa 3 Euro

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Kanizsai Dorottya Múzeum
Mohács, Kisfaludy u. 9, 7700 Ungarn
Website: www.kanizsaidorottyamuzeum.hu
Eintritt: 1.000 Forint, umgerechnet circa 3 Euro

Auch hier wird das Licht im Museum erst eingeschaltet, als ich meine Eintrittskarte bezahlt habe. In dem kleinen Museum bin ich dieses Mal aber nicht allein, sondern erhalte eine Begleitung. Ein netter junger Mann namens Balasch folgt mir Schritt auf Tritt. Leider spricht auch er kein Englisch und so lächeln wir uns immer mal wieder stumm aber höflich zu. Vermutlich muss der arme Kerl aufpassen, dass ich hier nichts klaue oder kaputtmache.

Insgesamt gibt es hier wesentlich mehr zu sehen als im Busoudvar Haus. Aber auch hier sind ein paar der schrecklich schönen Busójárás Masken ausgestellt. Dazu laufen youtube Filme auf kleinen alten Fernsehapparaten, die anschaulich zeigen, wie es bei so einem Karnevalsumzug in Mohács zu geht.

Außer den teuflischen Masken gibt es hier noch Infos zur Schlacht von Mohács, jede Menge Trachten verschiedener Ethnien, handgemalte Bauernmöbel und schwarze Keramik zu sehen.

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Hinweis: Mein Besuch in Mohács fand im Rahmen einer Donauflusskreuzfahrt statt, zu der ich von A-Rosa eingeladen wurde. Davon, wie es ist, auf der Donau zu schippern, erzähl ich Dir bald ausführlicher.