Nach so vielen Wochen fahren wir zum ersten Mal wieder ans Meer. Eigentlich ist es von unserem Zuhause gar nicht weit weg, doch wegen der Ausgangssperre und der Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, war es den ganzen Winter über unmöglich, am Meer spazieren zu gehen und den Wellen zu lauschen. Doch die Regeln haben gewirkt, die Zahlen sind besser geworden und die Einschränkungen konnten etwas gelockert werden. Noch müssen wir vorsichtig sein, noch gilt überall in Spanien Maskenpflicht (auch draußen!), aber wir freuen uns auf einen kleinen Ausflug an die Küste. Wie es das Schicksal will, ziehen ausgerechnet heute dicke Wolken auf. Dabei herrschte während der letzten Tage so ein frühlingshaftes Wetter! Die Vögel zwitscherten und die Bäume blühten. Nur heute grollt und grummelt der Himmel. Doch der Schatz und ich, wir lassen uns nicht abschrecken, packen die Regenjacke ein und fahren los.

Meer Costa Brava

Unser erstes Ziel heute ist Lloret de Mar. Wie in Barcelona, kommen wir auch hier an vielen geschlossenen Läden vorbei. Erst an der Strandpromenade kommt etwas Leben auf. Die Cafés haben ihre Tische und Stühle auf die Terrassen gestellt. Hier kann man mit entsprechendem Abstand unter freiem Himmel an frischer Luft einen Kaffee, ein Bier oder ein Weinchen trinken. Doch wir wollen erst ein wenig spazieren gehen. Auf dem Camí de Ronda ist nicht viel los. An den letzten Fischerbooten, die hier mit Planen geschützt oder kopfüber im Sand liegen, spazieren wir vorbei Richtung Burg und Cala dels Frares. Die Burg ist natürlich keine echte Burg, sondern das private Wohnhaus eines wohlhabenden Urlaubers, der sich das mittelalterlich wirkende Feriendomizil in den 50er-Jahren direkt an der Küste errichten lassen hat. Heute würde er dafür natürlich keine Genehmigung mehr kriegen, aber damals war das noch anders.

Iberer Lloret Meer Costa Brava(iberische Siedlung bei meinem letzten Besuch im Sonnenschein)

Direkt hinter der „Burg“ die gar keine ist, liegt übrigens eine meiner Lieblingsruinen. In den Überresten des kleinen Ibererdorfs auf dem Hügel haben Archäologen eine Hütte der frühen Küstenbewohner originalgetreu nachgebaut. Die Hütte kann man sogar betreten und sich eine gute Vorstellung davon machen, wie die Menschen damals lebten. Heute gehen wir aber nur ein Stück spazieren und hoffen, dass es nicht anfängt zu regnen, so lange wir unterwegs sind.

lloret de mar cala dels frares Meer

knorrige wurzeln Meer Costa Brava

Das Meer rauscht, ein frischer Wind weht und knorrige Bäume klammern sich mit ihren Wurzeln in die schroffen Felsen. Vor der Küste ragen große Steinbrocken wie hingestreut aus dem Wasser. Wie sehr habe ich das hier vermisst. Ich atme tief ein. Es tut so gut, das Meer zu sehen, zu hören und zu fühlen.

Meer Costa Brava

Zum Mittagessen fahren wir weiter ins Mooma, eine Sidreria in der Nähe von Toroella de Montgrí. Schon bald kommt der graue Berg in Sicht. Unverkennbar überragen die Reste der Burg auf dem kahlen Hügel die Landschaft. Rings um uns herum breiten sich auch schon die Obstplantagen aus, auf denen viele leckere Apfelsorten wachsen. Jetzt ist es noch zu früh, aber bald wird hier wieder alles in ein Meer aus weißen Blüten getaucht sein. Über uns ziehen sich die Wolken zu einer fast schon dramatisch anmutendem Szenerie zusammen. Ein paar vereinzelte Regentropfen fallen herab. Aber noch können wir draußen sitzen.

Montgrí

Mooma

Statt der üblichen Speisekarte gibt es einen QR Code, mit dem wir die Auswahl der Gerichte corona-konform auf dem eigenen Handy nachlesen können. Wir bestellen natürlich den leckeren Sidre, hausgemacht. Dazu gönnen wir uns ein buntes Trio aus Auberginen-, Rote Beete- und Kichererbsenmus und einen Salat. Als Hauptgang nehme ich einen Tortillakuchen nach dem Rezept von Oma Flavia und Michi nimmt Fleisch. Es schmeckt wie immer köstlich und wir stopfen uns hungrig die Bäuche voll. Nicht mal mehr ein Nachtisch passt heute rein. (Was ich hier sehr empfehlen kann, ist der Apfelkuchen!)

Mooma vegetarisch essen costa brava

scahtzDer Schatz ist beim Essen sehr konzentriert 😉 

Unsere letzte Station heute ist Roses. Den Nachmittag verbringen wir mit Blick auf den Hafen, wo es noch nach Fisch und echten Fischerbooten riecht. Die Tramontana hat die Regenwolken beiseite gefegt, doch der Wind bläst so heftig und kalt, dass wir uns bald an den kuscheligen Kamin zurückziehen.

Roses Meer Costa Brava