Es ist das erste Mal in diesem Jahr, dass ich auf der engen Straße nach Cadaqués fahre. Wie eine feine Schnur schmiegt sich der Weg an die Hügel und schlägt hinter jeder Kurve schon wieder die nächste Schleife. Auch wenn manch einem hier schwindelig wird, ich fahre gern hier lang, denn irgendwie entschleunigt mich diese Straße durch die Berge.
Im Gegensatz zu anderen Jahren ist in diesem Sommer nicht viel los in Cadaqués. Natürlich haben ein paar französische Touristen wie immer den Weg hierher gefunden, aber es ist längst nicht so viel, wie in anderen Augustmonaten. Auf der Terrasse des Casinos finden wir sofort einen freien Tisch und genießen erst mal die frische Brise.
In dem hübschen Gassengewirr der Altstadt haben einige Bougainvillea schon ihre Farbe verloren. Manche leuchten noch rosa, lila und purpurfarben, doch andere sind von der Hitze schon ziemlich trocken. Die holprigen mit Stein gepflasterten Gassen sind trotzdem wunderschön. Wir gehen bis zur Kirche hinauf und genießen die Aussicht.
Dann endlich steuere ich auf den Laden zu, den ich schon seit zwei Jahren besuchen will: S’Espardenyes. Ich bin zwar absolut kein Shopping Typ, aber bei espardenyes werde ich einfach immer schwach. Ein bordeauxrotes Paar schafft es auf Anhieb mich zu überzeugen und landet in meinem Rucksack. Ich muss mich schwer zusammenreißen nicht auch noch andere Farben zu kaufen. Doch wir wollen ja noch weiter, und zwar in eine Ausstellung.
Das Wohnhaus des Surrealisten in Portlligat und das Museum in Figueres kennen viele Urlauber. In Cadaqués gibt es aber auch eine Sammlung von Grafiken Salvador Dalís, die sich ausschließlich seiner Auseinandersetzung mit der Literatur widmet. Dalí hatte in seinem Haus immerhin über 4.000 Bücher gesammelt. Die Ausstellung im Espai Dalí zeigt auf drei Etagen, wie er diese Welt der Geschichten in seinen eigenen Werken verarbeitet hat.
Ein großer Wandteppich erinnert an Dalís bekanntes Bild „La persistència de la memòria“ mit den verlaufenden Uhren, die übrigens alle die mystische Stunde kurz vor sechs anzeigen. Ein anderer Teppich stellt eine Skizze Dalís zu Don Quijote dar. Ob Dalí sich wohl, ähnlich dem Ritter von der traurigen Gestalt, unverstanden und gegen Windmühlen kämpfend sah? Irgendwie hatte sein Leben ja trotz aller Extravaganzen der Glitter- und Glamourwelt auch sehr traurige Züge. Dalí hatte geradezu panische Angst vor dem Alter und dem Tod. Viele krabbelnde Ameisen, ein immerwiederkehrendes Symbol auch in den Grafiken, stellen in seinen Bildern Tod und Verwesung dar.
Anfangs hat Dalí offenbar viel mit Drucken gearbeitet, eine Technik die er später noch mit Aquarellen und Collagen verband. Doch Gala, seine Frau und Managerin, war überzeugt, dass sich Ölgemälde wesentlich besser verkaufen lassen. Seit Dalí Gala kennengelernt hatte, malte er daher nur noch in Öl auf Leinwand.
Ziemlich schonungslos legt Dalí in seinen Bildern eine ziemlich sonderbare Beziehung zur Sexualität offen. Verschrobene Darstellungen von weiblichen Körpern und phallische Figuren zeigen die Phobien und Komplexe des extrovertierten Künstlers. Dalí scheint seine Ängste und Obsessionen geradezu zu zelebrieren.
Die Werke hier drehen sich allesamt um Dalís Wahrnehmung der Literatur. In ganz unterschiedlichen Techniken hat er seine Version der Geschichten von Alice im Wunderland, Cervantes Don Quijote, Marquis de Sade, Dante Alighieris Göttlicher Komödie, Tristan und Isolde oder der Bibel in Bildern festgehalten.
Infos zum Nachreisen
S’espardenyes
Carrer del Dr. Callís, 16
17488 Cadaqués
Expo Dalí Cadaqués
Santa Margarida 24
17488 Cadaqués
Website www.expodalicadaques.com
Tipp für Schleckermäulchen:
La Mallorquina – nur dort gibt es die orginalen, megaleckeren Taps de Cadaqués
(offiziell heißt die Pastisseria jetzt Can Cabrisas)
Plaça Doctor Trèmols, 8
17488 Cadaqués
Manchmal kann es passieren, dass die taps ausverkauft sind, wenn man zu spät kommt. Sie werden jeden Tag frisch gemacht, aber wenn man nur einen Tag in Cadaqués ist, sollte man sich vorher eine Kiste reservieren! ( Verkauf in kleinen Pappschachteln)
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