Der Rauch der verbrennenden Kiefernnadeln ist ziemlich streng. Das mögen die Bienen offenbar nicht besonders. Pierre sagt, es soll sie beruhigen oder verscheuchen. Pierre ist Belgier und arbeitet im Honigmuseum von Mel de Muria, einem der größten Honighersteller Kataloniens.
Mit meinem dicken, weißen Ganzkörperanzug tapse ich etwas tollpatschig hinter Pierre her. Ich sehe aus wie ein echter Imker, oder wie ein Astronaut. Na ja der Helm ist schon anders. Statt eines spacigen Weltkraumkäppis trage ich einen Hut mit Netz.
Pierre pustet etwas Rauch auf einen der Bienenstöcke. Um uns zu zeigen, wie die Bienen den Honig machen, will er einen davon öffnen. Die ersten Bienen summen genervt davon. Am Eingang der kleinen Kiste herrscht reges Treiben. Die Bienen kommen und gehen, beziehungsweise fliegen. Pierre zieht einen Holzrahmen heraus. Die kleinen Flügeltierchen haben hier schon fleißig Waben gebaut. Aber noch sind die Waben leer und müssen erst mit Nektar und Blütenpollen gefüllt werden.
In der nächsten Schublade sieht das schon anders aus. Wieder krabbeln die emsigen kleinen Tierchen scheinbar chaotisch übereinander und hin und her. Pollen und Nektar werden von eifrigen Arbeiterinnen auf die Waben verteilt.
Die Bienenkönigin
Pierre entdeckt die Königin. Sie trägt eine weiße Krone, oder besser gesagt ist sie mit einem weißen Punkt vom Imker markiert worden, damit er sie in dem Gewusel schnell wiedererkennt. Ich hatte mir die Bienenkönigin wesentlich größer als die anderen Bienen vorgestellt. Schließlich muss sie ja bis zu zweitausend Eier an einem Tag legen, denn als Königin ist sie die einzige geschlechtsreife Biene im ganzen Stock.
Drohnen findet Pierre hier keine mehr. Die sind schon alle verjagt oder umgebracht worden, meint er nur lakonisch. “Wie, umgebracht?“, frage ich erschrocken. Dass die Drohnen nicht sonderlich nützlich sind, außer einmal in ihrem Leben die Königin zu befruchten, weiß ich ja. Aber muss man sie deswegen gleich umbringen?
Scheinbar ja. Denn die aus den unbesamten Eiern entstandenen, plumpen Drohnen sind nach dem Begattungsakt komplett unnütz für das Bienenvolk. Die Geschlechtsteile der Drohnen bleiben irgendwie im Geschlechtsvorhof der Königin stecken, sodass sie nicht mehrmals ihrer einzigen Pflicht nachkommen können. Zum Nektar sammeln taugen sie offenbar auch nicht, also ist es für die restlichen Bienen einfach total unwirtschaftlich, diese überflüssigen Männchen durch den Winter zu füttern. Ganz schön hart, oder?
Honig mit Rosmaringeschmack
Die Herstellung von Honig gehört wie Wein, Oliven und natürlich Reis, zu dieser Gegend dazu. Rosmarin und Orangenbäume wachsen überall in der Landschaft. Ideale Voraussetzungen für einen besonders leckeren Honig.
Pierre erklärt uns, dass diese Bienenstöcke wandern. Mal werden sie in der Nähe von Rosmarin aufgestellt, dann an einem Ort mit vielen Orangenbäumen, je nachdem, wie der Honig, den die Bienen produzieren, eben schmecken soll. Sogar bis in die Pyrenäen werden die kleinen Bienchen manchmal gebracht.
Plötzlich bricht etwas mit lautem Knacken durch das Gebüsch. Eine Ziege mit megabreiten Hörnern lugt durch das Gestrüpp. Eine ganze Meute folgt ihr. Glöckchen bimmeln und Äste rascheln. Immer mehr Ziegen tauchen nur wenige Meter vor uns und den Bienen auf. Ein Ziegenhirte führt seine Herde durch den Wald. Er ruft uns etwas zu. Aber bei dem Krach verstehe ich kein Wort. Wahrscheinlich wollte er uns nur begrüßen. Die Ziegen ziehen weiter und ich wende mich wieder den Bienen zu.
Mittlerweile hat Pierre alle Kästen überprüft und die Bienen summen und brummen rund um uns herum. Eine setzt sich sogar frech auf meine Kamera und will da auch gar nicht mehr weg. Hinterher ist die Stelle, an der sie gesessen hat ganz klebrig! Überhaupt ist das Fotografieren mit Imkeranzug gar nicht so leicht. Das Netz vor den Augen geht ja noch, aber mit den fetten Handschuhen treffe ich kaum einen Knopf an der Kamera.
Wenigstens bin ich in meinem Astronautenoutfit perfekt geschützt. Für den Fall, dass eine der Bienen echt sauer sein sollte und auf die Idee käme, mich stechen zu wollen, müsste sie mich erst mal kriegen. Zum Glück sind Pierres Bienen aber alle sehr friedlich. Ob das vielleicht doch an dem Kiefernnadelrauch liegt? Vielleicht sollte ich das zu Hause auch mal ausprobieren, um meine wilde Meute zu beruhigen.
Nützliche Infos zum Thema Bienen und Honig :
Bienen gehören zu den wichtigsten Nutztieren, die wir haben. Sie bestäuben die meisten der Pflanzen, die wir zum Leben brauchen. Doch leider sind sie vom Aussterben bedroht. In diesen Artikeln aus „Nachhaltig sein“, „GEOlino“ und „bee-careful“ geht es darum, wie wichtig die Bienen für unsere Welt sind:
www.bee-careful.com
nachhaltig-sein.info
www.geo.de
Die Firma Mel Muria ist der größte Honighersteller Kataloniens. Das Honigmuseum gibt es seit 1999. Ein Video wird gezeigt, und man läuft durch eine kleine Ausstellung, danach geht es zu den Bienenstöcken.
Honig Museum
Mel Muria
Avinguda Catalunya, 23
43519 El Perelló / Tarragona
Website: www.melmuria.com
Dieser Artikel entstand im Rahmen des Blogtrips Catalunya Experience.
Ich hätte auch gedacht, dass die Königin wesentlich größer sei…
Theoretisch sie ist ja schon größer als die anderen Bienen, aber gerade die Könign in dem Stock, den Pierre uns gezeigt hat, war wohl entweder noch sehr jung oder mir ist mit einem ungeübten Auge der Unterschied in dem Gewusel da einfach nicht aufgefallen …