Reis so weit das Auge reicht. Im Ebrodelta erstrecken sich die Reisfelder links und rechts der Wege durch die Ebene, egal wohin man schaut. Flaches, grünes Land. Manchmal reflektiert das Wasser das Sonnenlicht. Dann glänzt und glitzert es zwischen den Pflanzen.

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Schon seit dem siebzehnten Jahrhundert wird hier Reis angebaut. Das ursprünglich eher unwirtliche Sumpfgebiet machte es den ersten Bauern, die sich hier niederließen nicht leicht. Allerdings noch nicht so extensiv wie heute. Erst mit dem Bau von Kanälen und dem Anlegen von Bewässerungssystemen im achtzehnten Jahrhundert entstanden mehr und mehr Reisfelder. Heute machen sie insgesamt Dreiviertel der Fläche des gesamten Ebrodeltas aus. Der Reis entwickelte sich zu einem immer wichtigeren Teil der Landschaft und der Kultur der Menschen. Weil die Bedingungen im Sumpfgebiet des Ebrodeltas wie geschaffen für den Anbau dieses Getreides sind, wird von hier aus ganz Spanien mit Reis versorgt.

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Reisfest in Sant Jaume d’Enveja:

In dem kleinen Dörfchen Sant Jaume d’Enveja gibt es ein alljährlich stattfindendes Reisfest. Die Leute kommen aus der ganzen Umgebung, Familien mit Kindern, Alte und Junge, um hier zu essen und zu feiern. An Marktständen werden regionale Produkte angeboten. Und natürlich Reis. Viele Leute haben sich extra in traditionelle Trachten geworfen. Lange Kleider und Strohhüte bestimmen das Bild.

Der Höhepunkt, auf den alle gespannt warten, ist das Reispflanzen. Die Pflanzer, alle über sechzig, stärken sich noch mit einem deftigen Frühstück, bevor das große Schaupflanzen losgeht. Auch die Zuschauer dürfen ordentlich zulangen. Ein traditionelles Frühstück im Ebrodelta ist ziemlich gehaltvoll: Große Teller mit frisch gebratenem Fleisch und Würsten werden serviert. Eine besondere Spezialität ist die Reisblutwurst. Baldana d’arros, wie mir Gemma, die neben mir an einer der langen Bänke sitzt, erklärt, enthält diese Blutwurst Speck, Schweineblut, Pinienkerne und Reis. Ich habe zum Glück schon Kaffee und Croissant gefrühstückt, denn Blutwurst auf nüchternen Magen ist vielleicht doch nicht so das Richtige für mich.

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Bevor die Reispflanzer in ihren Pferdekarren angefahren kommen, ist noch ein wenig Zeit. Ich habe Boote auf einem kleinen Kanal entdeckt. Barcas de perchar heißen diese schwarzen, schweren Nachen, die mit einem an die drei Meter langen Stock gesteuert werden und extra für flache Gewässer geschaffen sind. Ich vertreibe mir die Zeit und probiere aus, ob ich mich mit diesem Boot fortbewegen kann. Das ist gar nicht so leicht! Wie ein Gondoliere in Venedig, versuche ich durch die Reisfelder zu schippern. Der Wind ist zwar total angenehm, macht mir das Navigieren aber nicht gerade leichter. Es macht total Spaß! Vor allem als Joan mir vormacht, wie es richtig geht. Joan scheint ein echter Eingeborener zu sein. Er bewegt den schwerfälligen Kahn mit einer Leichtigkeit, als wäre er aus Papier.

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Dann ist es so weit. Die Pferdekarren der Pflanzer kommen angefahren. Als Erstes trabt ein Pferd mit einem Karren in das Feld, das knöcheltief unter Wasser steht. Guillem, ich nenne ihn jetzt einfach mal so, weil ich leider seinen Namen vergessen habe, ist einer der ältesten Reispflanzer. Er ist bestimmt schon an die neunzig Jahre alt und total gut drauf. Das ist heute sein Tag. Sein ganzes Leben lang hat er Reis gepflanzt, erzählt er stolz und zeigt mir seine weißen Unterschenkel. Die kommen wohl davon, dass er immer im Wasser gestanden hat. Eine Art Taschentuch, das er am Gürtel stecken hat, schwenkt er auch, aber wozu das gut ist, habe ich noch nicht herausgefunden.

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Die Reispflanzer machen sich sofort an die Arbeit. Gebeugt, mit krummen Rücken, stehen sie zwischen den grünen Reisbüscheln. Zuerst ziehen sie nämlich die ganz kleinen, frischen Reispflanzen aus dem Wasser, bündeln sie und werfen sie auf einen Haufen. Ein kleiner Junge hilft, die Büschel auf den Karren zu laden. Früher mussten auch die Kinder bei solchen Arbeiten schon mit anpacken. Das Pferd bringt die gesammelten Reispflanzen dann an eine andere, unbepflanzte Stelle, an der andere Pflanzer den Reis mit wesentlich mehr Abstand wieder einpflanzen. Ich weiß nicht, wie die Leute es schaffen, den ganzen Tag in dieser Haltung zu arbeiten. Meinen allerhöchsten Respekt vor dieser Knochenarbeit!

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Naturpark Ebrodelta:

Während das Pflanzen noch eine Weile weitergeht, leihen wir uns Fahrräder und machen eine Tour durch den Naturpark des Ebrodeltas. Viele Vögel brüten und rasten hier. Manche der Zugvögel überwintern auf dem Weg nach Nordeuropa sogar in diesem riesigen Feuchtgebiet. Es zwitschert und piepst überall am Wegesrand. Sonst hört man keine Geräusche. Aus der Ferne kann ich Flamingos sehen, die weit hinten im Wasser stehen. Für echte Ornithologen gibt es hier viele seltene und interessante Vögel zu entdecken, aber für mich sind diese rosaroten Flamingos der absolute Star des Deltas. Schade, dass sie nicht näher am Weg sind.

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Infos zum Ebrodelta:

Das Ebrodelta ist eines der größten Deltas am Mittelmeer. Nur das Nildelta ist noch größer. Es erstreckt sich über 320 Quadratkilometer und entstand vor ungefähr 4.000 Jahren. Das Delta besteht aus Strand, Dünen, kleinen Süßwasserlagunen und dem Sumpfgebiet (auf Katalanisch Aiguamolls). Heute werden rund 75% der Fläche landwirtschaftlich genutzt, ca. 5% sind bebaut und nur noch 20% des Ebrodeltas sind Naturlandschaft.

Website Sant Jaume d’Enveja:  www.santjaumeturisme.cat

Website Parc natural Delta de l’Ebre: www.catalunya.com/parc-natural-del-delta-de-lebre

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Dieser Artikel entstand im Rahmen des Blogtrips Catalunya Experience.