Früher einmal soll der Pedraforca ein Berg wie jeder andere gewesen sein. Auf seinem ganz “normalen” Gipfel soll eine Burg gethront haben, sagt die Legende. Dort lebte und herrschte ein weiser alter Mann über die umliegenden Täler. Er war ein gerechter Herr und alles war soweit in Ordnung. Doch dann kam eines Tages ein Fremder, ein Neuling, der sich auf der Burg einschlich und einen schlechten Einfluss auf die Bewohner dort hatte.
Es dauerte nicht lange und der Burgherr wurde immer ehrgeiziger und grausamer. Er war ungerecht und behandelte die Menschen in den Dörfern schlecht. Doch die Anwohner der Täler waren wütend und wollten sich das nicht gefallen lassen. Also baten sie eine weise alte Frau aus dem Wald um Hilfe. Die Alte gab den Leuten einen Rat. Sie sollten aufrichtig und inbrüstig um die Hilfe der Engel beten. Danach sollten sie sich in ihrem Häusern einschließen, die Türen verbarrikadieren und auf gar keinen Fall, nachsehen was draußen los sei. Egal wie laut und schrecklich die Geräusche auch sein mögen.
Und so kam es dann auch. Die Leute beteten und gingen wie befohlen nach Hause. Um Mitternacht ertönten schließlich die ersten unheimlichen Geräusche. Sie kamen oben von der Burg. Die Engel waren mit Feuerschwertern vom Himmel gekommen und kämpften gegen den Teufel selbst. Er war es nämlich, der schlechten Einfluss auf den Burgherrn gehabt hatte.
In die wütenden Schreie des Teufels mischten sich bald andere Geräusche: Die Mauern rissen ein und die Burg stürzte in sich zusammen. Drei Tage und drei Nächte bebte die Erde. Ein dichter Nebel legte sich über den Gipfel des Pedraforca. Als endlich Ruhe eingekehrt war und der Nebel sich verzog, war der Gipfel gespalten wie die Gabel des Teufels. Die Engel hatten die Ritter gerettet. Doch weil die Männer so feige gewesen und dem Teufel gefolgt waren, bestraften sie sie. Ihnen würde ihre Schuld erst verziehen werden, wenn ein neuer Turm stehe. Seither hören die Leute in den Tälern rund um den Pedraforca des nachts, wie die Ritter die Steine den Berg hinauf transportieren…
Die Legende des Teufels ist nur eine der Geschichten, die man sich über diesen Berg mit dem gespaltenen Gipfel erzählt. Viele Leute glaubten früher, dass sich die Hexen oben auf dem Pedraforca zum Tanz auf dornigen Ginsterbüschen treffen. Diese „Walpurgisnacht“ der Pyrenäen fällt allerdings nicht auf die Nacht zum ersten Mai, wie bei uns. Hier tanzen die Hexen zu Sant Silvestre, also am 31. Dezember.
Der Pedraforca ist immerhin 2.500 Meter hoch und liegt im Naturpark Cadí-Moixeró. Weil er relativ „leicht“ aussieht, wird auch von nicht so erfahrenen Bergwanderern sehr gern bestiegen. Doch man sollte schon vorsichtig sein, denn auch dieser Berg hat es in sich. Ausflügler mit Flipflops haben hier wirklich nichts verloren. Außerdem kann das Wetter sich hier oben manchmal sehr schnell ändern und bei einem Gewitter ist es nicht gerade angebracht, auf einem der Gipfel zu wandern.
Es gibt zwei klassische Wanderrouten, die eine führt in 5 bis 6 Stunden rund um den Pedraforca herum und ist circa 20 Km lang. Die andere Route überquert den Pedraforca vom Mirador de Gresolet aus. Über das Refgui Estasen geht es zum Coll del Verdet und der Abstieg erfolgt über die Tartera. Für diese etwas über 9 km lange Strecke braucht man zwischen 4 bis 6 Stunden. Die Route kann man sich auf ca.wikiloc.com/rutes-senderisme/pedraforca-ruta-classica vorher downloaden.
Vor ein paar Wochen erst haben Lina und Andreu den Pedraforca bestiegen. Seither weiß ich, dass es wichtig ist zu wissen, wo man die Wanderung anfängt. Der Wanderweg über den Pedraforca ist eine Art Einbahnstraße, den man nur auf einer Seite erklimmen kann. Wenn man falsch herum läuft, steht man irgendwann vor den steilen Felsen.
Übrigens: Pedra bedeutet auf Katalanisch Stein und forca ist die Gabel. Übersetzt heißt Pedraforca also Steingabel.
Ganz in der Nähe des Pedraforca liegen Gósol und Bagà, zwei wirklich tolle Pyrenäendörfer mit einer ganz besonderen Geschichte! In Bagà liegt auch das Tourismusbüro für den Naturpark Cadí-Moixeró.
Oficina de Turisme Infostelle Naturpark
Carrer la Vinya, 1
08695 Bagà
Website parcsnaturals.gencat.cat
Die Gebirgszüge Serra de Cadí und Serra de Moixeró gehören geologisch gesehen zu den Pyrenäen. Sie verlaufen als Vorpyrenäen parallel zum Hauptgebirge.
Dieser gespaltene Gipfel lädt ja geradezu ein, sich irgendwelche Geschichten und Legenden darüber auszudenken. Ich liebe solche magischen Orte! Danke für den schönen Einblick.
gerne 🙂