Auf der anderen Seite der Pyrenäen sind die Berge plötzlich grüner, die Hügel weicher und sogar die alten Häuser wirken jenseits der Grenze viel schöner. Wir sind im Béarn, einem der hintersten Winkel Frankreichs, dort, wo die Weine des Jurançon wachsen. Die Landstraßen sind ruhig und menschenleer. Rehe grasen am Waldesrand, Wasser plätschert aus frischen Quellen. Wir fahren durch winzige Dörfer bis wir die Domaine Cabarrouy erreichen. Benannt wurde das Weingut übrigens nach der okzitanischen Bezeichnung des beinah ausgestorbenen Bartgeiers, der hier in den Bergen inzwischen aber schon wieder seine Kreise zieht.
Auf einer alten Bank unter einem schattigen Baum sitzen wir gemütlich, kosten die Weine und plaudern mit den Weinbauern. Patrice und die aus Berlin stammende Freya haben sich vor dreißig Jahren in dieses Stück Land verliebt und hier ihren Traum verwirklicht. Das damals heruntergekommene Gebäude haben sie von Grund auf renoviert und neue Weinstöcke angelegt. Doch die Arbeit hat sich gelohnt. Das hübsche Bauernhaus erstrahlt in neuem Glanz und malerisch erstrecken sich die Reben direkt vor der Tür.
Das Weinanbaugebiet Jurançon ist eine AOC (geschützte Herkunftsbezeichnung) und erstreckt sich auf insgesamt nur 1.000 Hektar. Es liegt südlich von Pau, am Fuße der Pyrenäen, wo das ozeanische Klima von den Bergen und den kalten Nächten im Frühjahr beeinflusst wird. Nach der Plage der Reblaus, die im neunzehnten Jahrhundert fast alle Weinbauern diesseits und jenseits der Pyrenäen in den Ruin stürzte, dauerte es eine ganze Weile bis sich die Weingüter wieder erholt hatten. Die Jurançon Weine waren inzwischen aus der Mode gekommen. Erst vor ein paar Jahrzehnten, ließen junge engagierte Weinbauern wie Patrice und Freya, die alten autochthonen Trauben wieder aufleben. Das Jurançon erlebte eine echte Renaissance, sodass es heute wieder qualitativ hochwertige Jurançonweine gibt.
Auf 5,5 Hektar machen Freya und Patrice alles allein. Auch die Weinlese erfolgt von Hand. Die meisten Weingüter des Jurançon sind recht klein und produzieren wenige, aber ganz spezielle Weißweine. Auf der Domaine Cabarrouy bauen sie die beiden Traubensorten Gros Manseng und Petit Manseng an, mit denen insgesamt fünf ganz unterschiedliche Weine produziert werden. Die Jurançon Weine haben alle eine gewisse Süße sind dabei aber gleichzeitig sehr angenehm erfrischend. Patrice zeigt mir die ersten, noch winzigen Trauben, die bereits an den Weinstöcken wachsen. Die verbliebenen Blüten verbreiten einen sehr feinen, überraschend leckeren Duft!
Im sechzehnten Jahrhundert hatten die süßen Weine besonders am königlichen Hofe einen guten Ruf und sollen die Lieblingsweine Henri IV, eines in Pau geborenen Königs Frankreichs, gewesen sein. Angeblich sollen die ersten Tropfen eines Jurançon seine Lippen berührt haben, nachdem sein Großvater, wie es sich für eine traditionell biarnesische Taufe gehört, die Lippen des Kindes mit Knoblauch eingerieben hatte.
Die neugierige Hündin „Nice to meet you“ tollt zwischen Freya und Patrice herum. Dieses Weingut inmitten der Berge verströmt so viel Liebe zur Natur, dass wir am liebsten direkt hier bleiben würden. Es ist so gemütlich mit den sympathischen Weinbauern, dass wir uns nur ungern erheben, um unsere Fahrt fortzusetzen. Viel lieber würden wir noch ein Weilchen im Schatten sitzen und den Blick auf die Weinstöcke genießen.
Infos Jurançon und Domaine de Cabarrouy
Von Spanien aus über die Pyrenäen kommend, fahren wir zunächst durch den kleinen Ort Oloran-Sainte-Marie, bis wir nach circa 10 KM von der Landstraße in ein Wäldchen abbiegen. Bei der Hitze fühlt sich die frische Luft im Schatten der Bäume wie ein Bad im Wald an.
Freya Skoda und Patrice Limousin
Domaine de Cabarrouy
Chemin Cabarrouy – Route d’Oloron
64290 Lasseube
Tel: 00 33 (0) 5 59 04 23 08
Auf der Website www.cabarrouy.com, die es auch auf Deutsch gibt, kannst Du alles genau nachlesen und sogar ein paar Videos anschauen.
Hinweis: Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Pressereise der Region Nouvelle Aquitaine. Unsere Meinung ist davon in keinster Weise beeinflusst.
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