Als ich in Figueres aus dem Zug steige, entdecke ich auf dem Boden vor dem Bahnhof eine Ameise. Gerade erst frisch eingeweiht ist diese neue Ruta Dalí mit den Ameisen als Wegweiser. Seit ein paar Tagen führen rund vierzig in den Boden eingelassene Plaketten zu den wichtigsten Gebäuden der Stadt, zum Dalí Museum, zum Geburtshaus Salvador Dalís oder auch zum Spielzeugmuseum.
Viele Leute kommen nur nach Figueres, um das Museu-Teatro zu sehen. Selbst von Barcelona aus wird der Besuch des Dalí Museums als Tagesausflug angeboten. In den achtziger Jahren wurde das ehemalige Theater der kleinen Provinzstadt, unter den wachsamen Augen des surrealistischen Künstlers, in ein Museum umgewandelt. Längst schon ist es zum Hauptanziehungspunkt der Touristen geworden.
Ich weiß, Dalí ist einer der wichtigsten spanischen Künstler und er war wirklich etwas Besonderes. Aber sorry, ich persönlich mag ihn nicht so wirklich, trotz seiner genialen Werke.
Was Du in Figueres alles machen kannst, wenn Du das Dalí Museu schon kennst oder mal was anderes sehen willst
Ich mag Figueres eigentlich jedes Jahr mehr, weil es so herrlich normal und entspannt ist. Figueres ist weder hipp noch angesagt. Nicht mal ein Geheimtipp. Hier leben einfach ganz normale Leute ihren ganz normalen Alltag. Bis auf die permanente Menschentraube rund um das Dalí Museum eben. Andere „spektakuläre Highlights“ gibt es auch nicht. Aber dafür findest Du in der Altstadt ganz viele angenehm unspektakuläre Ecken, ein paar sehr nette Museen, in denen Du nie Schlange stehen musst und niedliche Cafés, in denen Du sogar veganen Brunch bestellen kannst.
Museu del Joguet de Catalunya
Das Spielzeugmuseum liegt in einer Seitenstraße der Rambla. Im Eingangsbereich erinnert mich eine roboterartige Figur ein bisschen an den Zauberer von Oz. Hoch über mir schwebt ein kleiner Bär seiltanzend durch das Treppenhaus. Bunte Lichtpunkte tanzen zu einer fröhlichen Melodie, die dezent aus irgendeinem Lautsprecher erklingt.
Auf drei Etagen stapeln sich hier Spielsachen der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte. Für Kinder ist das kleine Museum vermutlich gar nicht besonders spannend. Hier blinkt und blitzt es nicht und man kann nicht irgendwelche Knöpfe drücken. Aber nostalgische Erwachsene kriegen dafür umso größere Augen. Die obligatorische Spielzeugeisenbahn ist vorhanden, jede Menge Blechautos und Puppen der Jahrhundertwende, sogar eine Vitrine mit Robotern im futuristischen Retro-Style (oder ist das Retro-Futuristisch?) gibt es zu bestaunen.
Natürlich gab es in früheren Zeiten auch das passende Spielzeug, um die lieben Kleinen auf ein Leben als Priester oder Soldat vorzubereiten. Mit den passenden Puppen und Zubehör in Miniaturausgabe durften sie „Krieg“ oder “Kirche“ spielen. Klingt heute absolut schräg, aber war vor nicht mal hundert Jahren offenbar absolut normal.
Mir fällt die große Sammlung eines ganz klassischen Tischspiels auf: El juego de la oca oder le Jeu de l‘Oie. Das ist hier mindestens so wichtig wie bei uns das Mensch-Ärgere-Dich-Nicht. Das Gänse-Spiel ist ein echter Evergreen unter den Tischspielen und dürfte hier bis heute in jedem Haushalt zu finden sein – wetten?
Museu del Joguet de Catalunya
Carrer de Sant Pere, 1
17600 Figueres
Website: www.mjc.cat
Museu de l‘Empordà
Nur wenige Schritte weiter, ebenfalls an der Rambla, liegt ein kleines Kunst-Museum. Das Museu de l‘Empordà zeigt neben den permanenten Exponaten gerade eine Ausstellung zum Thema Kunst im Exil. Zusammen mit dem MUMA in La Jonquera hat man die Werke verschiedener Künstler zusammengetragen, die während oder am Ende des Spanischen Bürgerkriegs vor den Truppen Francos geflohen sind und im Exil leben mussten. Manche von ihnen haben die furchtbare Zeit in den Konzentrationslagern direkt hinter der Grenze in Zeichnungen festgehalten. Andere haben den Schrecken und das Grauen der Flüchtlinge erst später in Bildern festgehalten.
Trotz dieser schlimmen Erfahrungen von damals gibt es leider auch heute noch Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen müssen. Es ist echt unglaublich. Wir scheinen irgendwie nichts dazulernen.
Die Ausstellung „Art i exili. Artistes de l’exili català del 1939“ geht noch bis April 2020.
In den oberen Etagen sind vorwiegend Werke katalanischer Künstler aus dem neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert zu sehen. Mitten im Saal steht eine beeindruckende Skulptur von Miquel Blay: Eclosió (erblühende Liebe). Das Original aus Marmor steht in Museu de la Garrotxa in Olot. Die Version hier in Figueres ist aus terrakottafarben bemaltem Gips. In Barcelona kannst Du übrigens eine andere berühmte Skulptur Blays sehen: Els primers freds.
Schön finde ich die Himmelsbilder von Daniel Lleixà i Borràs, der sich nach dem Ende des Franco Regimes in der Gegend von Figueres niedergelassen hat. Vielleicht weil der Himmel im Empordà ihn so verzaubert hat?!
Daniel Lleixà i Borràs „Quadern momentani“ 1983
Museu de l‘Empordà
La Rambla, 2
17600 Figueres
Website www.museuemporda.org
Auf der Plaça del Gra, einem der vielen Plätze in Figueres, entdecke ich noch etwas Tolles. Es ist nicht etwas Nessi, das Seeungeheuer, das hier aus dem Asphalt hervorragt, sondern der traditionelle Drache, den der katalanische Nationalheld Sant Jordi der Legende nach besiegt. Und genau der eilt auch schon herbei. Muskulös und mit seinem Schwert bewaffnet, nähert er sich dem Ungeheuer…
(Skulptur Sant Jordi i el Drac 2011 Mercé Ribá)
Geburtshaus Dalí
Nette Cafés in der Altstadt von Figueres
Zwei sehr nette und noch relativ neue Cafés sind übrigens das Urban und das Savage in der Altstadt. Im Urban gibt es mega leckere Vollkornkekse, vegane Burger, poke bowls, Müsli mit frischen Früchten … und ganz viele andere gesunde Sachen, die aber wirklich gut schmecken.
Urban Coffee Brunch
Carrer Joan Maragall, 11
17600 Figueres
insta @urbancoffeeandbrunch
Ähnlich gesund, mit veganen Optionen, ist das Savage aufgestellt. Dieses Mal hatte ich leider nur Zeit für einen Kombucha Tee, aber nächstes Mal bleibe ich garantiert zum Essen in Figueres!
Savage
C/Moreria 5
17600 Figueres
insta @savagebrunch
Website www.savagebrunch.com