Dolors ist total verliebt in diese alte Siedlung der Iberer. Als sie mich entdeckt, kommt sie strahlend auf mich zu. “Das ist schon ein besonderer Ort hier” begrüßt sie mich und weist mit einer weiten Armbewegung auf die Ruinen vor uns. Ihre gute Laune ist total ansteckend. Alte Geschichten, Mythen und Legenden liebe ich ja sowieso. Aber noch spannender ist es natürlich, etwas über Völker wie die Iberer, zu erfahren, von denen wir relativ wenig wissen. Ihre Schrift konnte bis heute nicht entschlüsselt werden! So eine große, gut erhaltene Siedlung wie diese hier, bei dem Dörfchen Arbeca, ist also ein wahrer Schatz, nicht nur für Archäologen.

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Gleich bei meiner Ankunft stehe ich vor einer Statue, die wie zur Begrüßung am Eingang des Geländes auf einem kleinen Podest thront. Es ist ein Krieger, mit Speer, Schild und Helm, der aussieht, als würde er Wache stehen und seine Stadt vor ungebetenen Gästen beschützen wollen.

Ich staune, wie gut erhalten die Ruine der Iberersiedlung ist, wie viele Mauern und Steine die Archäologen hier aus dem Boden gezaubert haben. Schließlich weiß man relativ wenig über die Menschen, die viele Jahrhunderte vor Christus die Iberische Halbinsel besiedelten. Bis heute sind die Iberer irgendwie legendär und geheimnisumwoben. Fest steht jedoch, dass es verschiedene Stämme gab, wie die Indigets, die bei Ullastret an der Costa Brava siedelten, die Laietans, die in der Gegend um das heutige Barcelona lebten oder die Bastetani, ganz im Süden Spaniens.

Dolors beginnt auch gleich mit der Führung. Die Einwohner dieser Siedlung gehörten zum Stamm der Ilergets. Die Festung muss ein wahres Bollwerk gewesen sein. Hohe Mauern, umgeben von einem tiefen, mit Wasser gefüllten Graben. Dieser Graben an sich war schon eine ausgeklügelte Meisterleistung der Ingenieurskunst. Vor allem wenn man bedenkt, welche einfachen Mittel den Menschen damals zur Verfügung standen. Ganz genau haben die Einwohner berechnet, wohin das Wasser fließt, und die verschlungenen Gräben entsprechend angelegt.

Graben Kurve iberer siedlung Arbeca freibeuter reisenein ausgeklügeltes System von Gräben als zusätzlicher Schutz vor Angreifern

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So ganz primitiv waren die Ilergets im Jahre 800 vor Christus sicher nicht. Sie beobachteten die Natur, kannten die Umgebung und betrieben Handel mit Phöniziern und Griechen. An Wasser hat es nicht gefehlt. „Die Leute hier waren gesund, gut ernährt und fanden immer genug zu essen“, sagt Dolors. „Es war ein friedliches Zusammenleben mit den Nachbardörfern.“ Natürlich haben sie sich gegen Angreifer gewehrt, wenn diese auftauchten „Aber sie waren eher Strategen als Krieger. Sie waren Bauern und kannten das Land um sie herum ganz genau. Wenn sie kämpften, dann von Angesicht zu Angesicht, um ihr Dorf zu verteidigen, nicht um die Gebiete anderer Stämme zu erobern.“

Trotz der guten Ernährung wurden die Bewohner nicht besonders alt. „Dreiunddreißig Jahre war das älteste Skelett einer Frau, das die Archäologen hier gefunden haben“, weiß Dolors zu berichten. Die Lebenserwartung vor über zweitausend Jahren war nicht besonders hoch.

Wir umkreisen das ausgeklügelte Grabensystem und nähern uns der eigentlichen Siedlung. Zwölf massive Türme und dicke, hohe Mauern schützten die Bewohner. Diese Schutzwälle wurden in mehreren Stufen angelegt. Außen befanden sich aufgerichtete, spitze Felsbrocken, die es unerwünschten Eindringlingen fast unmöglich machten, die Stadt einzunehmen. Im achten Jahrhundert vor Christus hatte man ja noch keine Feuerwaffen oder Kanonen und gegen Pfeil und Bogen war man in einer solchen Festung gut geschützt. Mögliche Feinde überlegten es sich mit Sicherheit dreimal, ob sie es wagen sollten, eine solche Stadt anzugreifen.

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Auf jeden Fall waren die Menschen hier weder faul noch dumm. Die Überreste der Siedlung zeugen von Ingenieursgeschick und Jahrzehnte andauernden, aufwendigen Bauarbeiten. Hier hat sich niemand auf die faule Haut gelegt.

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Als wir die Stadt schließlich durch einen der schmalen Eingänge betreten, erklärt Dolors mir die Anordnung der Hütten und die Bedeutung der Steinwälle. In drei verschiedenen Schichten wurde hier übereinandergebaut. Vor meinen Augen entsteht ein Bild. Wer durch den engen Eingang kam, stand inmitten kleiner Häuser und Räume, die gemeinschaftlich genutzt wurden. Auf der Innenseite der Gasse, im Zentrum der Siedlung, befanden sich die Hütten zur Aufbewahrung des Getreides, zum Lagern von Feuerholz etc. Die Wohnbereiche lagen mit dem Rücken zur Stadtmauer und waren zur Gasse hin geöffnet. Vermutlich saßen die Leute unter einer Art Baldachin vor ihrer Hütte. Vielleicht mahlten sie hier Getreide und rührten in tönernen Schüsseln, während die Kinder in kleinen Gruppen, tobend und spielend, im Sand herumliefen.

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„In den Wohnbereichen haben die Archäologen zahlreiche Kindergräber gefunden“, berichtet Dolors. „Normalerweise verbrannten die Iberer ihre Toten außerhalb der Stadt und setzten sie in Urnen bei.“ Kinder waren davon offenbar eine Ausnahme. Besonders aufgeregt sollen die Archäologen gewesen sein, als sie drei gleichaltrige Kinderleichen in einem Grab fanden. Liebevoll nebeneinandergelegt hatte man die drei Babys gefunden. Es handelte sich um Drillinge, wie nähere Untersuchungen ergaben. Leider haben die drei Kleinen und ihre Mama wohl die schwere Geburt nicht überlebt. Das Leben war hart, ohne moderne Medizin und Krankenhäuser.

In einer Art Tempel stießen die Forscher auf einen Pferdefötus, der sehr wahrscheinlich als Opfergabe diente. Die Bewohner der iberischen Siedlung müssen in ziemlichem Wohlstand gelebt haben, denn für die damalige Zeit scheint es schon sehr luxuriös, Tiere und deren ungeborene Nachkommen als Opfer zu bringen. „Meistens wurden jedoch kleinere Tiere geopfert, die man in einem abgetrennten Bereich des Tempels aufbewahrte“, erklärt Dolors.

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In der Mitte des Dorfes befand sich eine enorme Zisterne. Ein kleiner Gang führt zu der ummauerten Wasserstelle. Vorsichtig bahne ich mir einen Weg durch das Geröll, um dieses Wasserloch aus der Nähe zu betrachten. „Wahrscheinlich waren es die Frauen, die das Wasser holten und auch sonst für Vieles verantwortlich waren“, vermutet Dolors.

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Nach mehr als vierhundert Jahren verließen die Bewohner das Dorf. Vermutlich war die Siedlung nicht mehr modern und sie zogen in umliegende, neuere Dörfer. Als der römische Feldherr Cato während des zweiten Punischen Krieges auf die Iberische Halbinsel kam, um hier Julius Cäsar zu treffen, war die Festung längst schon nur ein Haufen Steine.

Dolors hat recht. Es ist schon ein ganz spezieller Ort. Es ist mehr als nur still und friedlich. Ich lasse meinen Blick über die weiten Felder ringsum schweifen. Von diesem Fleckchen Erde geht wirklich eine besondere Ruhe und Verbundenheit mit der Natur aus. Vielleicht haben die Iberer ja deshalb genau dieses Plätzchen gewählt, um ihr Dorf zu errichten. Ich kann jedenfalls gut verstehen, dass Dolors sich in diese alte Stadt verliebt hat.

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Mehr Infos über die alten Iberer:

Adresse:
Fortalesa „Els Vilars“
Camí dels Vilars
Arbeca /Lleida

Eintritt:

Eintritt Erwachsener + individuelle Führung: 5 Euro
(Ewachsene als Gruppe: pro Kopf 2 Euro)
Erwachsene ohne Führung: 3 Euro
Kinder 8 -14 Jahre: 1,50 Euro
Für Kinder bis 7 Jahre ist der Eintritt frei

Aktuelle Preise und Öffnungszeiten findest Du auf der Website:

Website Vilars Arbeca: www.vilars.cat

Website MAC: www.mac.cat

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Der Besuch dieser alten Iberersiedlung fand im Rahmen eines Blogtrips durch die Region Lleida statt.