Überrascht war ich über die vielen Skulpturen, die es in Stockholm wirklich an jeder Ecke gibt. Ein paar davon hab ich abgelichtet, naja mit mehr oder weniger Licht, aber das ist in Stockholm im Winter nun mal selten. Jedenfalls geht es heute mal um „Kunst im öffentlichen Raum“.
Hemlös Räv
Ganz klein, so klein, dass man ihn fast übersieht, ist der Fuchs, der „Hemlös Räv“. Wenn man von der Drottninggatan, der Fußgängerzone und Shoppingmeile Stockholms aus, über die Fußgängerbrücke nach Gamla Stan läuft, kommt man an dieser kleinen Statue vorbei. In Lumpen und Decken gehüllt, sitzt er wie ein Bettler auf dem Boden. Aus seinem Schoß lugt ein winziges Fuchsbaby aus diversen Stoffschichten hervor. Der Fuchs soll daran erinnern, dass es auch in Schweden viele Obdachlose gibt. Auf der Website der Stadsmission kann man sich erkundigen, was gerade benötigt wird.
Solbåten
Gleich neben meinem Boot-Hotel, das in Riddarholmen angedockt liegt, stand ein großes Ohr. Im Morgengrauen, so um neun Uhr, sah es jedenfalls für mich wie ein Ohr aus. Später habe ich nachgelesen, dass es eigentlich ein Segel darstellen soll. Naja, mit viel Fantasie … Das Ohr heißt jedenfalls „Solbåten“ und ist ein Werk des Künstlers Christian Berg.
Kristallvertikalaccent
Der Kristallvertikalaccent ist ein grauer Koloss. Eigentlich sollte er von innen beleuchtet sein, dachte ich. Aber das Einzige was hier leuchtet sind die Elche und Tannenbäumchen, die am Fuß des Kristalls stehen. Diese graue Sünde ist ein Relikt aus den siebziger Jahren, habe ich mir erzählen lassen. Der Glasdesigner Edvin Öhrström hatte eigentlich eine prima Idee, nur hatte er noch nie an einer Skulptur dieser Größenordnung gearbeitet. Ursprünglich sollte außen Wasser herunterlaufen, von innen sollte es leuchten und das Ganze sollte sich in den Fassadenfronten der Bürogebäude drum herum dann reflektieren. Ein Glitzermeer praktisch. Daraus ist aber nie etwas geworden. Irgendwas hat mit der Berechnung wohl nicht gestimmt. Oder man hat bei den Wasser- und Stromleitungen gespart. Jedenfalls steht der stumpfe Kristall da jetzt rum. Abgerissen wird er aber nicht. Er bleibt als eine Art Kulturdenkmal stehen, auch um an Fehler alter Zeiten zu erinnern.
Sisters
Auf der Insel Södermalm, am Mosebacketorg, habe ich die Sisters gefunden. Darüber was die beiden Venus ähnlichen Frauenkörper darstellen sollen, gibt es spannenderweise sehr verschiedenen Theorien. Auf einer Website habe ich gelesen, dass sie schwedische Tugenden wie Geradlinigkeit, Stärke und Selbstbewusstsein ausdrücken sollen. Auf einer anderen Seite habe ich aber gelesen, und das erscheint mir viel wahrscheinlicher, dass es sich hier nicht um Schwestern, sondern um ein Liebespaar handelt. Nils Sjörgen, der Bildhauer, soll die Geschichte des lesbischen Paares zu Ohren gekommen sein. Die beiden Frauen hatten 1911 den Freitod gewählt und sich ertränkt. Da Sjörgen zu dieser Zeit gerade an einer Venus arbeitete und sehr von dem Schicksal der beiden Frauen beeindruckt war, beschloß er, ihnen ein Denkmal zu widmen.
Sjöguden
An der Schleuse Slussen, dort wo die Fähren nach Djurgarden anlegen, steht ein lustiger, etwas moppeliger Meeresgott. Eine hübsche Nixe im Arm, grinst er frech über das Meer. Die Figur heißt „Sjöguden“, den nordischen Meeresgott Njörðr stellt sie allerdings nicht dar. Vermutlich handelt es sich bei diesem Sumo-Meeresgott um Triton, den Sohn des Poseidon.
Duo
Duo nennt sich dieses Paar von Thomas Qvarsebo, das mich am Fuß der Treppe erwartet hat, mehr habe ich über die zwei nicht herausgefunden. Irgendwie hatte ich aber den Eindruck die gucken mich spöttisch an, so als ob ich die Treppe nur mit viel Mühe und Not schaffen würde. Aber vielleicht lag das auch daran, dass gerade ein Jogger neben mir die Schräge hoch gerannt ist. Gegen Ende ist das echt eine ganz gute Steigung. Aber egal. Der Jogger ist oben angekommen und ich auch. Passenderweise heißt der Weg übrigens Pustegränd.
Evert Taube
Evert Taube war ein Liedermacher, Nationaldichter, Volkstroubadour … so in die Richtung. Der beliebte schwedische Komponist blinzelt heute auf dem Järntorget in Gamla Stan trotz Sonnenbrille in die Sonne. Ich kenne zwar keines seiner Lieder, aber auf mich wirkt er wie ein schwedischer Heinz Rühmann.
T-Bana
Auch Kunst: Die Metro! Zum Schluss noch schnell die Metro, oder U-Bahn oder Tunnelbana (T-Bana), wie sie hier in Stockholm ja heißt. Die Haltestationen zählen definitiv mit zu den Kunstwerken Stockholms. Ich habe jetzt nicht alle abgefahren, aber die hier zum Beispiel sieht doch fast gemütlich aus, oder?
Ich finde es immer toll, wenn eine Stadt solche kleinen und großen Details zum Entdecken bereit hält. Sei es Streetart, Skulpturen oder andere Ideen. Ich finde es sagt so viel über eine Stadt. Den Solbåten finde ich persönlich auch einfach total niedlich! Danke für deine schöne Sammlung hier. LG
Witzig irgendwie, da hab ich ein Jahr lang in Stockholm gewohnt und mir ist jetzt erst durch deinen Artikel aufgefallen: ich kenn zwar die meisten der Skulpturen, die du hier aufgelistet hast – hab mich aber nie drum geschert, mal die Geschichte dahinter zu erforschen…
Vielen Dank für diese sehr interessante Recherche-Arbeit.
Liebe Grüße vom Kulturbanausen. 😉
Hey ein Jahr hast Du in Stockholm gelebt? Wow! Ich glaub ich muss im Sommer noch mal hin. Winter ist zwar auch schön, aber einfach zu dunkel 🙂