Kein Mensch ist weit und breit zu sehen. Ganz allein steh ich in l’Escala am Strand und blicke aufs Meer hinaus. Auf der anderen Seite der Bucht kann ich hinter Roses die schneebedeckten Berge der Pyrenäen erkennen. Es ist kalt heute, aber das macht nichts. Die Sonne scheint und der Himmel ist blau mit kleinen hübschen Wölkchen. Gegen Kälte habe ich mich warm eingepackt. Da auch die gefürchtete Tramontana, der ziemlich heftige Wind, der in der Bucht von Roses manchmal tagelang für heftige Luftbewegungen sorgt, nichts von sich hören lässt, kann ich gemütlich durch die kleinen Buchten des Fischerortes bummeln.
Überall in l’Escala trifft man auf Anchovis. Einst war das hier so was wie eine Hauptstadt für die eingelegten Sardinen. Bei einem Besuch in einer der Fabriken hat mir Enric einmal erklärt, dass seine Anchovis sogar in Australien als Delikatessen verkauft werden.
Im Sommer ist es in l’Escala ziemlich voll. Wie in Roses tummeln sich auch hier zahlreiche Touristen aus dem Norden. Doch entlang des alten Küstenwegs, des Camí de Ronda, kann man auch im Sommer an wundervolle, schöne kleine Buchten gelangen. Richtung Ruines d‘Empúries kommt man zum Beispiel zur Platja Portixol. Dort gibt es nahe des Luxushotels einen kleinen Felsbogen. Der ist zwar nicht so groß, wie der den sie in Malta hatten, aber dafür steht das Fenster zum Meer hier noch.
Auf der anderen Seite, Richtung Torroella de Montgrí liegt die Cala Montgó. Die schläft jetzt allerdings einen Dornröschenschlaf. Dort treffe ich am Strand einen Vater, der mit seinem Sohn spazieren geht. In Gummistiefeln, fast wie am Wattenmeer. Wir unterhalten uns kurz. Hier ist alles geschlossen um diese Jahreszeit, auch das Hotel Miquel restauriert im Dezember, bestätigt er mir das Offensichtliche. Doch er scheint ganz froh darüber zu sein. Jetzt haben die Anwohner, die das ganze Jahr über hier leben, die Bucht endlich mal für sich allein.
Cala Montgó : oben im Winter, unten bei Sonnenaufgang im Sommer
Als ich langsam Hunger kriege, ist es gar nicht so leicht, ein Restaurant zu finden. Es gibt zwar ein paar geöffnete Läden, direkt am Strand in der Altstadt, die sind aber offensichtlich nur für wohlhabende Gäste, denn die Menüs kosten um die 30 Euro und mehr. Eine nette Dame, die ich auf der Straße anspreche, empfiehlt mir das L‘Escalenc und begleitet mich sogar ein Stück des Weges. Dort gäbe es gute Hausmannskost, Arros und Spezialitäten aus dem Empordà zu vernünftigen Preisen. Das kleine Lokal ist schnell gefunden. Doch leider sind alle Tische besetzt. Ich bin nicht die Einzige, die hier hungrig aufkreuzt. Bis 15 Uhr sei leider kein Tisch frei erklärt mir der Kellner. Also besser vorbestellen nächstes Mal.
Eine Weile später werde ich im Hafen schließlich fündig. Dort, wo sich die Fischer nach der Fahrt zur See treffen und ein Bierchen trinken, gibt es ein günstiges Mittagsmahl. Das Essen ist keine Haute Cuisine, aber der Fisch ist frisch und ich habe von meinem Tisch aus einen wundervollen Ausblick, direkt auf die Schiffe im Hafenbecken. Die schaukeln dort nämlich gemütlich in der Sonne. In l’Escala gibt es auch heute noch echte Fischer. Während ich meinen Reis löffele, kann ich ihnen dabei zusehen, wie sie ihre Netze aufwickeln. In hohen Gummihosen und mit dicken Pullovern warm verpackt, stehen sie dort am Kai, wenige Meter vor mir.
Zwischen all den Bojen und Fässern sind hier viele Katzen unterwegs. Hungrig bleiben die hier bestimmt nicht. Sie sehen alle sehr gut genährt aus, wie sie faul in der Sonne liegen.
Restaurant La Llar Dels Pescadors
Carrer Port de la Clota
17130 L’Escala, Girona
www.lallardelspescadors.net
Tagesmenü für 12 Euro oder à la carte
Restaurant L’Escalenc
Carrer del Mar, 45,
17130 L’Escala, Girona
Kleiner Familienbetrieb in der Altstadt. Laut der netten Dame, soll es hier frische, regionale Küche geben und schmecken wie bei Muttern. So gediegen wie in Mutters – oder Großmutters- guter Stube ist auf jeden Fall auch die Deko. Da muss ich nächstes Mal unbedingt einen Tisch reservieren 🙂
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