Gerade auch auf Reisen, ist es wichtig, bewusst unterwegs zu sein. Die neue Umgebung mit allen Sinnen wahrnehmen, sich auf sie einlassen. Es ist nicht nur wichtig, sondern auch viel schöner, wenn man innehält, runter schaltet und Pausen macht. Reisen sollte mehr sein als nur ein Abhaken von Sehenswürdigkeiten. Mehr als Selfie, done, weiter. Nicht nur im Sinne der Umwelt und der Nachhaltigkeit, sondern weil es dem eigenen Körper gut tut! Viel zu oft erwische ich mich selbst dabei, wie sich schnell mal eben noch etwas erledige und ganz nebenbei dann noch dies oder das mache. Im Grunde bin ich in solchen Momenten weder bei mir selbst noch bei der Sache. Das will ich unbedingt ändern. Es ist Zeit für Mindful travel.
Was ist mindful travel überhaupt ?
Mindfulness ist im Grunde genommen eine Art Philosophie, die die Menschen dazu bringen soll, wieder mehr im Hier und Jetzt zu sein. Das Glück, den Augenblick bewusst zu erleben und zu geneißen. Diese Fokussierung auf das Bewußtsein stammt eigentlich aus dem asiatischen Raum, hat sich aber längst unabhängig von den Religionen der Welt zu einer Art Gesundheitstherapie weiterentwickelt. Unsere Gesellschaft ist voller Stress, Druck und Depression. So oft verlieren wir uns selbst in unserem arbeitsreichen Alltag. Die Suche nach Mitteln und Wegen, die Abhilfe schaffen, ist groß.
Um wirklich „mindful“, also auch mit geöffneten Augen und großem Herzen durch das Leben zu gehen, brauchen wir meistens erst eine kleine Hilfestellung, eine Anleitung, wie wir Schritt für Schritt lernen, unsere Umgebung wirklich wahrzunehmen und uns dabei wohlzufühlen. Das kann ein Retreat sein, ein Yogakurs oder ein Meditationswochenende. Was auch immer wir uns aussuchen, um später im Alltag einen Ruhepunkt zu finden. Ich glaube, dass es nicht nur mir so geht, sondern dass viele Leute in einer ganz ähnlichen Situation sind und lernen wollen, wie sie besser auf sich selbst achtgeben können.
Darum wollte ich unbedingt ausprobieren, wie es sich anfühlt „mindful“ unterwegs zu sein. Ob und wie das geht, durch Meditation oder Atemübungen den Rhythmus runterzuschrauben, zu entschleunigen und einfach mal zehn Minuten still zu bleiben. Dabei zusehen, wie die Welt sich dreht, ohne mitzuwirbeln.
Nach einem Spaziergang auf dem Camí de Ronda bei S‘Agaro treffe ich Santi, die mir die ersten Schritte dazu erklärt. Wir sitzen an einer schönen Stelle des Weges, mit Blick aufs Meer. Die erste Übung besteht darin, eine Blaubeere zu essen. Es geht darum, dass wir wirklich bei der Sache sind, wenn wir etwas tun. Zum Beispiel, wenn du isst, dann konzentriere Dich auf das Essen, sagt sie. Lege das Handy zur Seite und sieh dein Essen genauer an. Wie sieht es aus ? Wo kommt es her? Wonach riecht es? Wie fühlt es sich an? Denke an die Energie die es Deinem Körper geben wird. Und so rieche und betaste ich die Blaubeere, während der Wind mich leise streichelt und das Meer rauscht. Dann erst stecke ich sie in den Mund und esse sie ganz langsam.
Und das funktioniert natürlich nicht nur mit Essen. Wenn Du eine neue Landschaft durchstreifst, nimm sie mit allen Sinnen war. Welche Farben siehst Du? Ist es warm in diesem Land? Wie sind die Menschen? Wie riecht es hier? Welche Geräusche hörst Du? Ist es laut oder leise? Wenn du spazieren gehst, fühle jeden Schritt, atme die Luft, rieche, taste fühle den Wind.
Yoga
Laura hat eine kleine Wohlfühl-Oase geschaffen, weil sie irgendwann gemerkt hat, wieviel Bedarf es nach einem Ort gibt, an dem man sich eine kleine Auszeit vom Alltag gönnt. Das gilt besonders für Frauen, aber auch für Männer. Zwischen Stress im Büro, Kindern und Haushalt einfach mal eine Stunde Zeit finden, in der man etwas für sich selbst tut und neue Energie tankt.
Runterschalten und in mich hineinhorchen, darum geht es in der Yogaklasse. Leider kann ich wegen meiner bis vor kurzem noch in Gips eingesperrten Hand noch nicht alle Übungen mitmachen. Aber auch so komme ich gut ins Schwitzen und spüre diverse Muskeln meines Körpers. Viel zu kurz ist die Entspannungsübung am Ende. Gerade war mein Verstand dabei komplett abzuschalten, da sind wir schon wieder fertig und räkeln uns langsam in die Welt zurück.
Sehr spannend finde ich die Aerial Yoga Klassen. Sobald meine Hand wieder fit ist, muss ich das unbedingt ausprobieren! Es sieht aus wie fliegen. Die Schwerelosigkeit wird richtiggehend ausgetrickst, weil man bei den Yogaübungen in einer Schlinge in der Luft hängt. Das sieht sooo gut aus!
(Foto © Rafa Pérez – Centre de Benestar Laura Irla)
Arkhé Healthy Stay
Zu meinem Wohlfühl-Trip gehört natürlich auch gesundes Essen. Darum fahre ich zu Marta, nach Pals. Im Arkhé Healthy Stay bin ich zu einem Kurs angemeldet, in dem sie erklärt, wie wichtig es ist, dass wir uns bewusst ernähren. Je frischer die Zutaten sind, umso gesünder sind sie natürlich auch. In dem wunderschönen Frühstücksraum des kleinen Hotels ist auch die kleine Küche, in der Marta zeigt, wie man schnell und unkompliziert mega leckere Gerichte zaubern kann. In dem wunderschönen alten Schrank stehen jede Menge Einmachgläser gefüllt mit Nüssen, Samen, Gewürzen und Hülsenfrüchten. Auf dem Tresen stehen Sträuße wilder Malve und grüner Kräuter, wie Petersilie, Minze oder Koriander. In den Töpfen wachsen Rosmarin und Thymian und auf den Frühstückstischen stehen gelbe Mimosen. Eine Bilderbuchküche, wie bei einer Kräuterfee. Während wir das Müsli für Morgen früh zubereiten, duftet es schon nach Zimt. Zum Abendessen machen wir noch leckere Crêpes aus Buchweizen mit Gemüsefüllung.
Marta und ihr Mann Martí haben das Haus des Großvaters liebevoll restauriert und zu einem kleinen Hotel umgebaut. Es liegt ganz nah am mittelalterlichen Dorfkern von Pals und so gehen wir vor dem Abendessen noch eine Runde durch die wunderschönen Gassen. Nach so viel Bewegung heute und dem leckerem Essen schlafe ich ziemlich schnell ein und versinke in tiefen Träumen.
Nur ungern schlüpfe ich am nächsten Morgen aus meinem gemütlichen Bett, doch ein sehr köstliches gesundes Frühstück wartet auf mich. Entspannt und mit viel Zeit beginne ich langsam den Tag. Dann muss ich mich wieder auf den Weg machen.
Kochkurs Local Market
Im Jüdischen Viertel von Girona haben Laura und Mariona vor ein paar Jahren eine Kochschule eröffnet. Dort kann man traditionelle Gerichte der Costa Brava kochen lernen, wie die verschiedenen Arrossos, zum Beispiel. Aber heute steht etwas anderes auf dem Stundenplan. Mariona weiht mich heute in die Welt des Batch Cooking ein. Batch Cooking ist eigentlich ganz einfach. Es geht darum, einmal in der Woche gesunde Bausteine zu kochen, aus denen man dann unter der Woche ohne viel Aufwand weitere gesunde Mahlzeiten zubereiten kann.
Unsere Bausteine sind heute: 1x Suppe, 1x Gemüse im Ofen, 1x Gemüse in der Pfanne, 1x Soße, 1x Hülsenfrüchte. Und so quatschen und schnippeln wir, ganz ohne Eile, aber dafür mit viel guter Laune, bis der ganz Raum köstlich duftet. Aus den einzeln vorbereiteten Teilen können wir dann je nach Lust und Laune mit wenigen Handgriffen verschiedene Gerichte zaubern. Aus dem Ofengemüse zum Beispiel kann eine cremige Suppe oder die Füllung für eine Crêpe werden. Oder, wer mag, isst es als Beilage zu einem Fisch- oder Fleischgericht. Wir haben heute leckere Quina-Kroketten, ein Hummus, ein Korianderpesto, eine Gemüsebrühe und eine gebackene Birne (mit Zimt und Kardamom!) gezaubert. Und morgen gibt es aus den Resten der Bausteine wieder etwas ganz Neues.
Römische Bäder
Dass die Stadt Girona einst von den Römern unter dem Namen Gerunda gegründet wurde, habe ich ja bestimmt schon mal irgendwann erzählt. Dass es in Andalusien traumhafte arabische Badehäuser gibt, die die Mauren vor vielen Jahrhunderten als Teil ihrer Kultur mitgebracht haben, weißt Du sicher auch. In Girona hat Gabriel vor einigen Jahren beschlossen, hier so etwas Ähnliches wie ein arabisches Bad zu schaffen. Weil wir in Girona sind und im Untergrund überall römische Ruine ruhen, hat er also ein Römisches Bad eröffnet. Genau hier, wo heute das Aqua Banys Romans liegt, führte vor zweitausend Jahren die Via Augusta von Roma nach Tàrraco. Direkt an der Kathedrale verlief diese römische Hauptstraße damals.
Hier an dieser Stelle, unter einem mittelalterlichen Krankenhaus, fand man bei Ausgrabungen Reste einer römischen Villa. Manche Teile davon kannst Du beim Besuch des Thermalbades sogar sehen! Ich fange meine Baderundgang mit kalten und warmen Strahlen an, die abwechselnd aus Spritzdrüsen auf meine Knöchel strahlen. Einen Schritt weiter spritzt das Wasser schon in Kniehöhe. Langsam arbeite ich mich vorwärts, bis ich komplett erfrischt bin. Am Ende des Ganges wartet die Sauna …
In der unteren Etage empfängt mich sanft gedämpftes Kerzenlicht. Kuschelige Gemütlichkeit herrscht in den alten Mauern. Als sich meine Augen an das wenige Licht gewöhnt haben, kann ich die Beschriftungen der drei Wasserbecken lesen. Das größte Becken ist angenehm wohltemperiert, damit fängt man an. Danach kommen das Caldarium und das Frigidarium. So jedenfalls haben das wohl die alten Römer gemacht. In dem lauwarmen Wasser liege ich wie in einer riesigen Badewanne, unter mir leuchten durch ein Glasfenster die Jahrtausende alten Steine der Römervilla.
Als ich schließlich genug geplantscht habe, bin ich neugierig auf das Heißwasserbecken. Wieder Erwarten ist das noch wärmere Wasser super angenehm! Geschätzte 40 Grad. Ich schwebe regelrecht auf dem Wasser. Schwerelos, so leicht wie eine Feder fühle ich mich. Und so kuschelig warm. Hier bleibe ich! … Kurz bevor mein Hirn in entspannten Schlafmodus umschaltet, gelingt es mir, mich loszureißen. Schweren Herzens trenne ich mich von meinen Lieblingsbecken und stehe vor dem letzten, dem Kaltwasserbecken. Es ist – erfrischend! Länger als für ein kurzes Untertauchen hält es mich hier nicht. Nun bin ich wieder wach. Aber richtig.
Infos Mindful travel
Ob Wellness, Gesundheit, Mindfulness, eigentlich gehört das alles irgendwie zusammen. Es geht um Wohlfühlmomente, darum im Hier und Jetzt etwas Gutes für sich selbst zu tun, für den Körper und die Seele. Das kann man natürlich allein zu Hause tun oder man nimmt sich eine Auszeit, fährt irgendwo hin, wo es schön ist. Am liebsten ein ganzes Wochenende voller Ruhe und Entspannung. Neben den Mindful Kursen, die es auch an der Costa Brava gibt, noch ein paar Adressen zum Nachreisen:
Mindful Kurse:
Mehr Infos zu Mindful Kursen an der Costa Brava gibt es hier:
Website: www.edgartarres.com/
Yoga Kurse im Centre de Benestar Laura Irla
Carrer Garbí
17100 Bisbal d’Empordá
Website: laurairla.com
Arkhé Healthy Stay
Carrer del Raval, 5
17256 Pals
Website: www.arkhedepals.com
Local Market
Carrer Bonaventura Carreras I Peralta, 5
17004 Girona
Website:www.localmarket.cat
Kochkurse gibt es mittlerweile sogar auch auf Deutsch!
LEIDER HAT DIE KLEINE KOCHSCHULE 2020 NICHT ÜBERLEBT UND IST SEIT DEZEMBER GESCHLOSSEN. 🙁
Aqva Banys Romans
Carrer del Riu Galligants, 5
17007 Girona
Website: www.aqvabanysvells.com
Dieser Artikel entstand im Rahmen eines Blogtrips zum Thema Mindful Travel, zu dem ich vom Patronat de Turisme eingeladen wurde.
wat für schöne Bilder 🙂
… und was für schöne Erlebnisse! 🙂