Auf der Suche nach dem angesagten Energy-Beeren-Mix finde ich ganze unterschiedliche Dinge. Açaí kann so ziemlich alles sein: Müsli, Eis, Getränk – nur die Beere selbst, aus der dieses beliebte Surfergetränk gemacht wird, kriege ich nirgends zu sehen. In Búzios hatte mir Leo schon erklärt, dass die Beeren ursprünglich aus dem Norden Brasiliens stammen. Irgendwie sind sie dann zunächst in Surferkreisen plötzlich total hipp geworden und sollen angeblich ein gesunder Energielieferant sein. Als Getränk ist Açaí allerdings überraschend süß. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die da ordentlich Zucker reingemixt haben. Aber die Brasilianer mögen es auch gern süß. Selbst in den frischen Maracujasaft schütten sie sich Zucker, weil er ihnen sonst zu sauer ist.

Açaí:

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In einem kleinen Laden in Ipanema finde ich Açaí dann auch als Müsli. Beziehungsweise als Grundlage für ein Müsli. Ich kriege das Açaí-Mus mit Banane gemischt und dazu ein Schüsselchen „Granola“, so nennen sie das Müsli jedenfalls. Ich hätte auch Farofa oder noch andere Dinge dazu bestellen können. Es schmeckt total lecker. Nicht ganz so süß, wie der “Saft” den ich neulich probiert habe, aber immer noch süß.

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Lustige Früchtchen:

Abacachi, Mamão, Goiaba, Graviola … das Obst ist nicht nur schön bunt in Brasilien, es hat auch bunte Namen, die ich noch nie gehört habe.

An meinem Lieblingssaftladen probiere ich mich durch die verschiedenen Sorten. Es herrscht immer Hochbetrieb. Die drei „Kellner” älteren Semesters, die hinter dem Verkaufstresen stehen, brüllen die Bestellungen einfach nach hinten, in einen kleinen Raum hinter der Theke, in dem die Säfte, aber auch kleine Speisen wie Tapioca, zubereitet werden. Sitzen kann man hier nicht. Man trinkt im Stehen oder lässt sich seine Bestellung in einen Plastikbecher zum Mitnehmen füllen. Es geht zu, wie bei McDonalds. Ein lustiges Treiben. Bisher habe ich Papaya und Goiaba probiert. Hat beides super geschmeckt. In den Bars am Strand und an der Lagoa bestelle ich mir oft einfach etwas mit gut klingendem Namen aus der Getränkekarte und lasse mich überraschen.

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Einkaufen auf dem Markt:

Auf dem Markt koste ich mich dann durch die Auslagen. Jeder will mir ein Stück Frucht in den Mund stecken. Erdbeere kenne ich. Schmeckt lecker, aber auch wieder sehr viel süßer als gewohnt. Mango und Papaya erkenne ich ebenfalls problemlos. Auch die Litschi schmeckt gut. Ich probiere hier und kaufe da etwas. Dabei zahle ich sicher das Doppelte vom normalen Preis. Touriaufschlag eben. Übers Ohr gehauen zu werden, gehört wohl einfach dazu. Nur bei einem ganz dreisten Verkäufer frage ich noch einmal nach. Er will zehn Reais für zwei Bananen und eine Sternfrucht haben, obwohl das Kilo Bananen für vier Reais ausgeschildert ist. Ohne das Ganze überhaupt zu wiegen!  “Dez Reias?”, frage ich und ziehe die Augenbraue missbilligend hoch, denn zu mehr reicht mein Vokabular leider nicht.  “Cinco, cinco!”, beteuert er sofort, als ob er sich nur vertan hätte. Geht doch. Das ist bestimmt immer noch mehr, als die Brasilianer zahlen, aber egal.

Markt Ipanema

Plötzlich steht ein alter Mann krakeelend mitten auf der Straße. Die Autos müssen geduldig um ihn herumfahren. Er ist entweder betrunken oder verrückt. Er tut mir leid. Aber ich kann ihn ja nicht von der Straße zerren. Ein Autofahrer, dem er direkt vor den Kühler läuft, fängt an zu hupen. Schließlich taumelt er dann doch an den Rand und lehnt sich an einen Stapel leerer Obstkisten.

Ein paar Minuten später, auf der anderen Seite des Marktes, sehe ich ihn schon wieder. Jetzt liegt er aber mitten auf der befahrenen Straße, auf dem Boden und bewegt sich nicht mehr. Zwei Männer und eine Frau versuchen, ihn auf den Gehweg zu ziehen. „Atropelado (überfahren)?“, fragt mich eine gut gekleidete Frau am Zebrastreifen und hält sich erschrocken die Hand vor den Mund. Ich habe auch keine Ahnung. „Bebado (betrunken) o morto (tot)“, meint eine andere, ältere Dame neben uns, ganz sachlich. Mir tut der alte Mann so leid. Als sie endlich heil auf der anderen Straßenseite ankommen, setzt er sich plötzlich auf, so als ob er gerade erst aufgewacht wäre, und beginnt wieder laut zu lallen. “Bebado”, höre ich noch jemanden sagen. Dann gehen alle weiter und der Alltag nimmt seinen Lauf.

Als ich zu Hause das Obst in den Kühlschrank packen will, bin ich nicht wirklich überrascht, dass die Hälfte der Früchte, die doppelt und dreifach in Plastiktüten eingewickelt wurden, an verschiedenen Stellen schon matschig sind. Auf dem Markt einzukaufen will hier eben auch erst gelernt sein. Aber vielleicht kann ich ja die andere Hälfte der Früchte noch essen.

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mangos Brasilien
Was ich sonst so an Obstvokabeln gelernt habe:

Açaí spricht man ungefähr „assa-i“ aus. Eine deutsche Übersetzung habe ich bisher nicht gefunden.
Goiaba  – Guave
Abacachi – Ananas
Mamão – Papaya
Carambola – Sternfrucht
Graviola  – grün, stachelig und innen weiß mit Kernen, wie eine Kreuzung aus Litschi und Maracuja, aber eben grün
Morango – Erdbeere
Acerola – rote Beeren
Pitaya – Drachenfrucht

Hinweis: Der Flug nach Rio de Janeiro wurde von Condor Airlines unterstützt.