Langsam reifen die Oliven heran. Sie brauchen ihre Zeit. Ein Olivenbaum trägt erst nach Jahren die ersten Früchte. Das ganze Jahr über macht so ein Baum nur wenig arbeitet. Oliven sind genügsam. Erst wenn sie reif sind und gepflückt werden sollen, ist Eile geboten. Denn wenn es so weit ist, müssen die Oliven so schnell wie möglich verarbeitet werden. Nur 24 Stunden dürfen vergehen, bis die gepflückte Frucht zu Brei verarbeitet wird. So ist das jedenfalls hier in der Ölmühle des Celler Masroig. Die Anforderungen an ein Olivenöl, das die geschützte Herkunftsbezeichnung D.O. Siurana tragen darf, sind sehr streng.
Wir beginnen unseren Besuch auf einem Olivenhain nahe der Ölmühle. Hier stehen die Olivenbäume zwischen alten Trockenmauern. Es ist still und ziemlich heiß hier oben auf dem Hügel. Das Klima in den Bergen beeinflusst nicht nur die Oliven, sondern natürlich auch die Weine des Priorat. Wegen der extremen Temperaturunterschiede gedeihen hier die kräftigen, roten Trauben besonders gut.
Die Ernte der Oliven erfolgt in der Regel im November. Sobald die Weinlese vorbei ist, geht die Ernte der Oliven los. Das Ursprungsgebiet für das Olivenöl Siurana umfasst rund 12 000 Hektar. Um die hohe Qualität des Öls zu garantieren, wird in der Mühle genau ausgerechnet und protokolliert, wie viele Tonnen Oliven ein Bauer auf seinem Land erntet. Bei der Ablieferung seiner Früchte wird die Qualität, die Temperatur und der Säuregehalt der Früchte gemessen. Alles wird strengstens kontrolliert.
In der Ölmühle werden ausschließlich Oliven der Sorte Arbequina zu D. O. Siurana Öl verarbeitet. Die kleinen, leicht bräunlichen Oliven haben ein besonders feines, leicht süßliches Aroma. Sie sind nach dem kleinen Ort Arbeca, 80 km nördlich von hier, benannt und zählen zu den besten Oliven der Welt. Wenn die Oliven gesäubert und zu Brei gepresst worden sind, muss nur noch das Öl vom Wasser getrennt werden. Früher ließ man das schwerere Wasser einfach ablaufen und schöpfte das Olivenöl oben ab. Heute trennt man die Flüssigkeiten durch Schleuderprozesse.
verschiedene Oliven
Nach dieser ersten Pressung enthält der verbliebene Ölbrei noch viele Nährstoffe und kann theoretisch nochmals gepresst werden. Doch nicht in dieser Ölmühle. Denn um das Qualitätssiegel tragen zu dürfen, müssen alle Öle dieser Mühle aus der ersten Pressung stammen. Den Brei verkauft man daher an andere Mühlen weiter, die in einer zweiten oder dritten Pressung auch noch gutes Olivenöl produzieren. Nur ist das dann eben kein D.O. Siurana mehr.
Schließlich dürfen wir auch einen „Schluck“ des Öls probieren. Für die Verkostung gibt es ein blaues Glas. Das soll verhindern, das man sich beim Schmecken von der Farbe des Öls beeinflussen lässt. Ich schmecke auf Anhieb Tomaten und etwas Grünes. Dann kommt etwas Süßliches, das mich entfernt an so etwas wie Banane erinnert. Angeblich soll auch ein Geschmack nach Artischocken sehr typisch für das D.O. Siurana sein. Um das zu Hause noch mal in Ruhe zu probieren, nehme ich mir, wie immer wenn ich unterwegs bin, wieder einen Kanister Olivenöl mit nach Hause.
Na dann – Prost! (vielen Dank für das lustige Foto ©Marta, Celler Masroig)
Ach und Wein produzieren sie im Celler Masroig natürlich auch! In den alten Lagerräumen ist heute eine kleine Ausstellung untergebracht. Echt schön gemacht!
Infos zum D.O. Siurana
In ganz Spanien gibt es über zwanzig D.O. für Oliven, also Anbauregionen mit geschützter Ursprungsbezeichnung für kalt gepresstes, natives Olivenöl. Das größte Olivenanbaugebiet ist Andalusien aber auch in Extremadura, Valencia, Navarra und Katalonien werden natürlich Oliven angebaut. Die in den verschiedenen Regionen gepressten Öle unterscheiden sich deutlich im Geschmack. Das liegt einerseits daran, dass unterschiedliche Olivensorten angebaut werden, aber auch das Klima und der Boden hinterlassen ihre Spuren und tragen zu einem bestimmten Geschmack bei.
Zu Katalonien gehören die D.O. Baix Ebre-Montsià, Terra Alta, Siurana, Les Garrigues und Empordà. Der Ort Arbeca, nach dem die Arbequina-Oliven benannt wurden, gehört zur D.O. Les Garrigues. Der Legende nach führte ein Adeliger im Mittelalter die Olivensorte aus dem Orient dort ein und zwang die Bauern die Oliven für ihn anzupflanzen.
Ölmühle und Agrobodiga Celler Masroig
Passeig de l’Arbre, 3
43736 El Masroig
mail: celler@cellermasroig.com
Website www.cellermasroig.com
Website Olivenöl www.dopsiurana.com
Tipp: In Ulldecona soll es die meisten Tausendjährigen Olivenbäume der Welt geben! Da muss ich wohl auch noch mal hinfahren.
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