Fast sein ganzes Leben lang verbrachte Joan Miró die Sommer auf einem kleinen Bauernhof im Hinterland der Costa Daurada. Mas Miró liegt in der Nähe des Dorfes Mont-roig del Camp, das Dorf vor dem roten Felsen. Bis kurz vor seinem Tod kam der Maler jedes Jahr hierher, um die wärmsten Monate des Jahres in der Ruhe und Einsamkeit des kleinen Hofes zu verbringen, den seine Eltern 1910 gekauft und ihre Sommerresidenz eingerichtet hatten. Die Landschaft, die roten Felsen, die Natur und die Menschen faszinierten und inspirierten Miró sein Leben lang.

La Masia

Als Miró gerade 17 Jahre alt war, erholte er sich mehrere Monate lang auf dem gerade erst erworbenen Bauernhof von einer schweren Krankheit. Auf Drängen seines Vaters, der den Wunsch Maler zu werden nicht akzeptierte, hatte der junge Mann gerade erst begonnen, als Verwaltungsangestellter zu arbeiten. Doch die Monate in Mont-roig lösen eine Wandlung aus. Miró findet in dieser Zeit die Selbstsicherheit, seinen eigenen Weg zu gehen und sich der Malerei zu widmen.

Wie alle Künstler zu Beginn der letzten Jahrhundertwende zog es auch Joan Miró nach Paris. Er traf andere Maler und Schriftsteller, lernte neue Ideen wie den Surrealismus, Dadaismus und Strömungen Konzepte Gedanken kennen. Doch Paris wirkte auch verstörend auf ihn. Miró fühlte sich verloren. Er brauchte Ruhe, um zu malen und um zu sich selbst zu finden. Während seiner ersten Reise nach Paris entstand kein einziges Bild. Erst später entwarf er eine Reihe an Gemälden, in denen er die kubistischen, impressionistischen und fauvistischen Einflüsse, die in Paris auf ihn einströmten, verarbeitete.

Zwischen Weinreben hindurch gehe ich auf die weiß strahlenden Gebäude der Finca zu. Ein idyllisches Bild – wenn die Autobahn nicht wäre. Schnell erkenne ich die ersten Motive, die Miró auf seinen Gemälden verewigt hat. Die ganze Finca stand ihm Modell. Überall entdeckte Miró das Lebendige dieser Landschaft. In „La Masia“ versuchte er jedes Detail des Hofs auf der Leinwand festzuhalten. Jedes Huhn, jedes Werkzeug, jede Delle im Boden findet einen Platz auf seinem Bild. Immer wieder betonte Miró wie wichtig Mont-roig für ihn sei. Angeblich soll er einen Umschlag mit einer Handvoll Erde der Finca bei sich gehabt haben, wenn er auf Reisen war.

mas miró

La Masia mas miró
In den Räumen der Masia sieht alles noch so aus, wie bei Mirós letztem Aufenthalt 1979. Ein rustikaler Weinkeller, eine kleine Küche und ein schlichter Esstisch, wie man sie in einer traditionellen Masia erwartet. Es war eben diese schlichte Einfachheit des Landlebens, in der Miró sich wohlfühlte. Er trank lieber auf dem Land Wein mit den Bauern, als Champagner bei einem Empfang in Paris.

schlafzimmer mas miró
Tisch mit Kaninchen mas miró

Pferd Pfeife rote Blumen Joan Miró

Die oberen Räume sind gutbürgerlich eingerichtet. Hier befanden sich die Schlafzimmer der Familie. Einige Möbel der Familie sind noch erhalten und geben sich stumm als Inspirationsquelle Mirós zu erkennen. Während des Spanischen Bürgerkriegs war der Hof, auf dem nur Mutter und seine Schwester zurück geblieben waren, von Soldaten besetzt. Miró selbst ging bei Ausbruch der Guerra Civil ins Exil nach Frankreich. Dort blieb er bis zum Einmarsch der deutschen Truppen 1940. Die letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs verbrachte er auf Mallorca und in Mont-roig. Unter dem Einfluss der Kriegswirren entstand während eines Aufenthalts in der Normandie die Idee der „Constallacions“, aus der Miró später seine berühmten Sternenbilder entwickelte.

finca mas miro atelier

ermita de la mare de deu de la roca sant ramon mont roig

mas miró Kapelle

Miró war ein legendärer Schweiger. In Mont-roig zog er sich in sein Atelier zurück, wo er die Ruhe und Einsamkeit fand, die er zum Malen brauchte. Manchmal spazierte er zur Ermita Sant Ramon oder an den Strand, wo er Treibholz sammelte, das er später in seinen Skulpturen zu Kunstwerken verwandelte. Er war ganz vernarrt in die kleinen Gegenstände des Alltags, die er immer wieder auf seinen Bildern festhält.

mas miró Treibholz

Wie viele Künstler musste auch Miró anfangs einige Niederlagen einstecken. Die erste eigene Ausstellung in Barcelona war ziemlich erfolglos. Seine Bilder fanden keine Käufer. Es war sein Freund Ernest Hemingway, der schließlich das Gemälde La Masía kaufte und es in seinem Haus in Kuba aufhängte. Nach seinem Tod schenkte seine Witwe das Bild dem Museum in New York.

mas miró La MASÍA

Obwohl hier keine Werke des berühmten Malers ausgestellt sind, beeindruckt mich dieser Besuch mehr, als das Museum auf dem Montjuïc. Hier habe ich das Gefühl, Mirós Welt nacherleben zu können. Es ist ein bisschen so, als könnte ich ihm über die Schulter gucken und dabei zusehen, wie ein Gemälde entsteht. Diese Landschaft macht es leichter, seine Bilder zu verstehen, weil sie der Anfang, die Grundlage ist, auf der Joan Miró seine spätere Malerei aufbaut.

Mas Miró

Mont-roig del Camp

Auch wenn die meisten Reiseführer als aktuelle Adresse des Centre Miró noch die Kirche von Mont-roig angeben, ist die Ausstellung dort seit 2018 geschlossen. Gleich an der Ausfahrt 1138 Mont-roig del Camp der Autobahn A 7 liegt dafür aber die Mas Miró, die seit 2018 für Besucher geöffnet ist.

Website www.masmiro.com

Mittels QR Code kannst Du Dir viele Infos zu den einzelnen Gebäuden (auch auf Deutsch) auf das Handy laden. Der Eintritt mit Audioguide kostet 9 Euro. Es gibt auch die Möglichkeit eine Führung zu buchen. Ich habe meinen Guide selbst mitgebracht, weil ich einen ganzen Tag lang mit Marie Carmen (la teva ruta) in der Gegend unterwegs war.  

Baum Miró

„Ein Baum hat etwas sehr Menschliches“

Joan Miró

ermita de la mare de deu de la roca sant ramon mont roig